Naturfasern im Autobau – Vom Baumwoll-Trabi bis zum Kenaf-Mercedes

Jute statt Plastik: Was bei Einkaufstaschen schon länger gilt, setzt sich auch mehr und mehr beim Auto durch. Naturfasern ersetzen dort immer häufiger Kunststoffe. Dabei geht es nicht nur um Umweltfreundlichkeit. Häufig sind Teile aus Flachs, Hanf oder Sisal ihren Gegenstücken auf Mineralölbasis sogar überlegen.

Bei den Naturfasern entsteht während der Verarbeitung kein giftiger Staub, sie sind einfach und maschinenschonend zu verarbeiten und auch der Energieverbrauch bei der Herstellung ist gering. Zudem sind Naturfaser-Bauteile häufig leichter als die Kunststoff-Ausführungen und bei Unfällen splittern sie weniger.

Das sind die wichtigsten Gründe, warum immer mehr Hersteller schon seit Jahren auf Naturfasern setzen. Die Kunden bekommen davon in der Regel gar nichts mit, denn in den meisten Fällen sind die Öko-Bauteile von außen nicht sichtbar. So finden sich Naturfasern bei der Mercedes M-Klasse schon seit 2004 in der Türinnenverkleidung – verdeckt von Stoffbezug und Holzintarsien. Eingesetzt wird das von Zulieferer Johnson Controls entwickelte sogenannte EcoCor, das sich zu 50 Prozent aus Flachs, Hanf und Kenaffasern aus Malvengewächsen zusammensetzt. Weiterer Bestandteil ist – wie bei vielen Naturfaser-Werkstoffen – ein Kunststoffharz, das die Pflanzenfasern zusammenhält.

Toyota nutzt Kenaf sogar bereits seit dem Jahr 2000 in den Türverkleidungen einiger damals hierzulande nicht angebotener Modelle. Und auch andere Hersteller wie BMW und Ford setzen auf Naturfasern. Meist ebenfalls bei nicht-sichtbaren Teilen wie Kofferraumverkleidungen, als Füllstoff für Sitze oder unter dem Armaturenbrett. Nur ganz selten sind außenliegende Teile aus dem Öko-Material gefertigt, wie etwa die Ersatzradabdeckung bei einigen Mercedes-Modellen. Bekanntestes Naturfaser-Auto bleibt aber der Trabant. Das DDR-Fabrikat verfügte über eine Karosserie aus Baumwollfasern, verstärkt mit einem synthetischen Harz.

Bis auch ein modernes Großserienauto wieder mit Naturfaser-Karosserie vorfährt, dürfte aber noch einige Zeit vergehen. Denn der pflanzliche Stoff hat auch Nachteile: So ändert sich aufgrund der natürlichen Zutaten die Qualität des Endprodukts ständig – in der Großserienfertigung ein großes Problem. Auch sind die Pflanzenfasern nicht immer wetterbeständig, vor allem Wasser kann ihnen zusetzen. Und nicht zuletzt sind sie oft teurer als Kunststoffprodukte. Ein Umstand, den sie durch ihre umweltfreundliche Herstellung wettmachen. Schließlich spielen  auch bei der Autoproduktion CO2-Emissionen beziehungsweise ihre Vermeidung eine zunehmende Rolle. Materialien, die natürlich wachsen und dabei der Umwelt bereits CO2 entziehen, verbessern auf diesem Weg die Emissionswerte.

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