Neue Studie zu Motorradunfällen – Oft liegt’s am Biker selbst

Neue Studie zu Motorradunfällen - Oft liegt’s am Biker selbst Bilder

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Die Fahrweise und Risikobereitschaft jedes einzelnen Motorradfahrers sind wichtige Unfallfaktoren. Aber auch die Bauform des Motorrads spielt eine wichtige Rolle. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die jetzt vom Gesamtverband der deutschen Versicherer (GDV) veröffentlicht wurde; erarbeitet von der Unfallforschung der Versicherer (UDV). Grundlage der Untersuchung waren 194 schwere Motorradunfälle im Saarland zwischen Mai 2010 und Dezember 2011. Die UDV bezeichnet die Studie als repräsentativ für Deutschland.

Gut die Hälfte der in der Studie erfassten Unfälle (104 von 194) wird nach UDV-Erkenntnissen vom Unfallgegner des Motorradfahrers verursacht. 40 der untersuchten Unfälle waren sogenannte Alleinunfälle; der Motorradfahrer ist also ohne Unfallgegner verunfallt, beispielsweise durch Abkommen von der Fahrbahn. Die meisten dieser Alleinunfälle gehen auf das Konto relativ junger Fahrer im Alter zwischen 21 und 30 Jahren. Etwa die Hälfte dieser Unfälle ereignet sich an Wochenenden, was darauf hindeutet, dass es sich um Freizeitfahrten handelt. Die Masse der Crashs passiert nachmittags.

Unabhängig von der Frage nach dem Verursacher stellte das mit der Vor-Ort-Unfallerhebung beauftragte Ingenieurbüro fest, dass sportliche Nakedbikes, Sportmotorräder und Tourensportmotorräder überdurchschnittlich oft am Unfallgeschehen beteiligt sind, während Tourenmaschinen und die Gattung der Chopper und Cruiser insgesamt nur wenig beteiligt ist. Siegfried Brockmann, Leiter Unfallforschung der Versicherer UDV, erkennt hierin eine Korrelation mit der Risikobereitschaft des Fahrers.

Sehr leistungsstarke Motorräder mit mehr als 100 PS waren insbesondere an Alleinunfällen beteiligt und an Kollisionen, bei denen der Unfallgegner Verursacher war. Bei den vom Unfallgegner des Motorradfahrers verursachten Unfällen stellten die Forscher fest, dass Kollisionen durch falsches Abbiegen oder Einbiegen überwiegen. Die Studie ergab weiterhin, dass jeder zweite Motorradfahrer, der mit einem Auto kollidiert, von hinten auf dieses auffährt. „Grund dafür ist ein deutlich zu geringer Abstand“, meint Siegfried Brockmann. Verzögert der Autofahrer unerwartet oder besonders kräftig, reicht die Reaktionszeit nicht aus, um ein Auffahren zu verhindern. Solche Unfälle haben oft sehr schwerwiegende Folgen.

Auffahrunfälle lassen sich aber nicht nur durch einen größeren Abstand zum vorausfahrenden Auto vermeiden, sondern auch durch leicht versetztes Fahren: Wer den Verkehrsraum vor dem Auto wenigstens teilweise überblicken kann, verringert sein Risiko bereits deutlich.

Aus der Saarland-Studie ergeben sich für Brockmann eine Reihe von Forderungen, teils an den Gesetzgeber, teils an die Straßenbaulastträger wie Kommunen, Landkreise oder den Bund, aber auch an die motorradfahrenden Verkehrsteilnehmer: Der Unfallvermeidung dienlich ist nach seiner Überzeugung etwa der Verzicht von Bitumen bei der Reparatur von Straßendecken, weil Bitumen bei Nässe und Hitze sehr rutschig wird. Insbesondere in unfallgefährdeten Bereichen sei es sinnvoll, Leitplanken mit einem vollständigen Unterfahrschutz auszurüsten, weil sie schwere Anprallverletzungen reduzieren. Neben der ab 2015 obligatorischen Ausrüstung mit ABS hält es der Unfallexperte auch für richtig, das Antiblockiersystem möglichst schnell mit einer Schräglagenerkennung zu ergänzen, wie KTM dies für sein Modell 1190 Adventure seit dem Baujahr 2014 anbietet; damit wird selbst bei starker Schräglage eine Radblockade ausgeschlossen. Auch die Entwicklung eines intelligenten Systems zur Abstandswarnung für Motorräder hält er für sinnvoll; etwa einen haptischen Gasgriff, der den Fahrer darauf aufmerksam macht, dass er zu dicht auffährt.

„Der entscheidende Faktor im Verkehrsgeschehen ist aber der Mensch“, ist Brockmann überzeugt. Wer seine Lust auf Geschwindigkeit auf öffentlichen Straßen ausleben will und deshalb zum sehr stark motorisierten Motorrad greift, geht ein deutlich größeres Unfallrisiko ein als derjenige, der einfach nur Lust zum Touren hat.

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