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Panorama: Nissan GT-R – Die Playstation für Große

Jann Mardenborough sollte man jetzt besser nicht ansprechen. Rasend schnell flitzt sein Blick über die Strecke, hochkonzentriert starrt er aus dem Visier, und seine Arme bewegt er am Lenkrad mit der Präzision eines Roboters. Das ist auch nötig. Denn Mardenborough tuckert nicht mit irgendeinem Auto über irgendeine Landstraße. Der 20jährige Brite ist vielmehr Rennfahrer und sitzt am Steuer des frisch überarbeiteten Nissan GT-R, der gerade seine Jungfernfahrt im Autodrom von Dubai absolviert.

Drei Jahre nach seinem Europa-Debüt hat Nissan den Renner, den bei bislang 600 Zulassungen in Deutschland viele nur aus der Playstation kennen, jetzt schon zum zweiten Mal überarbeitet und ihn noch [foto id=“405210″ size=“small“ position=“left“]schärfer, noch stärker und noch schneller gemacht: 550 statt zuletzt 530 PS und bis zu 632 Nm reißen jetzt an allen vier Rädern, wenn Mardenborough den 92.400 Euro teuren Spitzensportler mit Vollgas aus der Boxengasse treibt. Während sich die Zaungäste noch verwundert die Augen reiben und den Staub aus den Ohren pulen, hat der GT-R im besten Fall schon nach weniger als drei Sekunden Tempo 100 auf der Uhr. Und wenn die Start-Ziel-Gerade nur ein wenig länger wäre, würde er bei der nächsten Runde auch mit etwas über 300 Sachen an der Tribüne vorbei fliegen. Dabei geht der Reiz des Rasens jetzt länger denn je: Weil Nissan zudem den Verbrauch ein wenig gedrückt hat, schafft Mardenborough mit einem Tank sicher ein, zwei Runden mehr. Von den offiziell 11,8 Litern ist er allerdings trotzdem so weit entfernt wie sein Fahrstil von dem, was man bei der Führerscheinausbildung lernt.

Das Auto zu fahren, fällt überraschend leicht

Die Doppelkupplung wechselt die sechs Gänge rasend schnell, der Allradantrieb hält den Porsche-Killer lange Zeit extrem sicher in der Spur und falls man sich doch mal ins Kiesbett dreht, hilft jetzt eine serienmäßige Rückfahrkamera beim Rangieren. Wo andere Rennwagen allerdings nach Muskelschweiß, Adrenalin und verbranntem Öl riechen, fühlt man sich im GT-R gefangen zwischen Bits und Bytes:  Zwar sei der Wagen für Strecken wie den Nürburgring konzipiert, doch könne man mit dem GT-R auch ganz locker den Weg dahin hinter sich bringen, sagt Konzernchef Carlos Ghosn: „Egal ob Rennstrecke, Landstraße, [foto id=“405211″ size=“small“ position=“left“]Autobahn oder Stopp-and-Go in der Innenstadt – der GT-R ist auf jeder Straße zuhause“, prahlt Ghosn und stempelt den innen relativ komfortablen 2+2-Sitzer zum „Multi-Purpuse-Sportscar“. Dann stören auch die beiden Notsitze im Fond und der stattliche Kofferraum nicht den Wunsch nach Purismus.

Möglich werden diese vielen Charaktere in einem einzigen Auto vor allem durch den Segen der Elektronik und ein paar moderne Zutaten, die von ihr geregelt werden. Allradantrieb, Doppelkupplung und eine variable Abstimmung von Dämpfer und Federn machen den GT-R zum Allrounder, der mal Gleiter und mal Fighter ist. Denn wer geschickt auf der Playstation-Klaviatur am Lenkrad und auf der Mittelkonsole zu spielen weiß, kann so Kraftverteilung des Allradantriebs ebenso variieren wie die Kennlinie der Doppelkupplung oder die Härte des Fahrwerks. Morgens ganz entspannt Brötchenholen und mittags hoch konzentriert ein paar Rundenrekorde knacken? Hier gedrückt und dort geschoben, schon wird der GT-R vom Komfortsportler zur Kampfmaschine.

Wie man den Wagen am besten beherrscht, kann man mit erhöhtem Risiko auf der Landstraße oder für viel Geld in unzähligen Runden auf der Nordschleife trainieren – oder man setzt sich an die Playstation. Denn wer seine Sache im Simulator gut macht, hat offenbar auch auf der Strecke gute Karten. Das zumindest ist der Grundgedanke hinter der GT-Academy, die Nissan vor ein paar Jahren gemeinsam mit dem Playstation-Hersteller Sony gestartet hat. Zunächst in einem Online-Wettbewerb und dann live auf Messen [foto id=“405212″ size=“small“ position=“right“]oder bei Autorennen sucht Nissan dort die besten PS-Spieler. Die Champions laden die Japaner danach für mehrere Wochen ins Trainingscamp und machen sie mit fachkundigen Ausbildern zu echten Rennfahrern.

Einer davon ist Jann Mardenborough

Er ist kaum 20 Jahre alt und sitzt schon seit Kindertagen an der Playstation. Lange bevor er das erste echte Auto fuhr, kannte er die Rennstrecken fast so gut wie die Profis und war im Simulator auch beinahe so schnell. „Man bekommt halt ein bisschen Übung, wenn man jeden Tag zwei, drei Stunden am Controller sitzt“, lächelt Brite mit echtem Understatement. Allerdings trägt er jetzt nicht mehr Jeans und Turnschuhe, sondern einen feuerfesten Anzug und einen maßgeschneiderten Helm. Nachdem er sich für die GT-Academy beworben hat, war es mit dem Controller und ein paar Stunden täglich allerdings nicht getan, räumt Mardenborough ein: „Da musste dann schon ein richtiger Simulator her, aus dem ich eigentlich nur noch zum Essen und Schlafen heraus gekommen bin.“

Aber die Mühe hat sich gelohnt

„Jann macht seine Sache auch in einem echten Rennwagen nicht schlecht“, zollt ihm Michael Krumm Respekt. Er ist Werksfahrer von Nissan, hat im letzten Jahr die GT1-Weltmeisterschaft gewonnen und zählt zu den Ausbildern der Nachwuchspiloten. Und wer ihm nicht glaubt, dem zeigen die Japaner das Ergebnis [foto id=“405213″ size=“small“ position=“left“]des 24-Stunden-Rennens von Dubai. Dort hatten die Piloten der GT-Academy ihre Feuertaufe und sind im ersten Profilauf ihrer Karriere gleich auf den dritten Platz gefahren.

Nachdem die GT-Academy weltweit für Aufsehen gesorgt und allein in Europa über 90.000 Kandidaten an die Drücker gebracht hat, startet Nissan für Deutschland in diesem Jahr eine eigene Serie: „16 Wochen lang suchen wir ab dem 10. März in Online-Wettkämpfen, beim 24-Stunden-Rennen am Nürburgring, auf der AMI in Leipzig und bei unseren Händlern 32 Finalisten“, erläutert GT-R-Produktmanager Michael Jansen. Diese 32 PC-Champions treffen sich im Sommer in der Eifel zu realen Rennen, bei denen den zwölf Besten die Einladung zum Racecamp in England winkt.  Wer dort besteht, kann seinen normalen Job an den Nagel [foto id=“405214″ size=“small“ position=“left“]hängen: Denn in fünf Monaten macht ihn Nissan zum Profi-Rennfahrer und schickt ihn genau wie in diesem Jahr Mardenborough zur Feuertaufe nach Dubai.

Zwar glaubt PS-Profi Krumm tatsächlich an die Trainingswirkung von Joystick & Co und berichtet von vielen Rennfahrern bis hinauf in die höchsten Wertungsklassen, die zumindest ihre Streckenkenntnis am Computer verbessern. Und die Ergebnisse der Academy-Gewinner beim Saisonauftakt in Dubai geben ihm Recht. Außerdem sind die Simulatoren für ihn ein wichtiges Instrument der Nachwuchsförderung, weil man damit nicht mehr zigtausende Euro in einer Karriere auf dem Kart investieren muss. „Doch lässt sich das Prinzip wohl kaum auf viele andere Sportarten übertragen“, glaubt Krumm. „Schwer vorstellbar, dass man es mit ein paar Stunden FIFA12 zum FC Bayern bringt.“

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