Peking 2012: Elektrische Mobilität in China – Es geht etwas langsamer voran

Fast teilen sie ihr Schicksal mit ihrem natürlichen Widerpart: Wie Pick-Ups, die abhängig von Benzinpreis und Konjunktur auf den Auto-Shows Amerikas schnell aus der vorderen Reihe ins letzte Eck der Präsentationsfläche und zurück wandern, wechseln Elektroautos in Jahresfrist gerne mal die Stellplätze auf den Messeständen der Hersteller.

Auf der Auto China in Peking (noch bis zum 2. Mai) ergeht es den Elektrowagen nun nicht anders. Noch im vergangenen Jahr auf der wichtigsten Automesse Chinas, die damals turnusgerecht weil alternierend in Shanghai gehalten wurde, war in den Augen vieler Aussteller nur schick, was elektrisch fährt. Nun werden sie wieder etwas verhaltener präsentiert.

Zwar sind die Elektroflitzer lange nicht in der letzten Reihe angekommen, doch scheinen die Entwickler auch im Reich der Mitte die Markteinführungen von E-Autos realistischer zu sehen als noch vor Jahresfrist. Schwierigkeiten mit der Batteriekapazität werden ebenso angesprochen wie die hohen Kosten. Auch die Entschärfung von Produktionsengpässen, und die drohen beim gewaltigen Volumen des chinesischen Marktes mit Sicherheit, stellen eine Herausforderung dar. Denn dass eine halbwegs passable Reichweite nicht mit althergebrachten Blei-Akkus verwirklicht werden kann, dessen ist man sich mittlerweile auch bei den chinesischen Autobauern bewusst.

Zwischen 120 und 160 Kilometer sollen die Elektrowagen schaffen, obligatorisch ist bei ihnen eine Lithium-Ionen-Batterie. Ob Geely, Chery, Dongfeng oder Great Wall, jeder der großen Hersteller hat mindestens ein E-Auto im Programm. Das Angebot reicht vom Kleinstwagen wie dem Geely EK über den viertürigen EV 530 von Dongfeng bis zum schmucken Chery ZX Coupé, das neben der konventionell motorisierten Version eine elektrische Alternative bieten soll. Die deutschen Hersteller stehen da nicht hinten an und zeigen den VW E-Bugster, einen Beetle als Spider und mit einer 85 kW/115 PS starken E-Maschine als Asien-Premiere. Daimler hat natürlich den E-Smart im Gepäck und bei Audi gibt gar der A6L e-tron Concept als Weltneuheit sein Debüt.

Der Grund dafür, dass dem Elektro-Hype in China nicht so schnell wie bei uns die Puste ausgegangen ist, sind die Treibstoffkosten. Der Benzinpreis ist im März so stark gestiegen wie seit 2009 nicht mehr. 8 Yuan kostet der Liter Benzin nun, umgerechnet etwa einen Euro. Davon können Europäer nur träumen, auch wenn das Durchschnittseinkommen im Reich der Mitte natürlich deutlich unter dem in der Alten Welt liegt. Aber die Motorisierung schreitet fort. Heute kommen auf 1.000 Chinesen rund 50 Autos, bei uns hat jeder zweite Bürger ein eigenes Auto. Aber schon in wenigen Jahren soll sich die Motorisierung in China vervielfachen, kein Wunder, repräsentiert das Land mit 13 Millionen Personenwagen in diesem Jahr den größten Automarkt der Welt.

Die Energie wird daher knapper. Schon deshalb sollen bis 2015 mindesten eine halbe Million Elektroautos oder Plug-In-Hybride auf chinesischen Straßen rollen, was aber bei einem kräftig wachsenden Neuwagenmarkt nicht mehr als der auf dem heißen Stein verdampfende Tropfen bewirken dürfte. Der Benzinpreis wird daher weiter steigen, was dem Bedürfnis der Regierung nach Ruhe im Volk wohl kaum entgegen kommt. Aber nennenswerte Ölvorkommen hat das Riesenreich nicht und ist daher vom Import abhängig. Elektrizität wird zu mehr als 80 Prozent in Kohlekraftwerken erzeugt, alle drei Monate geht zudem ein neues 4.000 Megawatt-Kernkraftwerke ans Netz. Von nachhaltiger Mobilität kann trotz Elektroauto-Zwangsverordnung kaum die Rede sein.

Das Streben nach der staatlich verordneten Elektromobilität empfinden manche sogar als entwicklungshemmend: Wenn eine Technologie von Natur aus futuristisch ist, wäre es eine gute Idee, dass man sie gründlich und aus sich selbst heraus entwickelt und diese Entwicklung nicht künstlich beschleunigt, meint gar Yale Zhang, Chef der Automotive Forecast CO Ltd. in Schanghai. Wohin dieser Entwicklungsdruck bereits geführt hat, zeigt er am Beispiel des bereits vor zwei Jahren vorgestellten BYD E6. Der Wagen hat ein Leergewicht von 2,3 Tonnen, die Batterie wiegt 700 Kilogramm. Allein ihr Gewicht zu beschleunigen erfordert einen großen Anteil ihrer Energiekapazität. Teuer ist er obendrein, rund 40.000 Euro kostet der Elektrobrocken. Trotz des Riesenmarktes und staatlicher Unterstützung haben sich nur wenige tausend der 1,3 Milliarden Bürger daher bislang für einen Wagen dieses Typs entschieden.

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