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Porsche bringt den Cayenne Diesel in die USA – Der Dauerläufer

Alaska, irgendwo ganz oben im Norden kurz vor dem Nordpol ist nicht unbedingt eine Porsche-Hochburg. Der einzige Händler der Sportwagen-Marke im größten US-Bundesstaat hat in diesem Jahr bisher sieben Modelle verkauft, und wahrscheinlich wird am Ende des Jahres eine niedrige zweistellige Zahl herauskommen. Kein Wunder. Der Blick auf den Verkehr in Anchorage, der mit rund 250.000 Einwohnern größten Stadt Alaskas, zeigt den eher bodenständigen Geschmack der Menschen. Pickups mit Allrad und – trotz der hohen Benzinpreise von rund 3,90 Dollar je Gallone  – großvolumigen Motoren dominieren optisch wie akustisch das Straßenbild.

Die meist höher gelegten Kleinlaster zeigen auch die ausgeprägte Leidenschaft der Menschen hier, immer etwas größer zu denken als der Rest der Union und damit sogar die bekannt großspurigen Texaner zu übertreffen. „Selbst wenn wir Alaska in zwei Teile zerlegen würden, wäre jeder Teil für sich größer als Texas“, amüsiert sich Porsche-Händler Rick Morrison. Ausgerechnet Alaska hatte Porsche jetzt gewählt, um den Cayenne Diesel auf dem USA-Markt einzuführen und ausgerechnet [foto id=“433162″ size=“small“ position=“left“]der Diesel soll im kommenden Jahr Morrisons Umsatz in die Höhe treiben.

Ein Diesel als Hoffnungsträger – und das in den USA, wo die Kunden seit Jahren einen großen Bogen um den Antrieb machen. Der Marktanteil des Selbstzünders liegt irgendwo zwischen zwei und vier Prozent. Wie geht das denn zusammen? Für Rick Morrison, der neben Porsche auch noch Audi und Volkswagen verkauft, gibt es da keine Probleme. „Wenn wir Dieselmodelle auf den Hof stellen, sind sie in kürzester Zeit verkauft. Bei uns kommt es vor allem auf Reichweite an, und da ist der Diesel einfach top“, erklärt der Händler die Vorliebe seiner Kundschaft für den nagelnden Antrieb. Da spielt es auch keine Rolle, dass Diesel an der Zapfsäule gut 20 Cent mehr kostet als Benzin. Sogar Morrisons ältester Kunde, ein offensichtlich vitaler 96-Jähriger Porsche-Fan, hat sich jetzt einen selbstzündenden Audi Q7 zugelegt, weil es bisher keinen Diesel aus Zuffenhausen gab. Theoretisch bietet der Diesel-Cayenne eine Reichweite von 765 Meilen (1224 Kilometer). Damit wäre theoretisch von Anchorage aus jeder Ort in Alaska erreichbar- wenn es denn überall Straßen gäbe.

Tatsächlich passt der Cayenne Diesel bestens auf die Straßen Alaskas. Mit seiner souveränen und gleichzeitig gelassenen Leistungsentfaltung entspricht er dem Lebensstil der Menschen hier. Und wenn der Asphalt einmal vom Schotter abgelöst wird, bewährt sich der Allradantrieb.

Morrison löst übrigens wie viele seiner Landsleute das Problem fehlender Straßen auf eine für Alaska typische Art und Weise. „Wenn ich Lust habe, setze ich mich in mein Wasserflugzeug und fliege zu meinem Angelrevier.“ Anchorage hat den [foto id=“433163″ size=“small“ position=“right“]größten Wasserflughafen der Welt. Für bodenständigere Mobilität soll nun der Cayenne Diesel sorgen. Und deshalb will Morrison „so viele, wie ich auf meinen Hof bekommen kann“.

Der Cayenne kehrte mit seinem Auftritt übrigens an seinen Ursprung zurück. „Im März 2000 gingen hier die ersten Testmodelle auf die Piste“, schlägt Thomas Herold, der bei Porsche unter anderem für Sonderprojekte zuständig ist, den Bogen in die Vergangenheit. Der Diesel erfreut sich im nördlichsten US-Bundesstaat auch deshalb größerer Beliebtheit als im Rest der Vereinigten Staaten, weil er auch unter schwierigsten Bedingungen seine Zuverlässigkeit zeigt. „Ich habe einen Kunden in Fairbanks, bei dem der Diesel auch bei minus 40 Grad problemlos läuft.“  

Auch die Versorgung mit dem Treibstoff ist kein Problem. Vorbei die Zeiten, da man an schmuddeligen Säulen für Trucks auftanken musste. Heute gehört schwefelarmer Diesel zum Standardangebot der Tankstellen. Ein wenig Verdruss bereiten die Gesetze in den Staaten Indiana, Minnesota und Illinois. Dort ist Biodiesel vorgeschrieben. Porsche bittet deshalb vorsorglich die Cayenne mit Selbstzünder alle 7.500 Meilen zur Inspektion – sonst dürfen sie doppelt so weit fahren.

Porsche, Diesel und USA, das hat Tradition.

Schließlich war der Porsche-Trecker in den verschiedenen Größen bei amerikanischen Farmern sehr beliebt. „Damals“, so Herold über dieses weitgehende unbekannte Kapitel der Porsche-Historie in den USA, „haben wir hier mehr Trecker als Sportwagen verkauft.“ Heute hoffen die Porsche-Verantwortlichen auf einem Anteil von zehn Prozent (im Jahr 2012) und 15 Prozent im kommenden Jahr.[foto id=“433164″ size=“small“ position=“left“]

Mit ihren Erwartungen liegen die Verantwortlichen auf dem Niveau der anderen deutschen SUV-Anbieter. Erst auf den zweiten Blick und nach genauem Hinhören ist der Cayenne als Diesel zu erkennen. Auch die jugendliche Hotelangestellte Sally ist begeistert. „Du hörst nichts, riechst nichts und dann ist er auch noch so schnell“. Die amerikanischen Motorjournalisten zeigten sich vor allem vom Drehmoment des Motors, der aus dem Audi Q7 stammt, beeindruckt. Der Antrieb wurde allerdings für die Porsche-Bedürfnisse optimiert; vor allem die Abgasbehandlung den strengen amerikanischen Vorschriften angepasst. „Die Hardware stammt von Audi, die Software aber ist Porsche pur“, beruhigte Herold die amerikanischen Journalisten.

Für den Cayenne mit dem Dreiliter-Diesel und 176 kW/240 PS verlangt Porsche in den USA 55.750 Dollar und liegt damit deutlich unter der feinen Hybrid-Variante, die rund 70.000 Dollar kostet. Allerdings lässt sich der Preis dank der ausführlichen Preisliste auch in der neuen Welt leicht auf einen sechsstelligen Betrag schrauben.

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