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Toyota Auris – Alltags-Adonis mit kleinen Schwächen

Unter einer harten Schale sitzt manchmal ein weicher Kern. So zum Beispiel beim neuen Toyota Auris. Auf den ersten Blick sieht er im neuen Blechkleid aus wie ein Draufgänger. Sieht man aber genauer hin, ist er mehr zuverlässiger Alltags-Allrounder als ein austrainierter Adonis. Ob sich der Golf als Platzhirsch der Kompaktklasse vor der schnittigen Neuauflage der japanischen Konkurrenz wirklich fürchten muss?

Die Auris-Designer hatten Spaß bei der Arbeit, das merkt man dem Auto an. Streift der Blick an den scharf gezeichneten Kanten entlang, sieht man ihre Stifte förmlich übers Papier flitzen. Flachere Silhouette, schmaler Kühlergrill, neu gezeichnete Scheinwerfer vorn, horizontale Rücklichter hinten – unverkennbar. Aus dem knuffigen, pummeligen Kompakten ist optisch ein erwachsenes Auto geworden. Zwar hat er nur drei Zentimeter in der Länge zugelegt, hat aber dank verschiedener Faktoren innen mehr Platz als sein Vorgänger. Den Fond kann man guten Gewissens auch zwei Erwachsenen für einen Trip offerieren. Bei 360 Liter Zuladung passen in das Gepäckabteil zwei größere Reisetaschen gut hinein, damit muss er sich in seiner Klasse nicht verstecken (Golf: 380 Liter, Kia Ceed: 380 Liter, Ford Focus 363 Liter). Dank des doppelten Bodens im [foto id=“462736″ size=“small“ position=“left“]Kofferraum lassen sich im Alltag auch schwere Wasserkisten rückenfreundlich über die Ladekante wuchten. Bis hinter die Rücksitze beladen passen 1.200 Liter.

Nachdem sich die Designer mit dem neuen Blechkleid des Auris so viel Mühe gegeben haben, scheint es fast, als hätten sie vergessen, dass auch im Innenraum Arbeit wartet. Denn der ist eher ein bisschen retro. Aber im Sinne von altbacken. Dass die Japaner gern und viel Plastik verwenden ist bekannt. Dass es aber gleich auf engstem Raum in rau und glatt und glänzend und matt verarbeitet sein muss? Bisher war uns nicht bewusst, dass es so viele völlig unterschiedliche Schwarztöne gibt. Schade, denn, dass der gute Wille da war, zeigen die chromfarbenen Applikationen und das optionale Leder-Armaturenbrett. Aber gegen den feinen Frackträger Golf wirkt der Auris in dieser Disziplin wie der Jungspund mit schief geknöpftem Hemd.

Nicht nur zum Aussehen, sondern auch zur Verbesserung der Fahreigenschaften trägt die Tieferlegung von 5,5 Zentimetern bei. Der Schwerpunkt verschiebt sich dadurch in Richtung sportlich, ein echter Eckenflitzer ist der Auris allerdings nicht, eher ein komfortabler Strecken-Begleiter. Dazu passt, dass die elektrische Servolenkung eher geschmeidige statt drahtige Rückmeldung gibt. Mehr Fahrwerk-Funktionalität benötigen die Motoren allerdings auch nicht. Zwei Benziner und [foto id=“462737″ size=“small“ position=“right“]zwei Diesel zwischen 66 kW/ 90 PS und 97 kW/132 PS sowie ein Hybrid-Antrieb mit 100 kW/136 PS stehen zur Wahl. Die Kombination aus E-Motor und Verbrenner kommt auf einen Normverbrauch von 3,8 Liter auf 100 Kilometern.

Unseren Testwagen trieb der Top-Verbrenner an, der mit Sechs-Gang-Schaltgetriebe oder Automatik erhältlich ist. Zugegeben: Mit 97 kW/132 PS als Top-Aggregat ist der Auris nicht gerade aufregend motorisiert – aber für alle Situationen gewappnet. Dreht man ihn hoch, zieht er ab. Das geht allerdings zu Lasten des Spritverbrauchs, den normierten Durchschnittswert von 5,9 Liter auf 100 Kilometern konnte er so nicht halten. Im Test – vor allem im Stadtverkehr und auf der Autobahn – waren es aber noch ordentliche sieben Liter.

Ab 15.950 Euro ist der Toyota zu haben, damit ist er rund 1.000 Euro günstiger als Kompaktklassen-Chef Golf. Der hat VW-üblich kaum Komfort-Ausstattung serienmäßig an Bord. Beim kompakten Japaner ist in der Basisausstattung zum Beispiel LED-Tagfahrlicht oder Berganfahrhilfe dabei, Klima und Audiosystem gibt es für die 2.000 Euro teurere Variante „Cool“. Wir fuhren im Test den Auris 1.6 Start Edition, eine Sonder-Ausstattungslinie zur Markteinführung, die jetzt noch beim Toyota-Händler erhältlich ist. Für 20.750 Euro sind zum Beispiel Lederlenkrad, Sitzheizung und eine Einpark-Automatik inklusive. Sie zirkelt den Kompakten in eine Lücke, die 90 Zentimeter länger ist als er selbst. Das Bildschirm-Navi für den relativ moderaten Aufpreis von 550 Euro ist nur bedingt zu empfehlen. [foto id=“462738″ size=“small“ position=“left“]Es navigiert zwar genau und schlägt sogar besonders umweltfreundliche Routen vor. Seine Daten bezieht es allerdings aus dem TMC-System, das den Stau im Test erst dann meldete, wenn ein Blick aus dem Fenster dieselbe Erkenntnis brachte.

Der Auris beweist sich als Auto für jede Gelegenheit. Wer ihn kauft, hat ein bisschen von allem: sportlichen Auftritt, Transportqualitäten, Komfort, Wendigkeit, ansprechende Preise. Aber wie es so ist mit den Allround-Talenten – sie können irgendwie alles, aber eben nicht alles perfekt.

Datenblatt: Toyota Auris 1.6 Start Edition

Fünftürige Steilhecklimousine der Kompaktklasse
Länge: 4,28 Meter
Breite: 1,76 Meter
Höhe: 1,46 Meter
Radstand: 2,60 Meter
Kofferraumvolumen: 360 – 1200 Liter

Antrieb

1,6-Liter-Vierzylinder-Benziner mit 97 kW/132 PS
max. Drehmoment: 160 Nm bei 4.400 Umdrehungen
0-100 km/h: in 10 Sekunden
Vmax: 200 km/h
Normverbrauch: 5,9 l/100 km
CO2-Ausstoß: 138 g/km
Effizienzklasse: C-D
Testverbrauch: 6,5 bis 7 l/100 km
Preis: ab 15.950 Euro
Testwagen: 20.750 Euro

Kurzcharakteristik: Toyota Auris 1.6 Start Edition

Alternative zu: VW Golf, Ford Focus, Kia Cee’d, Mazda 3, Peugeot 308
Sieht gut aus: voll mit Einkaufstüten, auf dem Weg zum Kindergarten, in der Parklücke, beim Wochenende-Trip mit Freunden
Passt zu: allen, die einen preiswerten Allrounder suchen und keine Perfektion erwarten

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Gast auto.de

Mai 2, 2013 um 12:03 am Uhr

Heute einen Golf mit dem optionalen R-Line Paket gesehen. Also wenn wir von 0815 von der Stange Autos reden dann kommt das noch mit am nächsten an das heran was ich unter Adonis versteht. Natürlich kein Alfa (so wie mein mito ;-)) aber dafür ungemein praktisch, hochwertig und vielseitig. Da muss man VW nach dem Schnarchern Golf 6 ja glatt mal ein Kompliment machen.

Gast auto.de

Mai 1, 2013 um 5:26 pm Uhr

Wer einmal im Auris gesessen hat wird sofort den weichen Sitz a la francaise bemerken, der nicht dazu geeignet ist den Oberschenkeln bei längeren Fahrten den entsprechenden Halt zu vermitteln. Die Auflagenfläche für die Oberschenkel ist einfach zu kurz! Nicht zu vergleichen mit dem Klassenprimus Golf, dessen Sitze doch von anderem Kaliber sind. Schade!

Gast auto.de

Mai 1, 2013 um 3:41 pm Uhr

Den Golf7 gibt es mit Klimaanlage, ZV mit FB, el Spiegel, Start-Stopautomatik, zig Airbags, einer guten Stereoanlage, 6+1 Gang Getriebe und vielen anderen Extras für 13.890€. Sollte jetzt die Aussage kommen, "das gibt’s nicht", solche Gölfe stehen in Mühlacker beim VW Händler.
Ach ja, ein Adonis sieht anders aus. Dann ist der Golf schon viel, viel schöner. Und ich kaufe auch keinen Golf, er ist für meine Familie zu klein.

Gast auto.de

Mai 1, 2013 um 11:01 am Uhr

Irgendwer hat da nicht ganz aufgepasst. Der Golf hat nämlich auch Serienmäßig Start-Stopp, Berganfahrassistent an Bord. Zusätzlich auch eine Multikollisionsbremse und Dinge wie eine Klimaanlage auch. Da brauche ich also nur "Sound" statt "cool". Ich saß auf unserem Maifest in einem drin und er hat durchaus seine Vorteile. Die relativ ebene Sitzbank im Fond zum Beispiel. Da kann man im ggs. zu anderen echt gut sitzen und die Rundumsicht stimmt auch. Der Preis hingegen (25.000) war kein Schnäppchen. Auch fehlt es in der liebe zum Detail so ist zum Beispiel im Gegensatz zum Golf das Fach in der Mittelkonsole nicht verschließbar. Beim Golf gibt es da ein kleines Rollo. Es gibt wenig Ablageflächen und diese sind zum Teil ungepolstert (beim Golf gibt es fast überall Gummimatten oder Stoff). Insgesamt sind die Materialien recht billig. Das Raumgefühl ist nicht so besonders und es fehlt an modernen Motoren abseits dem Hybrid. Insgesamt bietet der Wagen relativ wenig individuelle Gestaltungsmöglichkeiten. Bevor die Frage kommt.. Nein ich kaufe keinen Golf. Er stand nur daneben 😉 !

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