Triumph Explorer: Entdecker mit drei Zylindern

Mit der großen Tiger Explorer entert der britische Traditionshersteller Triumph erstmals das lukrative Segment der großen Reiseenduros. Herausragende Merkmale des 13 790 Euro teuren Newcomers sind sein leistungsstarker Dreizylinder und die üppige Serienausstattung.

Der traditionsreiche britische Motorradsteller Triumph versteht sich auf den Bau klassischer Modelle mit dem für die Marke typischen Dreizylinder-Motoren. Seit einem Jahr sind die Engländer mit zwei Tiger 800-Modellen auch in der Reiseenduro-Mittelklasse vertreten. Doch jetzt holen sie zum großen Schlag aus: Mit der Tiger Explorer, dem neuen Flaggschiff der Adventure-Baureihe, steigt Triumph in das ebenso lukrative wie beliebte Segment der großen Reiseenduros ein. Doch in diesem Bereich liegt die Messlatte nicht zuletzt durch den Topseller BMW R 1200 GS hoch. Da muss sich der Newcomer schon ordentlich strecken.

Das beginnt an erster Stelle beim Antrieb. Der demonstriert bei den Briten von Hause aus eine gute Portion Eigenständigkeit. Ein neuer 1 215 ccm großer Dreizylinder treibt die Explorer an. [foto id=“406884″ size=“small“ position=“right“]Mit 101 kW/137 PS und 121 Newtonmeter maximales Drehmoment verkörpert er aktuell den stärksten Motor bei den Reiseenduros. Traditionell gibt sich der mit einer Ausgleichswelle bestückte Briten-Triple als Gentleman mit guter vibrationsfreier Laufkultur. Das ohne mechanische Verbindung zwischen Gasgriff und Drosselklappe agierende Drive-by-wire-System setzt Gasbefehle nur minimal verzögert um. Extrem harmonisch entfaltet das Aggregat dann sein bäriges Drehmoment. Das angenehm breite nutzbare Drehzahlband beginnt schon knapp über Leerlaufdrehzahl und reicht bis kurz vor den Begrenzer, ohne mit hinterlistigen Vortriebsattacken zu überraschen.

In dieser Klasse ein Muss ist der wartungsfreundliche Kardanantrieb, der sich in der Triumph völlig unauffällig benimmt – selbst heftige Gaswechsel provozieren nur minimale Lastwechselreaktionen.
Um das gewaltige Drehmoment, das sich schon ab 2 500 Touren auf über 100 Newtonmeter auftürmt, in den Griff zu bekommen, verfügt die Tiger Explorer über eine serienmäßige zweistufige Traktionskontrolle, die ein Wegschmieren am Kurvenausgang verhindert. Für Offroad-Passagen ist das System abschaltbar. Ein elektronischer Tempomat – vom Lenker aus im Geschwindigkeitsbereich zwischen Stadttempo und 160 km/h einsetzbar – gestaltet das Reisen darüber hinaus noch bequemer. Für diesen Einsatzbereich hat die Triumph die Tiger Explorer besonders gut vorbereitet: und mit einem 20-Liter-Tank für große Reichweiten ausgestattet. Eine geteilte Sitzbank erlaubt der Besatzung, bequem und in aufrechter Haltung zu reisen. Dazu sind Lenker wie Fahrersitz höhenverstellbar und besonders schmal konturiert. Deshalb bekommen auch Durchschnittsgroße selbst in der hohen Stellung von 860 Millimeter guten Bodenkontakt. Für guten Windschutz ist das Windschild in der Neigung verstellbar, dahinter finden kleinere Fahrer guten Schutz, längeren Piloten machen jedoch Turbulenzen am Helm zu schaffen.

Die Stabilität stand bei der Fahrwerkskonstruktion im Mittelpunkt, der ein robuster Stahlrahmen Halt gibt. Vorn arbeitet eine Upside-Down-Telegabel, hinten eine formschöne Einarmschwinge. [foto id=“406885″ size=“small“ position=“right“]Gabel und Schwinge führen Leichtmetallgussrädern in der klassenüblichen Dimensionierung mit Metzeler-Tourance-Pneus in den Größen 110/80-19 vorn und 150/70-17 hinten. Damit fährt die Explorer unkompliziert und behände dem stattlichen Gewicht von 259 Kilogramm und der massigen Gestalt zum Trotz. Neutral und durchaus handlich biegt sie in die verschiedenen Kurvenradien, sensibel sprechen Gabel wie das Federbein auf Bodenunebenheiten an. Zusammen mit langen Federwegen beschert dies einen guten Fahrkomfort bei guter Stabilität. Nur das tiefe Eintauchen der Gabel beim Bremsen sorgt für Unruhe im Fahrwerk, die auch das serienmäßige ABS, das subjektiv eine Spur zu grob regelt, nicht vollends unterbindet.

Typisch für diese Motorradgattung ist das Adventure Design, das die Tiger Explorer mit kantigen Kunststoffteilen durchaus eigenständig interpretiert. Klar, dass dazu auch der Schnabel überm Vorderrad gehört, den die BMW GS hoffähig gemacht hat. Löblich fällt die üppige Grundausstattung der Triumph aus, die viele praktische Details wie eine Bordsteckdose, die Handrad-Federbasisverstellung, selbst rückstellende Blinker, einen Hauptständer und ein umfangreiches Instrumentarium mit Informationen über alle wichtigen Dinge bereit hält. Selbstverständlich gibt es ein komplettes Zubehörpaket, das von Seitenkoffern über ein Topcase, Zusatzscheinwerfer und heizbare Sitzbänke kein Wünsche offen lässt.

Bei der Verarbeitung finden sich im Detail bisweilen hemdsärmelige Lösungen, doch insgesamt kann die Funktion überzeugen. Dass die Tiger Explorer die umfangreiche Serienausstattung samt hoher Fahrdynamik zum moderaten Preis von 13 790 Euro anbietet, lässt diesen ersten Versuch der Briten im gehobenen Segment der Reise-Enduros Fuß zu fassen, als gelungen bezeichnen.

Technische Daten:

Straßenenduro mit flüssigkeitsgekühltem Dreizylinder-Viertakt-Reihenmotor, vier Ventile je Zylinder, ohc, Hubraum 1 215 cm3, Bohrung x Hub 85 x 71,4 mm, max. Leistung 101 kW/137 PS bei 9 000 U/min, max. Drehmoment 121 Nm bei 6 400 U/min, elektronische Kraftstoffeinspritzung, geregelter Katalysator, Sechsganggetriebe, Kardanantrieb, Stahl-Gitterrohrrahmen, Upside-Down-Telegabel vorn, Einarmschwinge mit angelenktem Federbein hinten, zwei Scheibenbremsen vorn, eine hinten, ABS, Reifen vorn 110/80 R 19, hinten 150/70 R 17 , Sitzhöhe 840/860 mm, Tankinhalt 20 l, Gewicht vollgetankt 259 kg, zul. Gesamtgewicht 481 kg, Preis 13 790 Euro.

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