Unverzichtbarer Lastesel

VW Crafter: 94 Badewannen auf Tour

Dank zahlreich Assistenzsysteme lässt sich der VW Crafter auf Wunsch völlig problemlos bewegen, auch für ungeübte Pkw-Fahrer ohne Routine im Umgang mit Kastenwagen. Bilder

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Hoch, breit, lang und relativ unverbaut: Ein 1,90 Meter-Mensch kann zwischen den Querstreben am Dach des Crafter innen problemlos aufrecht stehen. Bilder

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Ein Kastenwagen? Für viele Autofahrer ein Ding der Undenkbarkeit. Und das, obwohl sie bei einem älteren Klasse 3-Führerschein sogar bis zu 7,5 Tonnen schwere Fuhren steuern dürfen. Der VW Crafter ist allerdings ein gewerblicher Tausendsassa mit Pkw-Qualitäten. Trotz maximal drei Tonnen Gesamtgewicht ist das rollende Arbeitsgerät von VW Nutzfahrzeuge aus Hannover ein erstaunlich umgängliches Fahrzeug, wie unser Alltagstest aus der Sicht eines unerfahrenen Transporter-Piloten ergab. Die Beförderung von bis zu 11,3 Kubikmeter Gepäck verliert damit jedenfalls jegliche Schrecken.

11,3 Kubikmeter oder 11.300 Liter: Das ist ein beachtliches Volumen

Der entsprechende Raum würde den Inhalt von gut 94 Badewannen schlucken. Oder fachmännischer: Vier Europaletten lassen sich im Laderaum des VW Crafter verstauen. Das ist deshalb möglich, weil die Radkästen sehr klein gestaltet sind. Und in den Raum ragende Leisten fallen ebenfalls sehr zierlich aus. So steht ein 1,90 Meter-Mann ohne Probleme aufrecht im Inneren des Crafter, solange er sich zwischen den schmalen Querstreben an der Dachinnenseite aufhält.

Trotz fast sechs Metern Länge, dank Hochdach aufgeschossener Silhouette und stolzen 11,3 m3 Stauvolumen lässt sich der Crafter problemlos durch den Stadtverkehr bewegen.

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Aber entscheidend ist natürlich bei einem Fahrzeug, wie es sich bewegt

Und der Crafter aus Niedersachsen rollt überraschend unspektakulär. Eine Rückfahrkamera hilft beim Rangieren, seitliche Einparkhilfen weisen den richtigen Abstand zum Randstein, und in Fahrt wie auch beim Rangieren zeigen zweiteilige Außenspiegel ein umfangreiches Bild von dem, was hinter und neben dem großen VW passiert. So kommt auch ein absolut ungeübter Kastenwagen-Lenker gut mit der schweren und großen Fuhre zurecht.

Das gilt sogar für den Umgang mit der angenehm hoch platzierten 6-Gang-Handschaltung, die dank des durchzugsstarken Turbodiesels mit satten 340 Nm Drehmoment relativ selten betätigt werden muss. Und wenn, fallen ihre Schaltwege kaum länger oder weniger präzise aus als bei so manchem Kompaktwagen. Alternativ dazu gibt es eine Achtgang-Automatik.

Erhaben steuert der Crafter-Fahrer vor sich hin. Die direkte Sicht nach hinten ist zwar gleich null. Aber über die Spiegel sowie direkt seitlich und nach vorne hat man einen wunderbaren Überblick. Den Zugang zum erhöhten Cockpit erleichtern zwei Stufen, die gerne beim Ein- und Aussteigen genutzt werden. Das bei Pkw immer weiter verbreitete, edel wirkende Soft Touch-Material sucht man hier vergebens. Die Materialien im Innenraum eines Nutzfahrzeugs fallen natürlich eher widerstandsfähig und pflegeleicht aus als optisch ansprechend. Trotzdem ist es VW gelungen, das gesamte Crafter-Interieur sehr ansprechend zu gestalten.

An der Crafter-Front ist deutlic

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Selbst zu dritt sitzt man bequem

Der optional erhältliche Schwingsitz benötigt zwar etwas Feinjustierung, damit sein Eigenleben nicht zu aktiv ausfällt. Doch einmal ans jeweilige Fahrergewicht angepasst, wippt der Pilotensessel nur noch angenehm komfortabel im Rhythmus des Fahrbahnbelags. Ein günstiger cw-Wert und gute Dämmung halten sogar die Geräuschkulisse in der Crafter-Kabine auf einem Niveau, das einem Pkw-Fahrer beinahe normal erscheint.

Was ihm nicht auffallen wird: Die Pedale liegen zu nah beieinander. Mit klobigerem Arbeits-Schuhwerk ist das Nutzfahrzeug deshalb nicht ideal zu bedienen. Ein deshalb empfehlenswertes Extra-Paar Fahrschuhe können Handwerker wenigstens in einer der zahlreichen Ablagen gut verstauen. Sowohl das klassische Handschuhfach fällt hier sehr geräumig aus, als auch die praktischen oberen Ablagen. Arbeitsutensilien finden deshalb im Crafter ebenso einen sicheren Platz wie moderne Kommunikationsgeräte.

Der Einstieg ins Crafter-Cockpit erfolgt problemlos mit Hilfe von zwei Stufen, drinnen herrscht weitgehend Pkw-Komfort.

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Auch das Design des Hannoverschen Kastenwagens sieht vertraut aus

Die Front ähnelt stark dem aktuellen Gesicht von Markenbrüdern wie VW Passat, Sharan oder Multivan. Dahinter arbeitet ein moderner Zwei-Liter-Turbodiesel mit 102, 140 oder dank Bi-Turbo sogar 177 PS. Wir kamen mit der frontgetriebenen Crafter-Version "L3H3" mit 140 PS flott voran und übertrafen den Normverbrauch von 7,4 l/100 km um lediglich 1,2 Liter - trotz teils forscher Fahrweise, die der VW-Kastenwagen dank seiner erstaunlichen Handlichkeit geradezu herausfordert.

Zahlreiche elektronische Helferlein aus dem Wolfsburger Pkw-Fundus erleichtern auch das Fahrerleben im VW Crafter. Dazu gehören allgemein übliche Assistenzsysteme wie der ACC abgekürzte Tempomat mit automatischer Abstandsregelung oder Spurhalte- und Fernlicht-Assistent. Aber auch spezifischere Helfer wie ein Rangier-Assistent, der bei maximal drei Tonnen Anhängelast große Erleichterung bringen kann.

An der Crafter-Front ist deutlic

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Der Innenraum bietet Einiges an Komfort

Darüber hinaus glänzt der Crafter auf Wunsch mit Konnektivität auf Höhe der Zeit (Android oder Apple) und hält per Klimaanlage nicht nur den Innenraum kühl, sondern sogar Getränke im Handschuhfach. Aus Kastenwagen und Pritschenwagen, verschiedenen Längen und Höhen sowie unterschiedlichen Antriebs-Kombinationen ergeben sich insgesamt 69 verschiedene Crafter-Varianten.

Die kurze Basisversion mit 102 PS, niedrigem Dach und Handschaltung beginnt bei 34.410,04 Euro. Der von uns gefahrene 140 PS-Hochdach-Crafter mit mittlerem Radstand startet bei 38.634,54 Euro. Pkw-ähnliche Sicherheits- und Komfortmerkmale sowie einfaches Fahrverhalten rauben dem Sechs-Meter-Riesen einen wesentlichen Teil des Schreckens, den so mancher Pkw-Fahrer vor seiner Premiere in einem derartigen Fahrzeug verspürt. Also alles halb so wild, wenn man tatsächlich mal den Inhalt von 94 Badewannen bewegen muss.

Die Materialien im Interieur des Crafter fallen vor allem widerstandsfähig und pflegeleicht aus. Dennoch wirkt alles insgesamt ansprechend.

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Technische Daten

VW Crafter 30 L3 H3 2.0 TDI (mittlerer Radstand und Hochdach) Dreisitziger Kastenwagen
Länge/Breite (ohne Spiegel)/Höhe/Radstand in Millimeter 5.986/2.040/2.590/3.640
Leergewicht 2.174 kg
zul. Gesamtgewicht 3.000 kg
max. Zuladung 826 kg
max. Anhängelast gebremst 3.000 kg
Kofferraumvolumen 9,9 m3
Tankinhalt 75 l (AdBlue ca. 18 l)
Preis ab 38.634,54 Euro
Motor Reihenvierzylinder-Diesel
Hubraum 1.968 ccm
Leistung 103 kW/140 PS bei 3500 – 3600 U/min
max. Drehmoment 340 Nm bei 1600 – 2250 U/min
Höchstgeschwindigkeit 158 km/h
Normverbrauch 7,4 l pro 100 km
CO2-Ausstoß 194 g/km
Getriebe Sechsgang-Handschaltung
Antrieb Frontantrieb

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