VW

Caddy Eco Fuel: Mit jedem Kilometer sparen

Ein familienfreundlicher Van mit sieben Plätzen und preisgünstigem Erdgasantrieb. Klingt fast so, als wäre der Caddy Eco Fuel von Volkswagen der perfekte Familienfreund. Ob’s stimmt, klärt der Praxistest.

Boom der Erdgasfahrzeuge

Der hohe Kraftstoffpreis zeigt Wirkung: Im Oktober wurden dreimal so viele Erdgasfahrzeuge zugelassen wie ein Jahr zuvor: 2180 Exemplare von Opel, Fiat, Ford, Mercedes, Volvo und VW. Im gesamten Jahr beläuft sich das Wachstum bislang auf 47 Prozent. Den gewaltigen Schub im zweiten Halbjahr brachten die neu vorgestellten Erfolgsmodelle Zafira CNG sowie Touran und Caddy Eco Fuel. Besonders konsequent lässt sich mit dem Caddy sparen. Preis: 20.462 Euro, wenn sieben Sitze an Bord sind. Klimaanlage, Seitenairbags und ESP kosten allerdings extra. Die wichtigsten Konkurrenten Zafira CNG und Touran Eco Fuel sind für 4000 Euro bzw. 3000 Euro mehr zu haben. Der Caddy läuft inzwischen so gut, dass die Produktion auf 250 Einheiten pro Woche aufgestockt werden musste.

Gut verpackt

Beim Eco Fuel liegen die Gastankstanks unter dem Fahrzeugboden – Unterflurtechnik nennt man das. Die drei Stahlzylinder fassen 26 Liter, was eine theoretische Reichweite von 440 Kilometern ergibt. Als Notreserve sind 13 Liter Superplus an Bord, die je nach Fahrweise nochmals für bis zu 150 Kilometer reichen. Es handelt sich beim Eco Fuel also um einen monovalenten Antrieb – der Motor ist auf den Betrieb mit Erdgas abgestimmt. Im Gasbetrieb steht die maximale Leistung zur Verfügung, mit Benzin sind es fünf Pferdestärken weniger. Doch auch mit Benzin in den Zylindern fährt sich der Caddy kaum anders, nur das Verbrennungsgeräusch wird etwas rauer.

Immer mal langsam

Für die Aufgaben des Alltags reichen die 109 PS (80 kW), mehr aber auch nicht. Die 1,6 Tonnen Leergewicht drücken spürbar auf das Temperament, besonders bei Überholvorgängen. Davon abgesehen, fährt sich der Eco Fuel genauso wie jeder andere Caddy. Die hintere Starrachse ist eine robuste und günstige Lösung, die auf normalen Straßen ganz passablen Komfort liefert. Auf Bahnübergängen oder bei kurzen Bodenwellen gerät die Konstruktion allerdings schon mal aus dem Tritt. Die Stöße sind besonders hinten zu spüren. Zumindest ohne Beladung, mit vollem Kofferraum nimmt der Komfort zu. Schaltung, Sitze, Lenkung und Bremse sind dagegen so perfekt wie bei jedem anderen Volkswagen. Innen dominieren einfache Kunststoffe, die sich problemlos mit einem feuchten Tuch reinigen lassen. Die Bedienung ist praktisch und funktional. Modischen Schnickschnack wird man hier nicht finden. Schließlich wurde der Caddy ursprünglich für Handel und Handwerk konzipiert. Wer sich daran stört, findet im Touran eine schicke Alternative.

Auf Achse

Auf der Autobahn ist bei 169 km/h Schluss. Dann macht der Caddy aber lautstark darauf aufmerksam, dass er zwar gerne Lasten Schleppt, aber bitte nicht bei diesem Tempo. Und auch der Gasverbrauch schnellt auf bis zu zehn Kilogramm hoch, was den Aktionsradius massiv einschränkt. Doch auch bei entspannter Fahrweise nähert sich die Tanknadel schon bei 350 Kilometer gefährlich dem Nullpunkt. Um den Normverbrauch von 6,3 Kilogramm zu erreichen, braucht man schon etwas Geduld. Im Laufe des zweiwöchigen Tests kam die Benzinreserve deshalb mehr als einmal zum Einsatz. Ist der eine Tank leer, schaltet das System automatisch um. Beim Start, und bis der Motor warm ist, wird ebenfalls immer mit Benzin befeuert. In der Stadt lässt sich der Erdgas-Motor dagegen schaltfaul und entspannt bewegen. Große Außenspiegel und die kantige Karosserie machen das Einparken zum Kinderspiel.

Gas rein

Bei 700 Erdgaszapfsäulen bundesweit weist die Versorgung noch Lücken auf. Zudem liegen die wenigsten Zapfsäulen direkt an der Autobahn. Für die Tankstellensuche ist ein Navi also eine empfehlenswerte Hilfe. Den Fährtensucher gibt es im Touran schon ab 475 Euro. Unser Wagen war nicht damit ausgerüstet. Deshalb immer das bange „was, wenn die nächste Zapfsäule nicht funktioniert?“ im Hinterkopf. Der Tankvorgang selbst ist ein Kinderspiel: Der dicke Tankrüssel wird über das Ventil gestülpt und mit einem soliden Hebel verriegelt. Mit einem Knopfdruck an der Tanksäule strömt dann das Gas in die Tanks. Doch es gab auch eine unliebsame Überraschung: Eines frühen Morgens – natürlich drängte gerade dann der Terminkalender – hatte sich ein Zapfstutzen liebvoll am Caddy festgesaugt. Alle Versuche den Rüssel zu lösen, scheiterten. Erst ein Spezialist des Gasversorgers konnte nach einer Stunde das Problem lösen. Die Zapfsäule wurde danach stillgelegt, es lag also nicht am Caddy.

Schlau gespart

Im Vergleich zum 1,6-Liter-Benziner (105 PS/75 kW) kostet der 109 PS starke Eco Fuel mit seinem 2,0-Liter-Motor gut 2600 Euro mehr. Ein Aufschlag, der sich schnell amortisiert, zumal regionale Energieversorger den Kauf mit Tankgutscheinen von bis zu 1.500 Kilogramm Erdgas subventionieren. Doch auch ohne Förderung halbieren sich die Kosten im Vergleich zur Fahrt mit Superkraftstoff im Tank. Im Vergleich zu Dieselfahrzeugen reduzieren sich die Ausgaben immerhin um ein Drittel. An der Zapfsäule kostet Erdgas derzeit 82 Cent. Also deutlich mehr als die Hälfte von Super (1,20 Euro). Dass die Rechnung dennoch aufgeht, liegt daran, dass Erdgas im Vergleich zum Ottokraftstoff einen 1,5-fach höheren Energiegehalt besitzt. Weitere Informationen dazu liefert http://www.erdgasfahrzeuge.de. Der steuerlich bedingte Preisvorteil von Erdgas bleibt noch bis 2018 erhalten, dafür hat der Gesetzgeber im vergangenen Jahr gesorgt.

Weniger ist mehr

Nach zwei Wochen Praxistest steht fest: Beim Caddy kann auf die Plätze sechs und sieben im Heck getrost verzichtet werden. Das spart nochmals 557 Euro. Zwar sitzt man in der dritten Reihe recht bequem, doch die Sitzbank im Heck raubt dem Ladeabteil jegliche Variabilität. Von den 560 Litern, die der Fünfsitzer fasst, bleibt nur ein kümmerlicher Rest. Zudem lässt sich die Sitzgelegenheit bei Nichtgebrauch weder verschieben noch im Boden versenken. Einzig die Lehnen klappen nach vorn. Beim Fünfsitzer verschwinden dagegen bis zu 2,85 Kubikmeter. Damit ist der Caddy ein perfekter Umzugshelfer.

Fazit:

Dem gebremsten Temperament und der geringen Reichweite stehen unschlagbare Kraftstoffkosten gegenüber. Zudem bleibt dank Unterflurtechnik der ganze Stauraum erhalten. Und schließlich das Wichtigste: Tanken zum halben Preis. Damit ist das zurückhaltende Temperament mehr als entschuldigt.

www.mototype.de, Holger Schilp

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