Der neue BMW Sauber: Lückenschließer

(adrivo.com) Da war er also. Der F1.08 tauchte aus dem Nebel auf und stellte sich erstmals der Öffentlichkeit vor. Die Erwartungen in den neuen Renner von BMW Sauber waren bereits vor der Enthüllung groß und auch nachdem sich das neue Auto erstmals dem Blitzlichtgewitter der Kameras gestellt hatte, sprachen die Verantwortlichen und Fahrer von den großen Zielen, die man erreichen will. "Wir sind zuversichtlich. Es war ein langer Weg. Es sind zweieinhalb Jahre, seit wir ein neues Team sind, wir hatten zwei gute Saisonen. Jetzt sind viele Bemühungen in das neue Auto geflossen. Der F1.08 inkludiert alles, was wir in den letzten zwei Jahren gelernt haben – er ist wieder ein großer Schritt", sagte Mario Theissen.

Das selbst gesteckte Ziel ist der Kampf an der Spitze mit Ferrari und McLaren, doch Theissen musste zugeben, dass es nicht leicht werden wird, dort hinzukommen. "Sie sind die Stärksten und Erfahrendsten. Sie werden im Winter auch viel machen. Wir müssen noch mehr machen als sie. Ich glaube aber, wir können die Lücke schließen", meinte der BMW Sportdirektor. Denn am Ende der vorigen Saison war die Aufbauphase des Teams abgeschlossen und nun habe man alles an Bord, sei bei voller Stärke und freue sich auf die neue Saison. Volle Stärke, das bedeutet 430 Mitarbeiter in Hinwil und rund 300 in München. "Das ist die Größe eine Mittelfeldteams, wir haben aber die Ambitionen eines großen Teams."

Für Theissen ist die Effizienz der Mannschaft aber viel wichtiger als die Größe. So sei das Team in der Aufbauphase bereits in der Lage gewesen, in der Konstrukteurswertung auf Rang drei zu kommen. "Das war schon was", sagte er. Und auch nun habe man die Effizienz aufrecht erhalten. "Wir sind größer geworden, haben aber keine Effizienz verloren. 730 Leute sind genug und das reicht auch, um vorwärts zu kommen." Finanziell gibt BMW mittlerweile sogar weniger Geld aus als zuvor. Das liegt einerseits an den Regeln, andererseits an den Partnern, die finanziellen Rückhalt geben. Wichtiger Teil sind auch die Fahrer, von denen Theissen meinte, sie seien die besten. Da das Auto nun besser sei, können sie aber noch besser werden. "Fahrer sind aber nicht nur Fahrer, sondern auch Teile unseres Technikteams. Mit Nick und Robert sind wir sicher, dass wir weitere Fortschritte machen." Wer Testfahrer wird, ist derweil noch nicht bekannt, soll sich aber Ende Januer entscheiden.

Nick Heidfeld selber meinte, dass er aufgeregt war, das neue Auto zu sehen. Vor allem, weil er weiß, dass die Leute im Werk zufrieden mit den Fortschritten sind. "Es ist das schönste Auto, das ich je gesehen habe. Das heißt zwar nicht, dass es schnell ist, aber auf der Strecke werden wir das dann schon sehen", erklärte er. Heidfeld war sich sicher, dass er mit seinem neuen Arbeitsgerät Rennen gewinnen kann. "Wir sollten die Lücke theoretisch schließen können und das ist auch das Ziel für die Saison." Wie sich der Bolide anfühlt, wird Heidfeld auch noch am Montag erleben, da er im BMW-Gebäude in München ein paar erste Runden drehen darf.

Neben den Runden indoor erwartet Quick-Nick aber ohnehin eine spannende Saison, da er glaubt, dass es ohne elektronische Fahrhilfen aufregender wird. "Es wird mehr Spaß machen, auch wenn man am Gas aufpassen muss. Man wird mehr Fehler sehen, deswegen auch mehr Überholmanöver und das sollte gut sein." Auch auf das Nachtrennen freut er sich schon, da er ohnehin kein Frühaufsteher ist, wie er meinte. Und im Team selbst fühlt sich Heidfeld sowieso wohl. Mit Robert Kubica als Teamkollegen kommt er gut aus und freut sich auf eine weitere Saison mit ihm.

Ins Gehege könnten sich die Beiden trotzdem kommen, denn wie Heidfeld meinte auch Kubica, dass er 2008 auf Siege hofft. "Wie Nick gesagt hat, wir haben gute Fortschritte gemacht. Alle Leute, die am Auto gearbeitet haben, haben ihr Maximum gegeben. Wir haben hier die richtigen Leute am richtigen Ort. Ich glaube, wir können gewinnen", berichtete der Pole. Die Saison erwartet er aber als Herausforderung, bei der es vor allem darum gehe, die Leistung zu maximieren. "Wir müssen so viele Punkte holen wie möglich – hoffentlich mehr Punkte als vorige Saison." Auf die Straßenkurse freut er sich besonders und erwartet das Auto dort auch als stark. "Hoffentlich sind aber alle Rennen stark", meinte Kubica.

Was am neuen Auto alles gemacht wurde, um es für die Saison fit zu machen, erklärte Willy Rampf zusammen mit Mario Theissen. Rampf musste zugeben, dass er etwas nervös war als der F1.08 enthüllt wurde. Wirklich aufregend wird es für ihn aber, wenn das Auto am Dienstag in Valencia auf die Strecke geht. "Man will sehen, dass es gut läuft, dass alle Systeme funktionieren." Von den Simulationen und den Windkanalergebnissen her ist Rampf aber schon zuversichtlich. Diese Ergebnisse will er nun nur noch auf der Strecke bestätigt sehen. "Wir sind zuversichtlich, aber alles hängt von den Gegner ab", gab er zu.

Besonders hilfreich bei der Entwicklung des Autos war die gute Balance zwischen Arbeit im Windkanal und am Computer Albert2. "Bei der CFD gibt es viel Entwicklung in einer frühen Phase. Dafür muss man noch nicht einmal Teile gemacht haben. Der Windkanal ist aber immer noch sehr wichtig, weil man dort die Ergebnisse eines fertigen Autos sieht. Beide Einrichtungen sind aber gute Werkzeuge", sagte Rampf. Für den F1.08 wurde bei dieser Entwicklung vor allem darauf geschaut, dass man bei der Aerodynamik eine bessere Balance und mehr Stabilität in der Kurve erreicht. Außerdem sollte der Abtriebsverlust minimiert werden. Mechanisch wollte man erreichen, dass es gutes Feedback an die Fahrer gibt und mehr mechanischen Grip.

Bei der Aerodynamik hat sich auch optisch einiges getan. "Der Vorderflügel ist ziemlich groß. Dadurch sind die Autos in der Kurve weniger anfällig auf Abtriebsverlust. Auch bei Seitenwind bleib das Auto stabiler. Es ist alles auf mehr Abtrieb ausgelegt." Die Seitenkästen und die Motorabdeckung wurden etwas nach unten gelegt und ihr Volumen reduziert. Dadurch soll es einen besseren Luftstrom zum Heck geben. Zudem wurde noch ein kleiner Flügel über dem Motor eingezogen, der noch mehr Abtrieb bringen soll.

Auf mechanischer Seite wurde zunächst einmal eine neue Vorderachse entwickelt, die ein besseres Feedback an die Fahrer geben soll. "Damit kann der Fahrer genauer korrigieren. Auch die Hinterradaufhängung ist neu. Dadurch haben wir mehr Grip und wir können die Leistung der Reifen maximieren. Außerdem ist das Handling leichter zu kontrollieren." Damit wollte man bei BMW Sauber auf den Wegfall der elektronischen Fahrhilfen reagieren und es den Fahrern leichter machen, Fehler zu auszumerzen.

Trotz eingefrorenem Motorenreglement war auch am Motor genug zu tun, wie Theissen erklärte. "Die neue Elektronik gab uns ein paar Kopfschmerzen. Das Getriebe muss außerdem vier Wochenenden halten. Deswegen haben wir ein neues Getriebe entworfen", sagte er. Aber auch am Motor selbst wurde ein wenig gefunden, vor allem über das Auspuffsystem. "Es ist aber anders als vor ein paar Jahren, als man noch einige PS finden konnte. Aber wegen der Energierückgewinnung, die in 14 Monaten kommt, muss man den Verbrennungsmotor mit dem elektrischen verbinden und das ist für Ingenieure aufregend."

Aber auch die nächsten Wochen werden noch aufregend. Hat man bei der Entwicklung ab Mai darauf geachtet, die Schwächen des F1.07 am neuen Auto zu beseitigen, wird es nun darum gehen, noch neue Teile auf das Auto zu bringen, bis es in Melbourne in den ersten Grand Prix geht. "Wir haben in Melbourne definitiv neue Teile am Auto, die jetzt noch nicht drauf sind. Es wird immer weiter entwickelt. Bei den nächsten Tests kommen neue Teile und bis Melbourne hoffentlich noch mehr", erklärte Rampf.

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