Elektroautos auf der Shanghai Auto Show – Die Spannung sinkt

China gilt als das Boom-Land in Sachen Elektroauto. Doch die Anfangseuphorie hat zuletzt einen Dämpfer bekommen – die Stromer sind für Privatkunden kaum zu bekommen. Und wenn doch, werden sie nicht gekauft. Die Gründe dafür sind die gleichen wie in Europa: fehlende Strom-Zapfsäulen, hohe Batteriepreise und geringe Reichweite. Die Regierung kämpft nun gegen die Elektro-Skepsis an.

[foto id=“354979″ size=“small“ position=“left“]Auf der Shanghai Auto Show zumindest steht das Elektroauto nach wie vor im Mittelpunkt. Zahlreiche strombetriebene Modelle chinesischer Hersteller buhlen um Aufmerksamkeit. Da gibt es etwa den BYD e6, einen kompakten Stromer und so etwas wie die große Hoffnung der E-Auto-Branche. Das Modell wurde sogar schon auf der Detroit Motor Show gezeigt und auch für den US-Markt angekündigt. In China rollen aber zurzeit lediglich knapp 100 Exemplare im Praxistest über die Straße. Auch andere große chinesische Hersteller wie FAW, Geely und SAIC haben E-Modelle in Planung, meist auf Basis konventioneller Pkw. Die Großserienproduktion soll aber nicht vor 2013 starten.

[foto id=“354980″ size=“small“ position=“left“]Bis dahin sollen exzentrische Konzeptfahrzeuge das Abflauen des Elektro-Interesses verhindern. Jonway-Tochter ZAP etwa stellt das dreirädrige Sport-E-Auto Alias mit extrem reduzierter Karosserie vor. Bis zu drei Personen kann der in China und Amerika entwickelte E-Bolide in 7,8 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigen, maximal sollen 160 km/h möglich sein. Die Reichweite gibt der Hersteller mit 160 Kilometern an. Ebenfalls ein Blickfang ist der elektrisch betriebene Flügeltürer Icona, der entweder als reines E-Auto oder mit Hybrid-Antrieb erhältlich sein soll – falls er jemals den Prototypen-Status überwindet. Die Leistungsdaten zumindest klingen sehr ambitioniert: 200 km/h Höchstgeschwindigkeit, 4,8 Sekunden auf Tempo 100 und 220 Kilometer Reichweite.

[foto id=“354981″ size=“small“ position=“left“]Ob die Kundschaft den vollmundigen Versprechungen glaubt, ist zumindest fraglich. Eine neue Studie des Marktforschungsunternehmens Synovate zeigt eher eine abwartende Haltung in der Bevölkerung. Zwar gelten Elektroautos im Vergleich zu Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor als umweltfreundlich und trendy, allerdings werden sie auch als teuer, noch nicht ausgereift und leistungsschwach gesehen. Vorbehalte gibt es auch beim Wartungs-Netzwerk. Und eine passende Steckdose zum Aufladen zu finden, ist für den Bewohner eines 50-stöckigen Hochhauses in einer der vielen engen Megacitys auch keine einfache Aufgabe. Auf dem Privatkundenmarkt sind Elektroautos in China daher ähnlich wie in Deutschland kaum zu bekommen. Fast alle gebauten Fahrzeuge gehen an den Staat oder große Unternehmen.  

[foto id=“354982″ size=“small“ position=“left“]So bleibt das E-Auto in China zunächst ein Nischen-Phänomen, wenn auch ein deutlich besser sichtbares als in Deutschland. Denn zumindest die Polizei ist vielerorts in kleinen Elektro-Streifenwagen unterwegs. Und auch einige Taxis mit Stromantrieb sind im Einsatz.  Allerdings gab es auch dort bereits einen Rückschlag. Eine E-Droschke des Herstellers Zotye ist Anfang April in Hangzhou aus bisher ungeklärten Gründen in Flammen aufgegangen. Der Vorfall dürfte das Vertrauen der Kundschaft nicht unbedingt stärken. Auf dem Messestand hat das Unternehmen das betroffene Modell schon nicht mehr dabei. Ein anderes E-Modell steht versteckt am Rand des Standes.

[foto id=“354983″ size=“small“ position=“left“]Dabei ist China auf das E-Auto angewiesen. Das Land ist stark abhängig von ausländischem Öl, die eigene Förderung deckt nur rund 50 Prozent des Bedarfs. Zudem ersticken die großen Städte in Abgasen. Nicht zuletzt geht es aber auch um die strategische Frage, wie Chinas Autoindustrie an die Weltspitze aufsteigen kann, obwohl die etablierte Konkurrenz aus dem Westen auf eine um Jahrzehnte längere Erfahrung zurückblicken kann. Die Antwort auf alle Frage ist das Elektroauto. Es braucht kein Öl, verpestet zumindest in der Stadt nicht die Luft und ist außerdem auch für den ansonsten enteilten Westen technisches Neuland.

[foto id=“354984″ size=“small“ position=“left“]Die Regierung hat daher ein Programm aufgelegt. Bis 2020 sollen im ganzen Land zehn Millionen E-Auto-Parkplätze mit Ladestationen entstehen. Käufer sollen mit staatlichen Zuschüssen von mehreren tausend Euro gelockt werden. Auch die Industrie bekommt Geld, rund 10 Milliarden Euro in den nächsten zehn Jahren. Zudem werden E-Autos in vielen großen Städten wohl von den jüngst eingeführten Zulassungsbeschränkungen ausgenommen. In Peking etwa dürfen jedes Jahr nur 240.000 Autos mit konventionellen Motoren neu zugelassen werden. Ziel der staatlichen Bemühungen ist es, bis 2020 fünf Millionen Elektro- und Hybridfahrzeuge auf der Straße zu haben.

[foto id=“354985″ size=“small“ position=“left“]Bis dahin sind dann auch die Europäer, Japaner und Amerikaner soweit. Ford zeigt in Shanghai die E-Version des kompakten Focus, die 2013 kommen soll. VW-Chef Martin Winterkorn kündigt ebenfalls Elektroautos für 2013/2014 an. Und Nissan ist mit dem Leaf sowieso Trendsetter. Wollen die Chinesen vorne mit dabei sein, müssen sie sich also sputen.

 

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