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Erster Blick auf den Supersportwagen Mercedes AMG GT – Kraftpaket mit fiesem Blick

Erster Blick auf den Supersportwagen Mercedes AMG GT - Kraftpaket mit fiesem Blick Bilder

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Das runde, schnörkellose Heck mit dem ausfahrbaren Spoiler erinnert zwar ein wenig an den verblichenen Porsche 928, bildet aber ein perfektes Finale der flachen Form des Sportwagens. Bilder

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Fünf Wochen vor der Premiere gewährte Mercedes einen heimlichen Blick auf den neuen Zweisitzer GT. Bilder

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Die großen Glasflächen der nüchternen Gebäude sind mit grauen Planen verhängt. Gegenüber raubt dichtes Buschwerk jedem Blick von außen die Chance auf ein Durchkommen. Dazwischen eine kreisrunde Betonfläche, an deren Rand Gorden Wagener Regie führt. Der Daimler-Chefdesigner zelebriert fast genussvoll den ersten Auftritt seiner neuesten Kreation, die unter einem verhüllenden Tuch im streng bewachten Allerheiligtum auf dem Sindelfinger Werksgelände bereitsteht.

Dann endlich gestattet der jugendlich wirkende Blechkünstler freie Sicht auf den Supersportwagen Mercedes AMG GT, den Ur-Enkel und erklärten Nachfolger der Daimler-Ikone 300 SL aus den 50er-Jahren. Mit verschränkten Armen wartet Wagener auf die „Ahh“ und „Ohh“ der kleinen Schar an genehmigten Werksspionen, die vorher ihre Foto-Handys in einem Stahlschrank verstauen mussten. Da ist er also, der Über-Benz, der in fünf Wochen seine offizielle Premiere feiern wird. Eine schier endlos lange Motorhaube lässt die Kuppel für die beiden Insassen weit nach hinten rutschen. Das runde, schnörkellose Heck mit dem ausfahrbaren Spoiler erinnert zwar ein wenig an den verblichenen Porsche 928, bildet aber ein perfektes Finale der flachen Form des Sportwagens. Und dann diese Frontpartie mit dem senkrecht stehenden Kühlermaul, in dessen Zentrum der große „Stern“ optisch die Straße förmlich aufsaugt. Die markanten Scheinwerfer mit den LED-Augenbrauen umrahmen das Stuttgarter Markenzeichen. „Ein gewollt fieser Blick“, sagt Gorden Wagener und meint das durchaus positiv. Denn ein solches Auto müsse angriffslustig sein, vor Selbstbewusstsein nur so strotzen, unterstreicht der Designer und zeigt sein schönstes Lächeln.

Der Nachfolger des erfolgreichen SLS ist in der Tat auf Angriff gepolt. Sein Herzstück ist ein weiterentwickelter Achtzylinder mit vier Litern Hubraum, der dank Doppelturbo auf 510 PS kommt und vor allem mit seiner gigantischen Durchzugskraft von 650 Newtonmetern punktet. Wird das Gaspedal durchgetreten, soll sich die Kurbelwelle des Kraftwerks bis zu 7.200-mal pro Minute drehen können. Über die Fahrleistungen schweigt sich Mercedes noch aus, aber die 300-km/h-Schallmauer dürfte ohne elektronische Beschränkung wohl keine Hürde sein.

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Wichtiger als die nüchternen Daten ist für Gorden Wagener aber das Signal, dass vom GT ausgeht. „Das Design unterstreicht, dass Luxus durchaus mit Reduktion einhergehen kann“, sagt er und meint damit den Verzicht auf ausgeprägte Kanten und Falze beim Karosseriekleid. Glatte, gerundete Flächen beherrschen den Gesamteindruck, lassen den Flachmann wie aus einem Guss erscheinen. „Kanten sind oft eine Verlegenheitslösung, wenn den Designern die Ideen ausgehen“, verrät er die Tricks seiner Zunft. „Viel schwerer ist es nämlich, große Bereiche der Karosserie optisch ineinander übergehen zu lassen, ohne dabei einen optischen Bruch zu riskieren“. Beim GT ist das wohl gelungen, auch wenn ein Detail irritiert. Zwischen recht steil stehender Windschutzscheibe und oberem Ende der Motorhaube klafft ein deutlicher, gut zehn Zentimeter breiter Spalt, so als wäre das Dach vorne zu kurz geraten. „Ganz bewusst haben wir so die Länge des Vorderwagens optisch noch einmal gestreckt“, erläutert Wagener und reagiert auf das Unverständnis mancher Betrachter ohne Mercedes-Hausausweis.

Zuvor hatte der gebürtige Essener, der im nächsten Monat 46 Jahre alt wird und einst als jüngster Designchef in die Firmengeschichte einging, laut über die nächsten Jahre nachgedacht. „Wir müssen den Luxus der Zukunft voraussehen und dabei unsere lange Tradition in die Moderne überführen“. Für ihn steht Mercedes in der Pflicht, immer authentisch zu sein, seinen Kunden nicht nur den bloßen Besitz eines teuren Autos, sondern vor allem das Erlebnis zu bieten, es zu fahren, zu betrachten und zu genießen. Obwohl Mercedes mittlerweise Designstudios in den USA und auch in China hat, werden es immer europäische, vor allem deutsche Modelle sein. „Wir werden nie einen Mercedes bauen, der chinesisch aussieht und den nicht einmal die Chinesen wollen“, verspricht er und erteilt damit Spekulationen ein Abfuhr, dass sich die deutsche Edelmarke an den Geschmack der Kunden in den Wachstumsmärkten USA, China oder auch Russland anpassen könnte. „Echter Luxus folgt keinen Modetrends, muss weltweit gefallen. Schließlich sieht eine Chanel-Flasche auch überall gleich aus“.

Als Indiz für die führende Rolle der Europäer in Sachen Autodesign nennt Wagener den Versuch vor allem der Asiaten, Fachleute aus Europa, speziell Deutschland abzuwerben. „In Korea hat das schon geklappt“, erinnert er und meint damit seinen Kollegen Peter Schreyer, der als Design-Chef von VW zu Hyundai und Kia wechselte. Umgekehrt aber hätte Mercedes viele Bewerbungen für die Kreativabteilung aus eben jenen Ländern.

Ein Anflug von Wehmut überkommt Wagener dennoch. Es geht um den klassischen Mercedes-Kühlergrill mit dem aufgesetzten silbernen Stern, den es nur noch in drei Baureihen gibt. „Die S-Klasse wird ihn immer haben“, verspricht er. Bei E- und C-Klasse entscheiden sich aber die meisten Kunden für die sportlicheren Versionen, bei denen das Markenzeichen im Kühlergrill montiert ist. „Wir werden das klassische Mercedes-Gesicht trotzdem weiterentwickeln“.

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