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Es lebe die Travolution! Audi stellt Projekt-Weiterentwicklungen vor

Ingolstadt – Eigentlich hat Werner Widuckel beruflich mit ganz anderen Dingen zu tun, mit Personellem zum Beispiel und mit Sozialem. Wenn es um Travolution geht, ist Audis Personalvorstand in seiner Funktion als Chef der Ingolstädter Initiative Regionalmanagement aber dann doch schnell bei der Revolution. Zumindest nennt Widuckel das Projekt, Autos mit Ampeln kommunizieren zu lassen, um Sprit zu sparen und so den Schadausstoß zu verringern, oder mittels Elektronik bargeldlos mit ihnen an der Tankstelle und in Parkhäusern bezahlen zu können, revolutionär. Informationen auch über aktuelle StraßenlageDer offizielle Startschuss für das Travolution-Projekt, an dem sich neben Audi als Hauptpartner auch die Technische Hochschule München und die Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen/Nürnberg sowie eine Firma für moderne Tankstellen- und Parkhaussysteme beteiligen, ist im Juli 2006 gefallen.

In der ersten Projektphase sind 46 Ampeln in Ingolstadt so optimiert worden, dass sich der Spritverbrauch auf den betreffenden Strecken laut erster Auswertung um rund 17 Prozent reduziert. 25 Ampeln sind mittlerweile so konfiguriert, dass sie mit den entsprechenden Testwagen kommunizieren können. Im Rahmen des Projekts werden Autofahrer permanent auch über die aktuelle Straßenlage informiert; die nötigen Daten dafür liefern ADAC-Automobile und Ingolstadts Taxi-Funk. Weniger Kohlendioxid-Ausstoß in der Stadt Der Nutzen des Projekt für die Umwelt und die Ressourcen liegt vor allem im geringeren Kohlendioxid-Ausstoß im Stadtverkehr. Prognosen gehen von etwa 15 Prozent Reduzierung oder mehr als zwei Millionen Tonnen pro Jahr aus, was einer Einsparung von etwa 900 Millionen Liter Sprit entspricht. Seit zehn Jahren arbeitet Audi an der Car-to-X genannten Vernetzung des Autos mit der Umwelt. Die Ingolstädter sind dabei [foto id=“302633″ size=“small“ position=“right“]Gründungsmitglied eines europäischen Konsortiums. Parallel dazu engagieren sie sich in einem 2008 begonnenen und von drei Bundesministerien geförderten Projekt für sichere und intelligente Mobilität mit Deutschland als Testfeld.

Intelligentes Verkehrsmanagement

Ingolstadt, Audi-Stammsitz. Verkehrsplaner und Journalisten gehen gleich auf Testfahrt durchs Stadtgebiet. Michael Dick weist zuvor noch auf die Notwendigkeit eines intelligenten Verkehrsmanagements hin: „Der Straßenverkehr von heute“, so Widuckels für Technik zuständiger Vorstandskollege, „nutzt bei seiner Steuerung noch die Standards von gestern – und das ist nicht gut für die Umwelt und die Ressourcen.“ Den Verkehrsfluss fördern und die Nerven schonen Im stark von Ampeln geprägten Stadtverkehr in Deutschland blasen 50 Millionen Pkw im Jahr laut Dick etwa 15 Millionen Tonnen Kohlendixoid in die Luft, rund ein Fünftel ihrer gesamten Emission. Systeme wie Stopp/Start sparen dort bei zehn Sekunden Stand immerhin schon rund vier Milliliter Kraftstoff im Vergleich zum Leerlauf. „Ich denke aber, uns allen wäre es noch lieber, wenn wir gar nicht erst stoppen müssten.“ Die Idee von Travolution, übrigens ein Mix aus den englischen Wörtern „Traffic“ (für Verkehr) und „Evolution“: 60 000 Ampelanlagen in Deutschland treten miteinander und auch mit den Autos in Kontakt. „Wenn wir dadurch“, so Audis Technik-Vorstand, „den Verkehrsfluss fördern, schonen wir nicht nur unsere eigenen Nerven.“ Zwei Lösungen für Ampel/Auto-Kommunikation Zwei Lösungen gibt es bereits für die Ampel/Auto-Kommunikation: Einige Anlagen funken ihre Signale per WLAN an die Fahrzeuge in die unmittelbare Umgebung, die anderen schicken sie auf einen zentralen [foto id=“302634″ size=“small“ position=“left“]Server, wo die aktuellen Ampelinformationen per UMTS abrufbar sind. „Die Fahrzeuge können Staus melden und gemeinsam ein Gesamtbild der Verkehrslage generieren“, verweist Dick auf eine Flotte von 15 A4-Allroad-Quattro- und Q5-Versuchsfahrzeugen, die die Daten über ein spezielles Modul samt WLAN-Antenne und UMTS-Datenschnittstelle empfangen. Jede Ampelanlage versendet pausenlos Informationspakete, aus denen das Steuergerät im Testauto das ideale Verhalten errechnet.

Stressfrei durchfahren

Noch 150 Meter bis zur Ampel. Die zeigt Rot, springt aber in 15 Sekunden auf Grün. Fahren wir jetzt mit Tempo 50 weiter, müssen wir in den letzten Sekunden der Rotphase an der Ampel stoppen, nur um gleich darauf wieder anzufahren. „Falls Sie jedoch“, erklärt Dick, „Ihr Tempo auf 35 reduzieren, haben Sie bereits Grün, wenn Sie ankommen – und Sie fahren stressfrei durch.“ Die Anzeige erfolgt über das Fahrer-Informationsdisplay, das den aktuellen Status des Ampellichts und die empfohlene Geschwindigkeit anzeigt. Das System kennt zudem die Spur, weil es mit dem Blinker des Autos vernetzt ist. „Und wenn Sie die Navigation nutzen, erkennt es sogar, dass Sie demnächst abbiegen.“

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Video: Audi Travolution

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Display zeigt verbleibende Zeit an

Es geht noch weiter. Zwei der Testwagen haben Audis Radar-Tempomaten an Bord. Zieht man kurz am Lenkstockhebel, bringt er das Auto selbsttätig auf das Tempo, das die Ampel empfiehlt. Trotz Travolution, weiß Dick, gibt es freilich immer wieder Situationen, in denen es nicht gelingen kann, auf der dynamischen grünen Welle zu schwimmen, etwa im Berufsverkehr. Für die Wartezeit haben die Ingenieure daher eine weitere Funktion entwickelt: Steht man an der roten Ampel, zeigt das Display die verbleibende Zeit an, bis das Signal auf Grün umspringt. Die Stopp/Start-Automatik wirkt noch effizienter, man ist aufmerksamer, bei Grün zügig loszufahren. Denn: „Ein Fahrer, der bei Grün [foto id=“302635″ size=“small“ position=“right“]stehen bleibt, verursacht“, so Dick, „im eng getakteten Kolonnenverkehr oft massive Stockungen und dann natürlich auch Verärgerung bei den anderen Verkehrsteilnehmern.“

Zur Vermeidung von Rotlicht-Verstößen

Einbezogen in das System ist zudem eine Elektronik zur Vermeidung von Rotlicht-Verstößen. Die wird dann aktiv, wenn man etwa versuchen sollte, in eine Kreuzung einzufahren, wenn die Ampel schon Gelb oder Rot zeigt. Erst warnt eine mit einem Ton verbundende rote Anzeige, dann ein kurzer Ruck. „Das System“, erläutert Audis Technik-Vorstand „verzögert das Auto leicht, um Sie dazu zu bringen, selbst auf die Bremse zu treten.“ Und so etwas zu verhindern, was sonst bei uns bei fast 300 000 registrierten Rotlicht-Verstößen jährlich zu rund 7500 Unfällen mit Verletzen und 100 tödlichen Karambolagen führt, bei denen meist Fußgänger die Opfer sind.

Online bezahlen beim Tanken und Parken

Auch beim Online-Bezahlen an der Tankstelle und im Parkhaus hilft Travolution. Der Bordcomputer [foto id=“302636″ size=“small“ position=“left“]zeigt zum Beispiel, wie viele Parkplätze im Parkhaus noch frei sind. Oder das Auto meldet sich per WLAN an der Schranke des Parkhauses beziehungsweise an der Zapfsäule an. Die Kredit- oder Kundenkarte mit den Kontodaten ist im System hinterlegt. Nach dem Parken oder Tanken bucht der Tankstellen- oder Parkhausbetreiber die fällige Summe ab. Bestätigt wird die Bezahlung über das Bediensystem.

Auch Infrastruktur muss stimmen

Auch wenn im Praxistest die Kommunikation nicht immer so funktioniert hat wie gewünscht (Projektleiter Cornelius Menig: „Das ist alles noch Vorentwicklung“): Audi geht davon aus, dass Mitte des Jahreszehnts die Serienreife möglich ist. „Da müssen dann natürlich auch die infrastrukturellen Rahmenbedingungen stimmen“. /Fotos: Koch

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