Fahrtauglichkeit im Alter – Kein erhöhtes Unfallrisiko

In der öffentlichen Meinung gelten Senioren im Straßenverkehr als großer Unsicherheitsfaktor, zumal ihr Anteil an der Bevölkerung durch den demographischen Wandel besonders in Deutschland kontinuierlich zunimmt. Bereits heute ist jeder fünfte Deutsche über 60 Jahre alt, Grund genug für immer mehr Politiker und Medien, nachdrücklich spezielle Fahreignungstests ab einem bestimmten Lebensalter zu fordern. Das Risiko des Autofahrens im Alter und die Frage, ob Senioren zu obligatorischen Fahrtests gebeten werden müssen, war jetzt Inhalt eines Seminars zum Thema Fahreignung des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR).

So verfügen ältere Autofahrer zwar über viel Erfahrung und größeres Verantwortungsbewusstsein als junge Verkehrsteilnehmer, andererseits sind sie eher beeinträchtigt durch das im Alter nachlassende Seh- und Hörvermögen sowie durch raschere Ermüdung und langsamere Reaktionen. Dennoch sind Senioren viel sicherer im Straßenverkehr unterwegs als es ihr Ruf vermuten lässt. Am gesamten Unfallgeschehen sind sie nach Angaben des DVR unterdurchschnittlich beteiligt, vor allem sind sie deutlich seltener Unfallverursacher als die Hauptrisikogruppe der jungen Fahrer im Alter zwischen 18 und 29 Jahren. Erst im hohen Alter von knapp 80 Jahren wird das relative Unfallrisiko eines jungen Fahrers erreicht, so die Zahlen der Unfallstatistiken. Altersbedingte körperliche Beeinträchtigungen gleichen Senioren meist erfolgreich durch eine angepasste Fahrweise aus. So verzichten sie oft auf Fahrten in der Dunkelheit, bei dichtem Berufsverkehr, schwierigen Witterungsverhältnissen, in unbekannten Großstädten oder auch nach Alkoholgenuss. Für Senioren ist sicheres Fahren also mehr das Vermeiden als das Beherrschen kritischer Situationen. Im Vergleich zu jüngeren Verkehrsteilnehmern zeigt sich nach Ansicht der meisten Experten bei Senioren so ein erhöhtes Verantwortungsbewusstsein.  

Immer lassen sich jedoch schwierige Verkehrssituationen nicht vermeiden. Insbesondere, wenn Informationen aus verschiedenen Quellen erfasst und umgesetzt werden müssen. So fühlen sich nicht wenige Senioren überfordert, sobald sie an unübersichtlichen Kreuzungen in Großstädten links abbiegen müssen. Ein weiteres Problem: Wenn es zu einem Unfall kommt, sind die Folgen für ältere Menschen wesentlich schwerer. So war die Gesamtzahl der Verkehrstoten nach Angaben des statistischen Bundesamtes in den letzten Jahren zwar weiter rückläufig, die Zahl der tödlich oder schwer verletzten [foto id=“359655″ size=“small“ position=“left“]Verkehrsteilnehmer ab 65 Jahren stieg jedoch in Relation zu anderen Altersklassen in den letzten Jahren erkennbar an. Eine Tendenz, die sich schon allein durch die demografische Entwicklung weiter verschärfen wird.

Behördlich angeordnete, regelmäßige Fahrtauglichkeitsuntersuchungen ab einem bestimmten Lebensalter, wie sie etwa für ältere Berufskraftfahrer schwerer Nutzfahrzeuge verpflichtend sind, werden vom Bundesverkehrsministerium und von den meisten Organisationen und Experten abgelehnt. Stattdessen wird ein Gegensteuern etwa durch eine möglichst umfassende, freiwillige Mobilitätsberatung für ältere Autofahrer gefordert. Diese soll unter Berücksichtigung der persönlichen Lebens- und Gesundheitssituation erfolgen und spezielle Fahrsicherheitstrainings empfehlen sowie freiwillige ärztliche Untersuchungen und Tipps zu Kauf und Nutzung geeigneter Fahrassistenzsysteme geben. Dies alles, um die individuelle Fahrtauglichkeit zu erhalten, aber auch um die kritische Selbsteinschätzung der Senioren gegenüber Fahreignung und Fahrverzicht zu schärfen.

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