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Gebrauchtwagen-Check: VW Scirocco – Heißer Wind oder laues Lüftchen?

Einen VW Golf sieht man an jeder Straßenecke. Wer es etwas exklusiver mag, aber auf die Tugenden des Bestsellers nicht komplett verzichten will, kann seit 2008 wieder auf den VW Scirocco ausweichen. Auch am Gebrauchtwagenmarkt ist das Coupé mittlerweile in ordentlicher Zahl präsent. Käufer sollten aber auf einige Details achten.

Karosserie und Innenraum

Auch bei Scirocco gilt der alte Coupé-Spruch von weniger Auto für mehr Geld. In Sachen Platzangebot und Kofferraumvolumen ist der dreitürige Viersitzer dem Golf klar unterlegen. Zwei Insassen können im Scirocco aber durchaus glücklich werden, sitzen sie doch vorne auf sehr guten, serienmäßigen Sportsitzen. Hinten finden zwei Passagiere trotz des dynamisch zugeschnittenen Dachs ordentliche Platzverhältnisse vor, aufgrund der kleinen Seitenfenster haben sie es jedoch etwas finster. Vor allem, wenn der schwarze Dachhimmel zur Ausstattung zählt. Der Kofferraum fasst 292 Liter, fast 50 Liter weniger als beim Golf, und ist mit seiner sehr hohen Ladekante nur schlecht zu bestücken. Nicht zuletzt verliert der Scirocco gegenüber seinem nächsten Verwandten auch bei der Übersichtlichkeit deutlich. Die kleinen hinteren Scheiben machen die optionalen Einparksensoren für das Heck oder die Rückfahrkamera zur Pflichtausstattung.[foto id=“452969″ size=“small“ position=“left“]

Antrieb

Anders als den Golf gibt es den Scirocco nur mit Frontantrieb, selbst die 195 kW/265 PS starke R-Variante muss ohne Traktionsunterstützung auskommen. Das gut abgestimmte Fahrwerk lässt in dieser Beziehung aber auch keine Sehnsucht aufkommen; der Scirocco zählt zu den agilsten und gleichzeitig gutmütigsten Modellen seiner Klasse. Das Motorenprogramm ist dem sportlichen Anspruch angemessen und umfasst ausschließlich Turbo-Triebwerke mit Leistungswerten ab 90 kW/122 PS (1.4 TSI) auf Benzinerseite und 103 kW/140 PS (2.0 TDI) bei den Dieseln. Bereits mit den Einstiegsmotoren ist man ordentlich motorisiert, richtig Spaß macht der Scirocco aber erst mit den stärkeren Ottomotoren, dem 1,4-Liter-Turbo mit 118 kW/160 PS und dem aus dem Golf GTI bekannten 2,0-Liter-Turbo mit 155 kW/210 PS. Letzterer ist auch hinsichtlich der Qualität eine gute Wahl, sind die 1,4-Liter-Motoren doch wegen Problemen mit den Steuerketten in Verruf geraten. Wer sich trotzdem für eines der Modelle entscheidet, sollte genau hinschauen.[foto id=“452970″ size=“small“ position=“right“] In einigen Fällen hat VW die Motoren bereits auf Kulanz repariert, in anderen Fällen ist Vorsicht geboten. Vergleichsweise unproblematisch sind hingegen die Diesel, wobei die 125 kW/170 PS starke Top-Version Leistung und Sparsamkeit am besten vereint.

Ausstattung und Sicherheit

In Sachen Ausstattung hat sich VW beim Scirocco nicht lumpen lassen. Bereits in der Basisversion sind Klimaanlage, Lederlenkrad und 17-Zoll-Leichtmetallräder an Bord. Ebenso Sportsitze und Sportfahrwerk. Die Optionsliste ist aber immer noch lang; zu den interessantesten Punkten zählt das Doppelkupplungsgetriebe, das für viele Motorversionen zu haben ist. Bei stärkeren Triebwerken kann zudem die (beim Neukauf recht günstige) elektronische Differentialsperre sinnvoll sein. Serienmäßig für Sicherheit sorgen in allen Versionen sechs Airbags.

Qualität

Der Scirocco teilt sich zwar das Gros seiner Teile mit dem Golf; er wird aber nicht in Wolfsburg, sondern bei einer Konzerntochter in Portugal gebaut – in einem Werk, das nicht unbedingt für einen kompromisslosen Umgang mit der Qualitätssicherung bekannt ist. Das schlägt sich vor allem zu Beginn der Bauzeit in einem klapprigen und knarzigen Innenraum nieder. Ärgerlicher ist aber die Rostanfälligkeit der Heckklappe – Kaufinteressenten sollten hier einen genauen Blick drauf werfen. Auch auf die Gasdruckfedern, die bis 2009 unter schnellem Verschleiß litten. [foto id=“452971″ size=“small“ position=“left“]Aufgrund der starken Motoren und der häufig sportlichen Fahrweise der Halter stellt der TÜV beim Scirocco zudem vergleichsweise häufig Mängel an den Achsen fest, vor allem hinten. Bremsanlagen und -scheiben kommen hingegen auch mit härterer Beanspruchung gut zurecht.

Fazit

Coupékauf ist Geschmackssache. Wer Gefallen an dem schnittigen Golf-Derivat findet, kann beim Scirocco ohne größere Bedenken zugreifen. Zumindest, wenn es keine Probleme mit der Steuerkette gibt. Bei einem Raser mit Dauerbleifuß lässt man aber lieber Vorsicht walten – das gilt allerdings fast bei jedem Coupé.

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