Los Angeles 2012: Tanke schön – Es gibt sie noch, die sprithungrigen Urgesteine

Wer nach Los Angeles fährt, um neue Autos auf der Show zu bewundern, sollte nicht allzu viel erwarten: Das meiste wurde bereits an anderen bedeutenden automobilen Schauplätzen gezeigt. Dafür aber geht es hier weniger hektisch zu – ein fast entspannter Ort zum gemütlichen Auto-Bummel.

Nur die amerikanischen Klassiker von damals – Massenmodelle mit V8-Sound – gibt es nicht mehr. Nicht in Los Angeles, und auch nicht anderswo. Der Amerikaner entdeckt den aufgeladenen Vierzylinder und natürlich das Elektroauto. Mit den steigenden Spritpreisen und einer, analog zu Europa, drohenden CO2-Reglementierung, schmelzen die großvolumigen Maschinen dahin wie der Schnee in der Frühlingssonne. Schlechte Nachrichten also für Fans von Hubraum, Sound und Vielzylindern.

Doch zwischen all den Stromern und Miniturbos finden sich durchaus noch Klassiker; sie machen Spaß und sind Augenweiden, auch wenn sie inzwischen zu den Nischenprodukten gehören. Man muss damit leben, dass die führenden Hubraumgrößen nicht mehr nur aus den Staaten kommen. So feiert der Bentley Continental GT Speed US-Premiere in Los Angeles. Zwar präsentierte die Volkswagen-Tochter ihr 625 PS starkes und sechs Liter großes Coupé mit dem eleganten Auftritt zuvor bereits in Genf – aber in Übersee hat sich das taufrische Modell bisher nicht blicken lassen. Legal ausfahren dürfen die Amis den mit der modernen Achtgang-Automatik ausgerüsteten Boliden zwar nicht, aber das sollte den Appetit auf den Sechsliter-W12 kaum beeinträchtigen. Mit 330 km/h gehört der Brite nach eigenen Angaben zum schnellsten Markenvertreter aller Zeiten und dürfte auch in Sachen Spritkonsum in das Muster alter amerikanischer Gepflogenheiten passen.

Wer keine sechsstelligen Euro- oder auch Dollarpreise mit einer Zwei davor ausgeben kann oder will, auf großen Hubraum aber auf gar keinen Fall verzichten möchte, sollte dringend einen Abstecher in die GM-Truckabteilung machen. Nein, das hat nichts mit dem zu tun, was der Deutsche gemeinhin unter Lkw versteht. Die Rede ist von großen Pickups. GMC – Tochterfirma von General Motors – hat da traditionellerweise feine Dinge im Angebot. Komplett neue Produkte sind Fehlanzeige, aber das für 2013 modifizierte Design und natürlich nach wie vor acht Töpfe unter der Haube des Sierra machen nicht nur den Ami glücklich. Die Werbelyrik spricht von einem modernen 5,3-Liter mit Zylinderabschaltung und optimiertem [foto id=“444657″ size=“small“ position=“right“]Motormanagement. Schlagwörter wie Effizienz kommen ebenfalls vor. Zudem erfolgt die Kraftübertragung beim GMC Sierra über eine sechsstufige Automatik. Man muss eben auch die kleinen Fortschritte würdigen.

Die Suche nach verrückten Autos in Los Angeles erfordert einen gründlichen Blick in den Messeplan, bis man die Concours Hall findet. Die hier gelisteten Marken klingen edel wie eine feine Weinauslese: Aston Martin, Morgan, Shelby, Saleen und Lotus. Aber leider ist der Besuch ernüchternd. Totentanz in der kleinen Ausstellung. Fast demütigend für ein relativ bedeutendes Label wie Aston Martin, so versteckt und belanglos untergebracht zu sein. Allerdings drängt sich der Verdacht auf, dass hier ein Händler und nicht der Konzern selbst ausstellt.

Wer mit einem Dodge Challenger von der Stange wenig anfangen kann, sollte bei Saleen vorbeischauen. Das ist eine kleine amerikanische Schmiede, auf die auch der Supersportler S7 zurückgeht; es steht sogar ein verstaubte Exemplar in der Ecke herum. Ansonsten verhilft Saleen größeren Serien zu mehr Power – 700 PS dürfen es schon sein für das kompressoraufgeladene Mitglied aus dem Hause Chrysler namens SMS 570.

Und das schießt an dieser Stelle den Vogel ab, zumindest in puncto Hubraum. Mit einem 8,4-Liter-Zehnzylinder meldet sich der Konzern lautstark zurück und legt die Viper neu auf. Na endlich! Stärker als je zuvor tritt der eher behäbige Supersportler mit dem zur Kopflastigkeit führenden Großkolbentriebwerk an, um die Konkurrenz wegzupusten. In gänzlich neuem Kleid (aber mit evolutionärem Charakter) kommt die Viper und wirft mit Superlativen nur so um sich. Höchstgeschwindigkeit 206 mp/h – das sind 330 Stundenkilometer und damit exakt so viele wie beim Continental GT Speed. Es geht also auch ohne Aufladung und mit Zweiventiltechnik. Immerhin gibt es LED-Rückleuchten und Xenonscheinwerfer. Als kleines Bonbon bietet der Hersteller sein rekordverdächtiges Flaggschiff für unter 100.000 Dollar feil. Für die Preisdifferenz zum exakt gleich schnellen Continental Speed könnte man selbst in Europa, wo der Sprit teuer ist wie nie, verdammt viel tanken. Und immerzu tanken ist eben auch ein bisschen amerikanische Tradition.

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