Mercedes-Benz

Mercedes „A 200“: Stern mit Sonnenflecken

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Aller Anfang ist schwer. Die aus dieser Binsenweisheit resultierende Erfahrung musste auch Mercedes machen, als sich die Schwaben mit der neu entwickelten „A-Klasse“ 1997 zum ersten Mal dem Wettbewerb in der Kompaktklasse stellten. Die konzeptionell pfiffig angelegte erste Limousine des Hauses mit Frontantrieb setzte auf besonders kompakte Maße, dank eines doppelten Bodens, der den Antrieb aufnahm und nicht zuletzt für eine erhöhte Sitzposition sorgte. Daraus resultierte eine gute Übersichtlichkeit und ein bequemer Ein- und Ausstieg. Der nur 3,58 Meter lange kleine Wagen lädierte gleich bei seinem Erscheinen das Sternbild, weil er mangels Stabilisierungsprogramm ESP beim Ausweichmanöver („Elch-Test“) zum Kippen neigte.

Mit serienmäßigem ESP und einem kommunikativen Kraftakt brachten die Schwaben ihren Kleinen wieder auf Kurs, doch wegen der vornehmlichen Ansprache älterer Kunden, gerade wegen Einstieg und Übersichtlichkeit, wollte der Hersteller nie richtig Frieden mit seinem [foto id=“473389″ size=“small“ position=“left“]Kompakten schließen.

So nahmen die Marktforscher mit dem Nachfolger ab 2012 vornehmlich die virtuelle Zielgruppe der „Jungdynamiker“ ins Visier. Die müssen an erster Stelle solvent genug sein und für den Einstieg in die schöne neue Welt der „A-Klasse“ mindestens 24 335 Euro zu bezahlen. Zur Auswahl stehen neun Motorversionen, die ein Leistungsspektrum von 66 kW/90 PS bis 265 kW/360 PS abdecken. Mit dem breiten Angebot an Vierzylindern genügt Mercedes formal ebenso dem Premiumanspruch wie mit der Schwemme optionaler Pakete und Ausstattungsdetails, die eine lange Preisliste zum Leeren jedes Kontostands aufführt. In diesem Punkt ist die „A-Klasse“ so Premium wie die direkten Wettbewerber Audi „A3“, BMW „Einser“ oder auch der Volvo „V40“.

Für die Testversion „A 200“ sind mindestens 27 370 Euro fällig. Die Modellbezeichnung offenbart den ersten Etikettenschwindel. Der Motor ist mitnichten ein Zweiliter. Der Benzindirekteinspritzer mit Turboaufladung tritt mit 1 595 ccm Hubraum an und leistet 115 kW/156 PS bei 5 300/min. Der stets leise und drehfreudige Motor profitiert im Alltag vor allem von seinem beachtlichen Drehmoment, dessen Maximum von 250 Newtonmetern bereits ab 1 250/min zur Verfügung steht. Da lässt sich im Alltag beim Hochschalten gerne die eine oder andere Schaltstufe schwänzen. Dabei siedelt das butterweich schaltende, präzise definierte Sechsganggetriebe auf die Schokoladenseite der 4,29 Meter langen [foto id=“473390″ size=“small“ position=“right“]Limousine.

Egal, mit welchem Aspekt der „A-Klasse“ sich der Fahrer sonst auseinandersetzt, es bleibt stets bei zwiespältigen Eindrücken. Die Karosserie ist von vorne charakteristisch, unverwechselbar, dynamisch und selbstbewusst gezeichnet. Ab der B-Säule gleitet das Design mit jedem Zentimeter, mit dem es sich dem Heck weiter nähert, in die Beliebigkeit franko-italo-asiatischer Brot-und-Butter-Kost, den die Fahrzeugklasse an der breiten Basis bietet. Der Fahrersitz ist bequem und ordentlich konturiert, freilich ist die Sitzfläche für Menschen ab 1,80 Meter zu kurz und in der Neigung nicht ausreichend verstellbar, um den Oberschenkeln die volle Unterstützung zu gewähren. Die tiefe Sitzposition verschreckt per se jede betagtere Zielgruppe. Vorne geht das Platzangebot und Raumgefühl in Ordnung, der Fond dagegen ist zu flach und mit unzureichender Kniefreiheit für Erwachsene ausgestattet. Mit schwarzem Dachhimmel reist es sich in der zweiten Reihe zudem unwohnlich dunkel und über die gesamte Übersichtlichkeit der Karosserie lässt sich getrost der Mantel gnädigen Schweigens breiten. Ohne die 310 Euro extra für die Rückfahrkamera geht beim Rangieren gar nichts. Und das winzige Wischerchen schafft es bei Regen nicht einmal, wenigstens 50 Prozent der Heckscheibe durchsichtig zu halten.

Bei der Gestaltung des Innenraums fällt sofort auf, dass es keinen Übergang vom Armaturenträger zu den Türverkleidungen gibt, was unharmonisch wirkt. Vor allem in den Augen desjenigen,[foto id=“473391″ size=“small“ position=“left“] der nicht ein beliebiges Gebrauchsauto der Kompaktklasse bewerten soll, sondern ein selbst erklärtes Premium-Produkt. In ein solches Bild passen auch nicht die vielen zierenden Applikationen, die zwar wie Aluminium glänzen, aber in Plastik gegossen sind.

Am Fahrkomfort der „A-Klasse“ lässt sich nicht mäkeln. An den Windgeräuschen, die sich ab etwa 120 km/h deutlich hörbar einstellen, dagegen schon, vor allem nach dem unmittelbaren Umstieg von einem Volvo „V40“. Während die dynamischen Qualitäten mit ihren 8,4 Sekunden für den Sprint aus dem Stand auf Tempo 100 und den 224 km/h Höchstgeschwindigkeit beim „A-200“ überzeugen, fallen 8,4 Liter Super pro 100 Kilometer als Praxisverbrauch zu hoch aus.

Die neue „A-Klasse“ sorgt nach zwei Wochen für ein zwiespältiges Resümee. Absolut gesehen ist sie ein ordentliches Auto, ohne gravierende objektive Schwächen. Die „A-Klasse“ ist zwar der offizielle Beitrag von Mercedes zur Kompaktklasse. Zum inoffiziellen Titel „Mercedes unter den Kompakten“ reicht es jedoch nicht.

Bewertung

Plus: Leiser durchzugsstarker und drehfreudiger Motor, perfekt und leichtgängig arbeitendes Sechsgang-Schaltgetriebe, sicheres Fahrverhalten, ausreichend komfortabel abgestimmtes Fahrwerk
Minus: Unübersichtlichkeit der Karosserie nach hinten, Platzangebot im Fond, hohe Preise, teure optionale Angebote, Windgeräusche, hoher Verbrauch

Datenblatt Mercedes „A 200“

Viertürige Steilhecklimousine mit Heckklappe
Länge/Breite/Höhe/Radstand in Millimetern: 4 292/1 780/1 433/2 699
Leergewicht: 1 370 kg
Gepäckraum max./min.: 341 l/ 157 l
Tankinhalt: 50 l
Preis: 27 370 Euro

Motor

Vierzylinder, Benzin-Direkteinspritzer und Turboaufladung mit 1 595 ccm Hubraum
Leistung: 115 kW/156 PS bei 5 300/min
max. Drehmoment: 250 Nm ab 1 250/min
0 – 100 km/h: 8,4 s
Höchstgeschwindigkeit: 224 km/h
Normverbrauch: 5,5 l/100km (Super)
Emissionen: 127 g CO2/km

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