Pascal Vasselon: Richtige Richtung

(motorsport-magazin.com) In Silverstone dreht sich alles um Geschwindigkeit?

Pascal Vasselon: Ja, das ist wahr. Aber da gibt es eine Art Paradoxon in Silverstone, da dies eine Strecke ist, die hohe aerodynamische Effizienz braucht und die Durchschnittsgeschwindigkeit sehr hoch ist. Aber dennoch dreht sich alles um die Ecken – neben den schnellen Kurven. Es ist nicht wie in Monza, wo es sehr schnell ist und sich alles um die langen Geraden dreht. Daher ist es auch nicht der Fall, dass ein guter Top-Speed auch automatisch schnelle Rundenzeiten bedeutet.

Welche speziellen Anforderungen stellt die Maggotts/Backetts-Passage an das Auto und den Fahrer?

Pascal Vasselon: Dieser Abschnitt ist technisch sehr schwierig für den Fahrer, da er sehr schnell anfängt und ein wenig enger wird. Es gibt ein paar Highspeed-Richtungswechsel. Wie auf allen Strecken ist es wichtig, optimalen Grip zu haben. Aber in Silverstone ist ein schwankendes Handling auch ein sehr wichtiger Faktor – gerade in diesem Abschnitt der Strecke. Es ist wichtig, dass der Fahrer sich bei den Richtungswechseln bei Höchstgeschwindigkeit wohlfühlt. Daher konzentrieren wir uns stark darauf, das Auto vor allem in diesem Sektor fahrbar zu machen.

Wie beansprucht dieser Abschnitt die Reifen?

Pascal Vasselon: Diese Kurven sind sehr anspruchsvoll für Reifen-Konstruktionen, da sie lang gezogen sind und mit einer hohen Geschwindigkeit durchfahren werden. Das bedeutet eine ganze Menge. Heutzutage brauchen wir uns darüber nicht allzu große Sorgen machen. Wir müssen nur den Reifendruck und Radsturz anpassen, um sicher zu gehen, dass wir die Konstruktionen nicht überstrapazieren. Als es noch Wettbewerb auf dem Reifensektor gab, war das ein Punkt, um den wir uns Sorgen machen mussten, weil die Reifen näher an ihrem Limit waren. In puncto Reifen wie mit dem Chassis sind in Silverstone Stabilitätsfaktoren wie die Steifigkeit in den Kurven genauso wichtig, wie äußerster Grip.

Passt eine schnelle Strecke wie Silverstone zum TF109?

Pascal Vasselon: Wir erwarten, dass wir stark sein werden, da das Layout zu unserem Paket passen sollte. Bisher waren wir in dieser Saison auf Strecken, die eine hohe Aero-Effizienz benötigen, sehr konkurrenzfähig. Darum sind wir für Silverstone optimistisch. Die Türkei war für uns so etwas wie eine Rückkehr zu Form. Wir erwarten auf dieser Leistung aufbauen zukönnen und dieses Wochenende ein echt gutes Auto zu liefern.

Wie hat das Team solch große Fortschritte zwischen Monaco und der Türkei hinbekommen?

Pascal Vasselon: Zuerst einmal ist Monaco vom Streckenlayout und der Rennumgebung her einzigartig. Daher waren wir zuversichtlich, dass unser Probleme, die wir dort hatten, sich in der Türkei nicht wiederholen würden. Aber es gab noch Fragezeichen darüber, ob wir unser Level aus dem Anfang der Saison wieder aufgreifen könnten. Einfach nur, weil unser Rennen in Spanien bereits in der ersten Kurve ruiniert war und wir dann Monaco hatten. Daher war es schwer einzuschätzen. Wir haben sehr viel Aufwand in das Werk gesteckt, um die Gesamtleistung zu verbessern und auch Lösungen für die Monaco-Probleme zu entwickeln. Wie bei fast allen Rennen, brachten wir neue Teile mit in die Türkei, die ein paar Schlüsselpunkte am Auto verbessern sollten. Und sie haben prächtig funktioniert und uns einen guten Schritt machen lassen. Gerade in den langsamen Sektionen der Strecke so schnell zu sein, war sehr befriedigend. Wir hatten mit stetiger Entwicklung in der Saison geplant und bisher konnten wir die angestrebte Entwicklungsgeschwindigkeit einhalten.

Die erste Halbzeit der Saison neigt sich dem Ende entgegen. Aus technischer Sicht: Ist sie verlaufen wie erwartet?

Pascal Vasselon: Wir sind mehr oder weniger da, wo wir uns in der Saisonvorbereitung einschätzten zu sein – in den Top drei. Wir haben einen guten Start hingelegt und wir kämpfen mit drei Podien und dem dritten Rang in der Konstrukteurswertung am richtigen Ende des Feldes. Es war sehr vielversprechend und wir sind ganz klar auf dem richtigen Spielfeld. Aber wir haben noch größere Ziele, die wir dieses Jahr erreichen wollen und sind daher nicht zufrieden. Auch wenn wir in den Top Drei sind – in Sachen Leistung fehlt uns immer noch ein bisschen um systematisch um den Sieg zukämpfen. Das ist unser Ziel und wir arbeiten hart, um diese Lücke zu schließen.

Wenn man den TF109 insgesamt betrachtet, sind Sie zufrieden mit der Richtung, die Toyota beim Auto eingeschlagen hat?

Pascal Vasselon: Offensichtlich hat unsere Leistung bei den Wintertests und am Start der Saison gezeigt, dass wir mit dem TF109 die richtige Richtung eingeschlagen haben – schon von Beginn der Konzeptionsphase an. Es gab keinen Grund, unser ursprüngliches Konzept zu revidieren und, auch wenn wir nach Monaco an ein paar Lösungen arbeiten mussten, würde ich sagen, dass es keine fundamentalen Probleme mit dem Auto gibt. Daher bedauere ich in keinster Weise, welchen Weg wir mit der Entwicklung des TF109 eingeschlagen haben. Er gibt uns eine sehr konkurrenzfähige Grundlinie und das Ziel ist es nun, noch mehr Leistung aus diesem Paket herauszuholen, indem wir die Effizienz steigern.

Es ist der letzte britische Grand Prix, der in Silverstone stattfinden wird. Schmerzt das?

Pascal Vasselon: Auch ein Franzose, der Magny-Cours im Herzen trägt, muss traurig sein, Silverstone aus dem Formel 1-Kalender zu verlieren. Denn es ist ein wichtiger Teil der Geschichte dieses Sports. Silverstone ist ohne Zweifel ein Teil der Formel 1-Legende und das Layout spielt in der gleichen Liga wie Spa oder Suzuka, wo der Fahrer richtig gefordert wird. Es ist eine legendäre Strecke und ich werde sie vermissen. Auch wenn du grundsätzlich immer gute Gründe zur Frustration hast, wenn man an das Wetter dort denkt. Das erste Mal, dass ich als Betreuer eines Reifenherstellers zu einem Tourenwagenrennen in Silverstone war, liegt rund 15 Jahre zurück. Wir hatten 42°C Asphalttemperatur – daran erinnere ich mich sehr genau, weil wir keine Reifenmischung dabei hatten, die bei diesen Temperaturen funktioniert hätte!

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