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Porsche 911 GT3: Für die Straße zu schade

Das „goldene Sportabzeichen“ für einen Porsche 911 hat seit 1999 einen eigenen Namen: „GT3“. Kennzeichen eines GT3 sind puristische Ausstattung, rennstreckentaugliche Fahrwerkstechnik und die leistungsstärkste Version des unaufgeladenen Sechszylinder-Boxers. Mit 350 kW/475 PS tritt nun der jüngste GT3 zu einem Einstiegspreis von 137.303 Euro an.

Andreas Preuninger, [foto id=“475541″ size=“small“ position=“right“]Projektleiter für die GT-Modelle bei Porsche, definiert die Mission eines 911 GT3 mit klaren Worten: „Der GT3 soll das puristischste und schnellste Auto in seinem Segment sein.“ Diese Botschaft ist seit 1999 bei bislang 14.145 Kunden angekommen. Mit der neusten Auflage droht den GT3-Adepten freilich eine veritable Identitätskrise. Bei der Kraftübertragung vollzieht der Hersteller einen radikalen Schnitt und setzt künftig bei seinem Sportmodell ganz auf das Doppelkupplungsgetriebe mit sieben Gangstufen. Auf den ersten Blick erscheinen die halbautomatischen Gangwechsel über Schaltpaddels am Lenkrad ohne Betätigung einer Kupplung so puristisch-sportlich wie hochhackiges Schuhwerk auf der Tartanbahn. Allerdings haben die Schwaben die Fähigkeiten des Doppelkupplungsgetriebes im Wettbewerb bereits 1984 beim Porsche 962 bei den „24 Stunden von Le Mans“ unter Beweis gestellt.

Wer schnell sein will muss schnell schalten

Schließlich geht im Geiste eines der „schnellsten Autos im Segment“ bei einem modernen Sportler ohne die wimpernschlagschnellen Gangwechsel eines Doppelkupplungsgetriebes gar nichts. In der Praxis belegte dies jüngst Test- und Entwicklungsfahrer Timo Kluck, der mit dem neuen GT3 in 7,25 Minuten eine Rekordrunde in die 20,6 Kilometer [foto id=“475542″ size=“small“ position=“left“]lange Nordschleife des Nürburgrings gebrannt hat.

Für den 911 GT3 ist der Sechszylinder Boxer mit 3,8 Litern Hubraum, der im Carrera S 294 kW/400 PS leistet, auf 350 kW/475 PS erstarkt. Als hätten die mechanischen Komponenten des Leichtmetallgetriebes mit Benzin-Direkteinspritzung Dispens vom Befolgen physikalischer Gesetzmäßigkeiten erhalten, dreht der Motor bis atemberaubende und ohrenbetäubende 9 000/min. Das sind 500/min mehr als beim Vorgänger, der sich zudem mit 320 kW/435 PS begnügen musste.

Hinterachse die mitlenkt

Der neue 911 GT3 kommt zudem in den Genuss der neuen Hinterachslenkung von Porsche. Dabei ersetzten zwei Aktoren die konventionellen Spurstangen, die es abhängig von der Geschwindigkeit erlauben, die Hinterräder mit bis zu 1,5 Winkelgraden in beide Richtungen einzuschlagen. Da der neue GT3 immerhin 85 Millimeter länger und 44 Millimeter breiter ist, kommen 35 Kilo mehr auf die Waage, was zum aktuellen Leergewicht von 1 430 Kilogramm führt. Diese Last katapultiert der Motor in 3,5 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 und bis zu 315 Kilometer Höchstgeschwindigkeit. Für angemessene Verzögerung sorgen riesige gelochte Bremsscheiben hinter den 20-Zöllern aus Leichtmetall. Für 9 187 Euro extra verbaut Porsche keramische Bremsscheiben. Mit 410 Millimetern Durchmesser vorne und 390 Millimetern hinten.[foto id=“475543″ size=“small“ position=“right“] Die serienmäßigen Bremsscheiben aus Stahl weisen rundum einen Durchmesser von 380 Millimeter auf. Zur optischen Unterscheidung des GT3 von den zivilen Modellen der Baureihe trägt in erster Linie der riesige starre Heckflügel bei, der bei 300 km/h 130 Kilo Abtrieb auf die Hinterachse generiert.

Interieur

Im Innenraum umschmiegt eine perfekt konturierte Sitzschale aus Karbon den Körper. Das Cockpit ist aus dem konventionellen Elfer vertraut. In der Fahrpraxis offenbart der GT3 wie kaum ein anderes Auto einen ambivalenten Charakter: eine Idealbesetzung für „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“. Durch die limitierten Wege des städtischen Verkehrsraums brummelt der Porsche lammfromm und geduldig wie jeder Kleinwagen. Beim urbanen Speedlimit mit 50 km/h hat das Getriebe im Automatikmodus bereits den fünften Gang eingelegt.

Explosion auf der Strecke

Auf freier Strecke scheint der 911 GT3 förmlich zu explodieren. Mit aktiviertem Sportmodus für Dämpfer, Schaltung und Auspuff fällt der Begriff „Beschleunigung“ geradezu euphemistisch aus, um den Vorwärtsdrang angemessen zu beschreiben. Das Triebwerk brüllt kurz vor der Drehzahlgrenze wie ein atavistischer Nachtmahr: „Ich will mehr, ich will mehr!“

[foto id=“475544″ size=“small“ position=“left“]Fazit

War schon der Vorgänger für seine Kurvenkünste berühmt, setzt der neue GT3 noch einen drauf. Eine Biegung kann nicht eng genug sein, ohne dass der Porsche sie wie mit einer Pirouette nimmt. Am Ende der Ausfahrt bleibt nur der Wermutstropfen, dass die dynamischen Fähigkeiten dieses Autos im wahren Leben des täglichen Straßenverkehrs nicht einmal im Ansatz erlebbar sind, ohne kurz- bis mittelfristig ständig dem Entzug des Führerscheins auf Lebenszeit ins Auge zu blicken. Aber dafür gibt es ja glücklicherweise den Nürburgring, um auf den Spuren des Herrn Kluck zu wandeln.

Bewertung

Plus: Atemberaubend drehfreudiger und leistungsstarker Motor, unglaubliche Kurvendynamik, perfekte Verarbeitung.
Minus: Hohe Anschaffungs- und Unterhaltskosten. Erhebliches Gefährdungspotential für den Führerschein.

Technische Daten Porsche 911 GT3

Zweitüriges Sportcoupé
Länge/Breite/Höhe (m): 4,55/1,85/1,29
Radstand (m): 2,46
Leergewicht: 1.430 kg
Gepäckraum: 125 l
Tankinhalt: 64 Liter
Motor: Sechszylinder-Boxer-Motor
Hubraum: 3.799 ccm
Leistung: 350 kW/475 PS bei 8 250/min
max. Drehmoment: 440 Nm, bei 6 250/min
Kraftübertragung: Doppelkupplungsgetriebe mit sieben Gangstufen
0 – 100 km/h: 3,5 s
Höchstgeschwindigkeit: 315 km/h
Normverbrauch kombiniert: 12,4/100km (Super Plus
CO2-Ausstoß 295 g CO2/km
Preis: 137.303 Euro

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Oliver Kohl

August 22, 2013 um 10:56 pm Uhr

Der Ultimative Sportwagen schlecht hin da reicht nichts dran. Einfach der Hammer wie Porsche es immer wieder schafft alle anderen alt aussehen zu lassen. Die Form des aktuellen elfers ist sowieso die schönste der Wassergekühlten Ära aber der GT3 ist nochmal ne portion mehr. Das Fahrwerk ist wohl wieder mit Hr. Röhrl entstanden, was mit Sicherheit auch dafür sorgt das das Auto im normalen Alltag nie den Grenzbereich erfährt. Und wann ist wohl die Leistungsgrenze des 3,8er Boxers erreicht, einfach der Hammer! Ich stehe zwar mehr auf Dicke Amis aber das Teil ist der Wahnsinn. Da kann auch keine Japanische Küchenmaschine mehr.

Gast auto.de

August 6, 2013 um 2:10 pm Uhr

Ein erneutes Beispiel, wie Piëch es schafft, durch manipulierte Medien den Eindruck zu erwecken, das VW-Käfer-Konzept sei noch konkurrenzfähig. In Wirklichkeit war das Heckmotorprinzip bereits bei Erscheinen in den Dreißigern hoffnungslos veraltet und konnte nur durch erheblichen technischen Aufwand, welcher in keiner Relation zu den dadurch entstehenden Kosten stand und heute noch steht, alltagstauglich und sicher gemacht werden. Es gibt weitaus begehrenswertere Sportwagen; etwa den Toyota Lexus LFA, welcher von der Materialgüte über die Intelligenz des Gesamtkonzeptes und die Fahrdynamik bis hin zum Alltagsnutzen jeden Konkurrenten blaß aussehen läßt. Und das zu einem unglaublich günstigen Preis.

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