Skoda

Skoda Vision C – Wie von einem anderen Stern

Erst glimmt das Markenlogo, dann flammt kurz der Kühlergrill auf und danach läuft das Licht von den handgefrästen Kristallstäben zur Seite in die ebenfalls aus Kristallglas gefertigten Wimpern unter den Scheinwerfern – wenn Skoda-Designchef Jozef Kaban seine neue Studie „Vision C“ erweckt, dann inszeniert er eine kleine, aber nicht minder spektakuläre Lightshow.

Zwar ist das bei Designstudien nichts Ungewöhnliches. Irgendwie muss man im Messetrubel schließlich ein bisschen Aufmerksamkeit erregen. Doch von einer Marke wie Skoda hätte man dieses Spektakel genauso wenig erwartet wie den giftig grünen Lack, in den Kaban sein jetzt in Genf enthülltes Schaustück getaucht hat. Viel zu nüchtern, viel zu bodenständig hat sich die tschechische VW-Tochter bislang gegeben, als dass sie so weit aus der Reihe tanzen dürfte.

Natürlich ist das sicher ein gewichtiger Teil der großen Erfolgsgeschichte, [foto id=“502065″ size=“small“ position=“right“]die Skoda vom Nobody aus dem Osten unter den Fittichen des VW-Konzerns zur stärksten Exportmarke und der am schnellsten wachsenden VW-Tochter gemacht hat. Aber trotzdem ist es mit der vornehmen Zurückhaltung jetzt vorbei. Nicht nur die Inszenierung der Studie auf dem Genfer Salon ist eine wohl dosierte Provokation. Auch das Auto selbst ist ein kleiner Affront. Denn Kaban enthüllt auf der Messe nicht noch einen praktischen Kombi, keine elegante aber spießige Limousine und auch nicht den lange erwarteten Geländewagen oberhalb des Yeti. Kaban hat tatsächlich das erste Skoda-Coupé der Neuzeit auf die Räder gestellt.

Und wenn man ihn oder seinen Vorstandsvorsitzenden Winfried Vahland über die Zukunft dieses etwa 4,60 Meter langen Modells reden hört, dann kommt man nicht um den Eindruck umhin, dass es die Tschechen damit wirklich ernst meinen. Dann ist der elegante Viertürer im Stil von Mercedes CLS oder BMW 6er Gran Coupé nicht nur der stilistische Vorbote für den kommenden Superb, mit dem Designdetails wie der neue, flachere Grill, die stärker konturierte und bis über die Kotflügel gezogene Motorhaube oder die schärfer geschnittenen Scheinwerfer in Serie gehen. Der Viersitzer mit den fließenden Formen und den rahmenlosen [foto id=“502066″ size=“small“ position=“left“]Seitenscheiben taugt in ein, zwei Jahren auch als eleganter Lückenfüller zwischen Octavia und Superb. Dann hätte Vahland endlich seinen „Brandshaper“, das Image-Modell, das sich der Firmenchef so dringend wünscht. Schließlich hat er nur noch vier Jahre Zeit, um den Skoda-Absatz wie versprochen auf weltweit 1,5 Millionen Einheiten zu pushen. Da kann ein bisschen mehr Aufmerksamkeit für die erfolgreiche aber bis dato eher unscheinbare VW-Tochter nicht schaden.

Zwar ist das Auto „durch und durch ein Skoda“, sagt Kaban. Da gilt für die klaren Linien ohne überflüssigen Zierrat genauso wie für die Schmuckelemente aus Kristallglas, mit denen der Designer bei seinen Studien so gerne der böhmischen Handwerkskunst huldigt. Doch zugleich bedient er sich für die Studie vieler Tugenden, die man eigentlich von anderen Konzernmarken erwartet hätte und wirkt deshalb neben Octavia & Co wie von einem anderen Stern: Die grellgrüne Farbe würde auch einem Lamborghini stehen, die scharfen Blechfalze etwa entlang der Gürtellinie erinnern an den Seat Leon, das Interieur ist zwar nicht so opulent, aber dafür so liebevoll und vornehm gestaltet wie im Bentley Continental und die Silhouette erinnert gefährlich an den Audi A7. Wenn das mal keinen Ärger mit der großen Schwester gibt.

Je länger Kaban über seinen Entwurf spricht, desto heller leuchten seine Augen, [foto id=“502067″ size=“small“ position=“right“]desto breiter wird sein Lachen und desto schwungvoller schneiden seine Hände durch die Luft, wenn er die wenigen Linien des Coupés nachzeichnet. Er ist begeistert und will, dass es dem Betrachter genau so geht. „Endlich ein Auto fürs Herz“, sagt der Designer, der bislang immer zuerst auf das Hirn gezielt hat: „Mehr als je zuvor zeigt sich Skoda mit diesem Auto dynamisch und elegant.“

Bei aller Leidenschaft hat er die Grundtugenden seiner Marke aber nicht vergessen und die Funktion nicht auf dem Altar der schönen Form geopfert. „Nur weil man ein emotionales Auto fahren möchte, muss man deshalb doch keine Kompromisse machen“, sagt Kaban und verweist zum Beispiel auf das lichte Raumgefühl unter dem kuppelförmigen Dach, das riesige Gepäckabteil unter der bis über die Rückscheibe reichenden Heckklappe oder die vier schlanken Einzelsitze, die sportlich aussehen und trotzdem bequem sind. Oder er erzählt vom vernünftigen Motor, der eben kein 300 PS-Sechszylinder ist, sondern ein 1,4 Liter-Vierzylinder mit mageren 81 kW/110 PS aber mit Erdgasumrüstung und einem C02-Ausstoß von 91 g/km.

Und natürlich erzählt er auch von den praktischen Details, an die er gedacht hat: Es passen wieder 1,5-Liter-Flaschen in die Türtaschen, im Kofferraum gibt es einmal mehr die praktischen Haken und unter dem Tankdeckel wartet selbstredend der Eiskratzer, sagt Kaban. „Denn auch ein Coupé kann clever sein. Zumindest wenn wir es gemacht haben. Sonst wäre es kein authentischer Skoda.“

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