Tankfreier Samstag – Gegen halbherzige Zugeständnisse

Bereits vergangene Woche gab es erste Reaktionen der Mineralölwirtschaft aufgrund des Tankboykotts, zu dem auto.de nun zum vierten Mal aufruft. Nachdem Esso testweise die E10 Preise an einigen Tankstellen senkte, hat nun Shell eine Versicherung für E10 Schäden angeboten. Der ADAC bezeichnete die Aktion als „Marketing-Gag“, der das Problem selber nicht löse. Da die Ölmultis bis jetzt lediglich halbherzige Lösungsansätze anbieten und von Seiten der Regierung seit dem Benzingipfel gänzlich Funkstille zum Thema E10 herrscht, ruft auto.de auch am kommende Samstag, den 2. April 2011 zum erneuten Tank-Boykott auf.

Ablehnung trotz Information[foto id=“351790″ size=“small“ position=“left“]

Nach dem Benzingipfel vom 8. März sollte alles besser werden: Politik, Wirtschaft und Verbände wollten die Bürger nun besser aufklären als zuvor und so die Verwirrung um E10 beenden. Doch dass die Ablehnung der Autofahrer nicht nur von dem Chaos um die Verträglichkeit einzelner Kfz herrührt, damit hatten wohl viele nicht gerechnet. Trotz Verbindlichkeitserklärung der DAT-Liste, blieben viele Tankstellen-Pächter auf ihrem überteuerten E10 sitzen. Auch eine vorübergehende Preissenkung an einigen Esso Tankstellen brachte keine Abhilfe. Die Autofahrer hatten sich entschieden und das größtenteils gegen E10.

Nur heiße Luft…

Nun hat sich auch Shell an einer Problemlösung versucht und biete eine Versicherung gegen E10 Schäden, die sämtliche E10-bedingten Reparaturen abdecken soll. Was jedoch zunächst vielversprechend klingt,[foto id=“351793″ size=“small“ position=“right“] entpuppt sich schnell als heiße Luft. Zum einen muss der Versicherte durch Kassenbelege oder eine Kundenkarte nachweisen, dass er mindestens 80 Prozent seines Kraftstoffs an Shell-Tankstellen bezogen hat, ansonsten erlischt der Versicherungsschutz. Zum anderen muss im Schadensfall sowohl eine Fachwerkstadt als auch ein Gutachter der DEKRA bestätigen, dass Beschädigungen tatsächlich auf den Gebrauch von E10 zurückzuführen sind. Zudem können nur Fahrzeuge versichert werden, die nach 1996 zugelassen wurden und die auf der E10-Verträglichkeitsliste der Hersteller stehen. Diese Fahrzeuge sind jedoch generell von einer Garantie der Hersteller abgedeckt, was die Versicherung von Shell überflüssig macht. Der ADAC nannte sie gar einen „Marketing-Gag“, mit dem Kunden an Shell-Kraftstoffe gebunden werden sollen. Zudem kritisierte der Club die zu kurze Laufzeit von lediglich 18 Monaten. E10-Schäden seien auch längerfristig möglich. Zwar bietet der Versicherer nach Ablauf dieser Frist eine Anschlussversicherung, wollte sich aber zu den dafür entstehenden Kosten bis jetzt nicht äußern.

[foto id=“351795″ size=“small“ position=“left“]… und faule Ausreden

Während der Mineralölwirtschaftsverband (MWV) unlängst vermeldete, dass jeder Autofahrer an allen Tankstellen nun E10-Verträglichkeitslisten einsehen kann, scheint dies vielerorts bald nicht mehr nötig zu sein. Laut der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen soll an den Tankstellen von Esso künftig gar kein E10 mehr angeboten werden, obwohl die Preisauszeichnung und die einzelnen Zapfsäulen entsprechend etikettiert sind. Stattdessen fließt herkömmliches Super95 aus dem Zapfhahn. Das Unternehmen schiebt die Schuld auf die Raffinerien und Lager, die den E10-Sprit nicht planmäßig bereitstellen konnten. Zwar gibt es in Deutschland praktisch keine Raffinerie, die ausschließlich eine Marke beliefert, sondern sämtliche Tankstellen im größeren Umkreis, doch als Tochtergesellschaft von ExxonMobil – einem der weltgrößten Mineralölkonzerne – verfügt Esso über eigene Betriebe. Zudem bestreiten andere große Tankstellenbetreiber, wie Aral oder Shell derartige Lieferengpässe. Shell-Deutschlandchef Peter Blauwhoff betonte in einem Interview mit dem „Tagesspiegel“,[foto id=“351802″ size=“small“ position=“right“] dass sein Unternehmen alles getan habe, um für einen höheren Absatz des Biosprits zu sorgen. Er sieht stattdessen die Politik in der Pflicht. „Es handelt sich schließlich um die Folgen [der] Gesetzgebung“, so Blauwhoff.

Boykott gegen Zechpreller

Der Kurs von Esso könnte zudem auch – wie bereits angekündigt – direkt auf den Geldbeutel des einfachen Bürgers durchschlagen. Denn das Biokraftstoffquotengesetz verpflichtet die Mineralölkonzerne einen wachsenden Mindestanteil (derzeit 6,25 Prozent) ihres Kraftstoffabsatzes in Form von Biokraftstoffen in Verkehr zu bringen. Diese Quote sei nach Blauwhoffs Einschätzung für das Jahr 2011 bereits jetzt nicht mehr zu erreichen. In diesem Falle drohen den Konzernen empfindliche Strafzahlungen. Die dürften letztendlich über höhere Benzinpreise auf den Endverbraucher umgelegt werden.[foto id=“351803″ size=“small“ position=“left“]

Darum erklärt auto.de auch Samstag den 2. April 2011 zum tankfreien Samstag. Wir fordern weiterhin eine bessere Aufklärung über das Thema E10 und mehr Engagement, besonders von Seiten der Bundesregierung und des Umweltministers Norbert Röttgen. Seit der furchtbaren Katastrophe in Japan herrscht nämlich im Bezug auf E10 Funkstille, hatte man doch genug mit dem Wahlkampfthema Atomausstieg zu tun. Des Weiteren drängen wir auf den flächendeckenden Erhalt von Super-E5-Benzin zu. Zusätzlich verlangen wir eine Preissenkung für E10-Kraftstoff, da wir 100 Prozent Mineralölsteuer auf ein Gemisch mit lediglich 90 Prozent Mineralölanteil für nicht gerechtfertigt halten. Beteiligen auch Sie sich am E10-Boykott und leiten diese Information an Freunde und Bekannte weiter. Wehren Sie sich gegen einen neuerlichen Griff in den Geldbeutel der Autofahrer.

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Gast auto.de

April 7, 2011 um 7:30 pm Uhr

Achso, da es isch hier nicht um eine wissenschaftliche Arbeit handelt, sondern nur um den Senf den ich dazu geben möchte, dürfen Fehler aller Art bei ALADI eingelöst werden.

Gast auto.de

April 7, 2011 um 7:27 pm Uhr

KEIN E10!!!! Ich ,als Agraringenieur, sehe nich nicht einmal die vieleicht steigenden Lebensmittelpreise als Problem, nicht für uns nur für die dritte Welt, wir nehmen eh überwiegend veredelte Produkte zu uns die einen höheren Preis haben. Das Problem was ich sehe ist der CO2 Haushalt der ja dadurch verbessert werden soll. Durch die Produktion wird meiner Meinung nach mehr CO2 produziert, als eingespart, den um die Energiepflanzen zu ernten muss man erst den Boden bearbeiten, sähen, düngen, spritzen, ernten. Jedesmal wird CO2 produziert. Dann muss die Ernte noch bis zum Schiff gebracht werden und noch bis zu uns kommen, wobei der eigentliche Herstellungsprozess für Ethanol noch nicht berücksichtigt ist, bei dem NATÜRLICH wieder co2 frei wird. Wenn man natürlich den ganzen Herstellungsprozess vernachlässigt ,könnte man versuchen sich einzureden, dass etwa 4 % CO2 weniger freigesetzt werden. Langfristig wird es nur funktionieren, wenn endlich mehr in alternative (erneuerbare) Energiegewinnung investiert wird. Ich kenne niemanden der E10 tankt, ich hoffe es bleibt so.

Gast auto.de

April 5, 2011 um 5:29 pm Uhr

Vielen Dank für die ausführlichen Kommentare, Bernix. Auch mir ist klar, dass die fossilen Brennstoffe nicht ewig reichen und auch der Energiemix aus Wind-, Wasser und Sonnenenergie dies nicht kurzfristig ausgleichen können. Meine Aussage über die 10-15% Mehrverbrauch war auch nur rein empirisch ermittelt, meine Frau fährt einen Yaris Bj. 2010 und ich einen 5er Touring Bj.94, und bei beiden war der Mehrverbrauch bei E10 deutlich zu merken, was wohl an dem geringeren Energiegehalt des E10 liegt, schließlich haben wir unsere Fahrweise nicht von einem Tag zum Anderen geändert, nur weil wir "modernes" Benzin getankt haben. Wie dem auch sei, heute lesen wir dann schon was von steigenden Lebensmittelpreisen, weil diese nun für die E10-Herstellung herangezogen werden (also die Lebensmittel und nicht deren Preise, nur damit ich nicht wieder falsch verstanden werde). Nu beisst sich die Katze mal wieder in den Schwanz, und kein selbiger in der Politik hat damit gerechnet. Guter Witz, wa? Am Ende zahlen wir doch mal wieder die Zeche, und diejenigen, die das Ganze angeleiert haben ernten den Lob. Ich möchte hier wirklich niemandem zu Nahe treten, aber gesagt oder geschrieben werden muss es mal (hoffentlich ohne Recht-, oder sonstige Schreibfehler).

Gast auto.de

April 1, 2011 um 5:04 pm Uhr

Tankfreier Samstag hin oder her, was solls? Wenn unsere Politiker rechnen könnten bzw. ihre "Büchsenstopfer", dann würden sie auch feststellen, daß man bei E10 einen Mehrverbrauch von 10-15% an Benzin hat. Wenn man also die 5% Unterschied aktuell beim "normalen" Super hat und diesen tankt, spart man im Endeffekt doch. Und was bringt uns das? Die von der Politik vorgeschriebenen Quoten werden nicht erreicht, das Benzin wird teurer, weil die Konzerne ohne eigene Schuld Strafen an die Regierung zahlen müssen und dies sicher auch an die Kunden weitergeben. Also Alles mehr oder weniger sinnlos, das wird noch teurer. Und an die Ökos unter den Kommentierern: Wenn die Lebensmittel, die für die Produktion des Ethanols aus Europa kommen, nicht für die Produktion von demselben verwendet würden, was soll man denn damit machen? Hier herrscht die Überproduktion und Subventionierung, aber die Nahrungsmittel werden auf anderen Kontinenten benötigt, was bedeutet, Transportweg zu lang, Lebensmittel verdorben, Menschen krank und nichts besser. Außer für diese Transporte verwendet man dann doch E10? Na, ich weiß nicht so recht was gut ist, vielleicht sollte ich doch Politiker werden, alt genug wäre ich ja dafür…

Gast auto.de

April 1, 2011 um 1:09 pm Uhr

Tankfreier Samstag ist ein lobenswerter Ansatz. Jedoch muß ich das, was ich am Samstag nicht tanke, irgendwann nachholen. Hier wäre der Boykott einer einzelnen Gesellschaft wohl vielversprechender.

Gast auto.de

April 1, 2011 um 9:13 am Uhr

Meine Meinung ist, dass es nicht in erster Linie um die Behebung um evtl. Schäden in der Zukunft. Sondern die Grundbehauptung dieser E10 wäre wichtig für den Umweltschutz ist ja wohl inzwischen von den verschiedensten kompetenten Seiten widerlegt worden. Allein die Rohstoffherstellung bis zum Endprodukt schadet der Umwelt bei weitem mehr, als der Bezin letzendlich angeblich bringen soll. Das ist die eigentliche Lüge.Aber jetzt sitzen die Konzerne auf dem Sprit und unsere Politiker haben nicht das Rückgrat zu sagen: Idee war gut, Resultat leider nach neuesten Erkenntnissen nicht das was wir erhofft haben! haben. Einen Fehler einzugestehen bringt manchmal mehr Respekt als wider besseren Wissens und mit Gewalt an einer Fehlentscheidung fest zu halten! Dazu kommt ein deutlicher Mehrverbrauch bei E10. Habe mir die Mühe gemacht, dass einmal über ein paar Wochen zu vergleichen. Ich behaupte: bis zu 20% mehr. Da denke ich, ist das Potential des angeblichen Umweltschutz längst verbraucht. Aber: Geld regiert die Welt! Alles Andere interessiert die Politik und Wirtschaft nicht. Dass jetzt fast nur noch über die evtl. entstehenden Schäden gesprochen wird, geht doch eigentlich am Grundgedanke des E10 vorbei. Der Nutzen für die Umwelt war das Argument und der ist meiner Meinung nach bei "0" wenn nicht sogar darunter. Man muß das Ganze sehen ( Herstellung, Verarbeitung, Transportwege, Wasserverbrauch, Insektizide, ) und nicht nur messen was zum Auspuff `raus kommt. Aber jetzt lagert dieser "Benzin" zu Millionen Litern in den Tanks und keiner will es, das den Konzernen schlecht wird bei dem Gedanken das jetzt nicht zu verkaufen, kann ich mir gut vorstellen. Irgendwie fällt mir doch da gleich einmal die ganze Geschichte mit dem Grippeimpfstoff ein: Mit allen Mitteln wurde es versucht die Impfung zu erzwingen. Doch je mehr Druck gemacht wurde umso weniger waren die Menschen bereit, mit zu machen. Die Millionen Verluste; wer bezahlt die wieder: Wir! Also gut: Alle die ich kenne t

Gast auto.de

April 1, 2011 um 8:39 am Uhr

WEITER SO ! ! !
DIE FRANZOSEN HABEN ES UNS VORGEMACHT:
ABER AUCH DIE REGIERUNG IST GEFORDERT.
WIR BEZAHLEN IMMER NOCH ZWEIMAL STEUER ! ! !
KFZ STEUER UND MINERALÖLSTEUER:
MAN SOLLTE MAL PRÜFEN OB DAS ÜBERHAUPT RECHTENS IST ! ! !

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