Toyota

Toyota FT-86 – Auf Herz gezielt

Die Autos sind sparsam, halbwegs preiswert und allen Rückrufen zum Trotz noch immer zuverlässig. Aber mit Lust und Leidenschaft ist es im Modellprogramm von Toyota nicht sonderlich weit her. Mausgraue Langeweile und das Diktat der Vernunft haben zu Fahrzeugen wie dem Yaris oder dem Auris geführt. Die schlagen sich zwar an der Familienfront ganz ordentlich, doch als Pulsbeschleuniger taugen sie etwa so viel wie ein Esslöffel Baldrian.

Aber damit ist jetzt bald Schluss.

Das zumindest verspricht Tetsuya Tada, der gerade den vielleicht leidenschaftlichsten Job in Toyota City hat. Denn Tada ist verantwortlich für einen neuen Sportwagen, der demnächst die legendäre Celica beerben [foto id=“389236″ size=“small“ position=“left“]und ein wenig Lust in all die Langeweile aus Fernost bringen soll. „Damit zielen wir mitten ins Herz“, verspricht der Ingenieur und lenkt den Blick auf einen schwarz-weiß beklebten Prototypen, mit dem er gerade vom Nürburgring kommen ist.

Zwar dauert es nur noch ein paar Wochen, bis das fertige Auto Anfang Dezember auf der Motorshow in Tokio enthüllt wird, und der Verkauf zu Preisen um 30.000 Euro dann im nächsten Frühjahr beginnt. Doch weiß auch Tada, wie heftig die Geduldsprobe gewesen ist: „Es hat viel zu lange keinen Sportwagen mehr von Toyota gegeben“, entschuldigt sich der Ingenieur für die Vakanz, die mit dem Ende des MR-2 begonnen hat. „Es gab einfach wichtigere Projekte, die Vorrang hatten.“

Vor drei Jahren gab es endlich grünes Licht und Tada hat sich mit seinem Team an die Arbeit gemacht. Das Ergebnis ist ein scharf geschnittener Keil, der schon im Stand schnell aussieht. Die flache, rassige [foto id=“389237″ size=“small“ position=“right“]Karosserie spannt sich eng über Fahrwerk und Motor und geriet mit einer Länge von nur 4,24 Metern bei 1,80 Metern Breite und 1,27 Metern Höhe besonders kompakt. Dass der intern noch immer FT-86 genannte Sportwagen bei 2,57 Metern Radstand trotzdem als Viersitzer läuft, ist allenfalls eine Ausrede fürs schlechte Gewissen möglicher Familienväter. Denn jenseits der Babyschale möchte in diesem Fond ganz sicher niemand kauern. Doch bei diesem Sportwagen geht es nicht um Vernunft, sondern um Vergnügen, und statt Platz zählt nur Performance. Und da hilft das kleine Format: Es macht den FT-86 in Kurven sehr handlich und beschränkt obendrein das Gewicht auf knapp 1.300 Kilo.

Mit Millionen von Testkilometern in allen Winkeln der Welt will Tada sicherstellen, dass der Sportwagen nicht nur gut aussieht, sondern auch so fährt. Dabei setzt er nicht auf Hightech, Elektronik und einen Überschuss an Leistung, sagt der Ingenieur und klagt über eine gähnende Langeweile auf der Überholspur: „Turbolader, Allradantrieb, Performance-Reifen und jede Menge elektrischer Helfer – damit kann doch jeder schnell fahren“, schimpft der Entwickler und verspricht für seinen Wagen eine puristischere Raserei. Mit rund 200 PS, etwa 230 Nm und mit etwas Glück 230 km/h Spitzentempo wird der FT-86 zwar sicher nicht [foto id=“389238″ size=“small“ position=“left“]ganz vorne mitfahren. „Aber er fühlt sich ungeheuer sportlich an, weil er den Fahrer endlich wieder ins Zentrum des Geschehens rückt“, schwärmt Tada und räumt ausnahmsweise mal den Fahrersitz.

Was er mit der wiedergefundenen Einheit von Mensch und Maschine meint, merkt man schon beim Einsteigen: Man fällt fast hinein in die tiefen und stark konturierten Sitze, die förmlich auf dem Asphalt schleifen, und hat sofort das gute Gefühl der Kontrolle. Das Lenkrad liegt gut zur Hand, aus einem tiefen Topf taucht der kurze Stummel des eng gestuften Getriebes auf, und im Cockpit bestimmt das Instrument das Bild, das dem Sportfahrer das wichtigste ist: Der Drehzahlmesser.

Wer den immer brav im Auge hat und die Nadel stets über 3.000 Touren hält, erlebt den FT-86 tatsächlich als ein Auto, das die Herzen wieder etwas höher schlagen lässt. Verlässlich und vor allem vorhersehbar kann man das Coupé über den Kurs treiben. Es schneidet präzise durch die Kurven, hängt bei hohen Touren [foto id=“389239″ size=“small“ position=“right“]gut am Gas und lässt sich in den toleranteren Schaltstufen der Stabilitätselektronik mit dem Gasfuß auch mal ein wenig aus der Ruhe bringen. Für Prius-Fahrer mag das die Hölle sein. Doch wer früher die Celica geliebt hat, der wird auch den FT-86 mögen.

Dass diese Coupé nicht nur schnell aussieht, sondern auch schnell fährt, dafür steht ein flacher, leichter und sehr drehfreudiger Boxer-Motor, den Toyota bei seiner Tochter Subaru bestellt hat. Die übernimmt auch den Bau des 2+2-Sitzers und bekommt dafür genau wie die jugendliche US-Marke Scion einen eigenen Ableger des Heißsporns. „Der Boxer war für uns die beste Wahl“, lobt Tada das Konstruktionsprinzip, auf [foto id=“389240″ size=“small“ position=“left“]das sonst bei den Sportwagen nur noch Porsche schwört. „Nur mit seiner flachen Konstruktion konnten wir den Schwerpunkt soweit senken. Und so eine schlanke Haube hätten wir sonst auch nicht hinbekommen.“

Zwar fährt der FT-86 im Windschatten des Lexus LF-A weit hinterher. Doch so, wie die Kollegen mit ihrem zivilisierten Formel 1-Rennwagen war auch Tada mit seinem heißen Reiskocher nicht nur auf Landstraßen und Autobahn unterwegs. „Natürlich haben auch wir unser Auto auf der Nordschleife getestet“, sagt er Ingenieur: „Und wir hatten jede Menge Spaß dabei.“

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Gast auto.de

November 16, 2011 um 6:58 pm Uhr

@dagobert: Ich find die Sprüche gut! Hab mich prima amüsiert beim lesen.

Danke für diesen emotionalen Bericht!
Eine Anmerkung bliebe zu machen: Ich finde dass der FT-86, auch durch die Anleihe in der Namensgebung, eher an den alten AE 86 "Twin Cam" erinnert als an einen Celica. Und das nicht zuletzt durch das Konzept des Hinterradantriebs.

Ich werd auf jeden Fall mal einen antesten!

DR.

Gast auto.de

November 16, 2011 um 10:44 am Uhr

Für wahr, keine dummen Sprüche. Genau den Punkt getroffen. In der Seniorenliga spielt Toyota ganz oben mit. Der Altersdurchschnitt liegt bei gefühlten 65 Jahren. Und – ich bin keine 50 mehr.

Ich hab mich vor reichlich einem Jahr von meinem MR 2 W20 getrennt. Obwohl ich mehr als zufrieden wahr, konnte mir Toyota keine Alternative stellen.

Jetzt fahr ich MX 5 – Chance verpasst Toyota.

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