Autojahr 2013 – Wachstum gibt es nur woanders

Drei Millionen Pkw dürften im kommenden Jahr in Deutschland neu zugelassen werden. Die Prognosen des Verbandes der Automobilhersteller (VDA) und der Importeure (VDIK) liegen ziemlich nah beieinander und bestätigen, was Experten ohnehin für eine hierzulande normale Größenordnung halten. Drei Millionen Einheiten, damit liegt Deutschland hinter den USA und China, aber auch hinter Japan und Brasilien auf Rang fünf  der größten Pkw-Märkte. Die USA und China werden im kommenden Jahr 15 beziehungsweise 14 Millionen neue Pkw zulassen. Beide Märkte zeichnen sich durch stabiles Wachstum von fünf und mehr Prozent aus.

Japan hat die Folgen des Tsunamis überwunden und stabilisiert sich wieder bei rund vier Millionen Einheiten. Nippon zählt aber, sieht man von der Ausnahmesituation des katastrophenbedingten Nachholbedarfes ab, nicht mehr zu den Wachstumsmärkten. Anders als beispielsweise Indien. Um sieben Prozent schätzt der VDA, wird der Subkontinent bei den Neuzulassungen zulegen und damit in etwa auf das deutsche Niveau kommen. Auch in Russland erwartet man über kurz oder lang ähnliche Zahlen. Brasilien ist bereits an der Autonation Deutschland vorbeigezogen. Nachholbedarf bei der individuellen Mobilität gepaart mit wachsendem Wohlstand sorgt für steigende Nachfrage nach neuen Automobilen.

Deutschland bleibt als Heimatmarkt der meisten Premiummarken in Europa ein Fels in der Brandung. Der alte Kontinent ist, was den Autobedarf angeht, auf dem absteigenden Ast. Die Euro- und Wirtschaftskrise in den südeuropäischen Ländern dürfte, so schätzt der VDA, auch im kommenden Jahr weiter schrumpfen. Die Auguren rechnen mit 11,4 Millionen neuen Fahrzeugen in Westeuropa. 2009 waren es noch 13,6 Millionen. Vor allem Italien, Spanien und Frankreich liegen zum Teil dramatisch unter den dort gewohnten Zulassungszahlen. Angesichts der wirtschaftliche Verhältnisse und der hohen Jugendarbeitslosigkeit ist kaum mit baldiger Besserung zu rechnen.

Das Wachstum findet nicht mehr in Europa statt

Kein Wunder, dass sich die Autoindustrie vermehrt neuen Märkten zuwendet, Messen in Moskau oder Shanghai wichtiger sind als jene in London oder Amsterdam. Die traditionsreiche Autoshow der Niederländer wird im nächsten Jahr gar nicht stattfinden. Abgesagt mangels Nachfrage.

Dieses Schicksal droht der IAA in Frankfurt nicht

Als Heimatmesse der auf Zuwachs ausgerichteten Branchengrößen VW, Mercedes, Audi, BMW und Porsche wird diese Messe ihre internationale Bedeutung behalten. Überhaupt ist Deutschland ja kein schwacher Markt. Einzig die Wachstumsperspektive fehlt. Die Bevölkerungszahl sinkt leicht und mit ihr die Nachfrage nach neuen Autos. Lebten 2002 noch 82,5 Millionen Menschen in Deutschland, waren es acht Jahre später nur noch 81,7 Millionen. Mitentscheidend: Der Anteil der Alten steigt. Seit 2008 ist ein gutes Fünftel der Bevölkerung älter als 65 Jahre. Da will das nächste neue Auto gut bedacht sein, es könnte ja das letzte sein.

Auch ziehen mehr Menschen in die Stadt, wo das eigene Auto, vor allem auch für den Nachwuchs, an Bedeutung zu verlieren scheint. Mehr als die Hälfte der Bürger leben in Städten. Diese Aussage lässt sich übrigens seit zwei Jahren auf die ganze Welt anwenden und wird auf Dauer sicherlich Folgen für unsere individuelle Mobilität und die Wahl des Fahrzeugs haben.

Der Trend zu sinkenden Zulassungszahlen ist in Europa schon seit Jahrzehnten zu beobachten. Allerdings gibt es immer wieder Ausreißer nach oben, die das Bild verzerren. So zählte man 1991, kurz nach der Wiedervereinigung, fast 4,25 Millionen Neuwagen in Deutschland. Das war allerdings ausschließlich des kurzfristigen Nachholbedarfs der neuen Bundesbürger geschuldet. Schon zwei Jahre später näherte man sich wieder der Dreimillionen-Marke. Bis zum Platzen der Neuen-Markt-Internetblase ging es dann wieder stetig bergauf, ehe der nächste Absturz kam. Seitdem zeigt die langfristige Kurve nach unten. Mit einer Ausnahme allerdings: Die im Krisenjahr 2009 ausgerufene Abwrackprämie sorgte für eine fulminante Nachfrage vor allem seitens der privaten Kunden. Die Zulassungen erreichten noch einmal das Niveau von 1999. Aber die Folgen sind bekannt: Die künstlich angefachte Nachfrage wirkt sich mindestens im Folgejahr negativ auf die Zulassungen aus.

Die Folgen der schwachen Nachfrage kombiniert mit weltweiten Überkapazitäten spürt der Verbraucher ganz konkret und in diesem Fall sogar positiv. Die Hersteller und ihre Händler überbieten sich derzeit gegenseitig mit günstigen Angeboten, sei es über Tageszulassungen, Sondermodelle oder mit direktem Rabatt. Je nach Modell, Motorisierung und Ausstattung sind Nachlässe von 30 Prozent und mehr möglich. Keine Frage: Die Autoindustrie insgesamt und einige Marken im Speziellen stehen vor schwierigen Zeiten.

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