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Ford „Interceptor“: Neue „Holsteins“ für die US-Polizei

Deutsche Polizeibeamten müssen bei der Lektüre der folgenden Geschichte ganz stark bleiben. Statt mit Hilfe serienmäßiger und bürgerlich motorisierter Limousinen und Kombis der Mittelklasse Recht und Ordnung zu wahren, dürfen ihre amerikanischen Kollegen mit eigens von Ford entwickelten Einsatzfahrzeugen ihre Mitmenschen schützen und vor Unheil bewahren. „Interceptor“ nennt der Hersteller die neuste Generation von Spezialfahrzeugen, die nun als Limousine und als SUV einsatzbereit sind. – Natürlich in klassischer Schwarz-Weiß-Lackierung, die den Einsatzfahrzeugen der amerikanischen Polizei den Spitznamen „Holstein“ eingetragen hat, nach der gleichfarbigen deutschen Milchkuh-Rasse.

„Interceptor“ leitet sich vom englischen Verb „to intercept“ ab. Es bedeutet: „aufhalten“, „abschneiden“, „abfangen“. Somit ist schon der Fahrzeugname Programm. Bei der US-Luftwaffe ist ein „Interceptor“ ein Abfangjäger. Die beiden Fahrzeuge entstehen auf Basis bestehender Ford-Modelle: einmal auf der [foto id=“411322″ size=“small“ position=“left“]Mittelklasse-Limousine Taurus und dem SUV Escape. Für das Leben als „Holstein“ unterzieht Ford die Basisfahrzeuge einem umfangreichen „Zuchtprogramm“. Das beginnt bei zahlreichen Verstärkungen der Karosserie und einem stabilen Unterfahrschutz. Die besondere Widerstandfähigkeit der Karosserie muss ein Heck-Crashtest mit 75 Meilen (cirka 120 km/h) unter Beweis stellen. Zusätzliche Verstärkungen erhalten auch die Sitze und die in den USA keinesfalls verbreiteten Seitenairbags, sie zählen ebenfalls zur Sicherheitsausstattung eines „Interceptor“. Die mächtigen Bügel vor den vorderen Stoßfängern dienen unter anderem zum Beseitigen von Straßenhindernissen. Und wenn ein Fahrer in den Weiten der Prärie mit einer Panne gestrandet ist, kann ihn der freundliche Deputy mit Hilfe des Bügels unbürokratisch und schnell zur nächsten Werkstatt schieben.

Das Fahrwerk verfügt über verstärkte Federn und Dämpfer. Hinter den einzeln aufgehängten 18-Zoll-Rädern aus Stahl finden üppig dimensionierte Bremsen Platz und die Bereifung vom Format 245/55R18 unterstreicht, dass die US-Ordnungshüter bei der Jagd auf böse Buben auch auf ein gutes Kurvenverhalten bauen können. Die Zeiten der nach jeder Kurve quer stehenden amerikanischen Polizeiautos in [foto id=“411323″ size=“small“ position=“left“]einschlägigen Filmen sind dank der „Interceptor“ endgültig vorbei.

Antrieb

Beide Modelle erhalten richtig Dampf unter der Haube. In einem Land, wo nicht die Post die Knöllchen bringt, sondern der Sünder per Gesetz in flagranti erwischt werden muss, darf die Polizei keinesfalls mit weniger als 300 PS antreten. Als Motoren setzt Ford erstmals zwei V6 ein: Im Fall des SUV leistet das Triebwerk mit 3,7 Liter Hubraum 224 kW/304 PS, die Limousine darf mit einem 268 kW/365 PS starken 3,5-Liter auf Verbrecherjagd gehen, wobei den „EcoBoost-Motor“ zwei Turbolader zwangsbeatmen. Ein 3,5-Liter-Triebwerk mit 193 kW/263 PS und für E85-Sprit (85 Prozent Bioalkohol) ausgerichtet, ergänzt das Motorenprogramm.

Die beiden Motoren treten die Nachfolge von 4,6-Liter-Achtzylindern an, die bislang bei der amerikanischen Polizei ihren Dienst versahen. Für die neuen V6-Triebwerke verspricht Ford eine Reduzierung des Verbrauchs um 25 Prozent. Das ist inzwischen auch ein gewichtiges Argument in den Vereinigten Staaten, wo die knapp vier Liter umfassende Gallone Benzin derzeit durchschnittlich vier Dollar kostet. Das Los Angeles Police Department unterhält beispielsweise 6 200 Streifenwagen und damit die weltweit größte [foto id=“411324″ size=“small“ position=“right“]Flotte von Polizeifahrzeugen. Diese Einsatzfahrzeuge legten 2010 etwa 27 Millionen Meilen (rund 42 Millionen Kilometer) zurück. Eine Kraftstoffeinsparung von nur 20 Prozent senkt alleine die Benzinrechnung der LA-Cops pro Jahr um 20 Millionen Dollar.

Bevor die Polizei von Chicago als erste Einheit 500 der neuen Fords in Dienst stellt, mussten die „Interceptor“ ein hartes Testprogramm durchlaufen. Die Prototypen absolvierten in Michigan und Los Angeles problemlos mehr als eine Millionen Testmeilen. Als Lieferant von Polizeifahrzeugen hat Ford schließlich einen guten Ruf zu verlieren. Der Hersteller baut seit 15 Jahren Autos für die amerikanischen Ordnungshüter. Für die Produktion der neuen „Interceptor“ entstehen nicht zuletzt 230 neue Arbeitsplätze. Für deutsche Polizeibeamten bleibt beim Blick über den Großen Teich auf die Einsatzfahrzeuge ihrer amerikanischen Kollegen nur die Träne im Knopfloch. Aber mal ehrlich, alleine über einen Namen für ein deutsches Polizeiautos wie VW „Abfangjäger“ würden sich hierzulande doch alle Raser, Rowdys und Rabauken nur kaputt lachen.

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