Hhm! Hhm! Hhm! Wenn der (Wörther-)See wieder ruft: Männer, Madl und Motoren

Reifnitz – Himmelfahrt, Feiertag. An die sommersonnigen 30 Grad vom vorigen Mal kommen die Temperaturen diesmal nicht heran. Es regnet sogar ununterbrochen vormittags in Kärnten. Die Tiefs Xena und Jolande sorgen in Europa für tristgraue Stimmung. Gut, dass große Blumenkübel in der Lounge am VW-Stand stehen. Sie können das langsam immer heftiger durchs Zeltdach tropfende Nass wenigstens sinnvoll auffangen.

„Gummi-Gummi“-Parade

Reifnitz am Wörthersee. GTI-Treffen. Alle Jahre wieder an Himmelfahrt. Diesmal schon die 29. Auflage, Motto „Männer, Madel und Motoren“. [foto id=“297845″ size=“small“ position=“right“]Nur Stoßstange an Stoßstange geht es – trotz Regen zunächst – auf der Hauptstraße des nicht einmal 1000 Einwohner zählenden Hauptorts der Gemeinde Maria Wörth am Südufer des Wörthersees voran. Alles wie immer. Hhm! Hhm! Und nochmal: Hhm! Hhm! Hhm! Auch wenn es vielen Autofans sauer aufstößt, „dass die Preise immer höher werden“, feiern sie dennoch und huldigen ihrem Chrom und Blech: Österreicher, Schweizer, Italiener, Polen, Niederländer, Deutsche. Wer bei der „Gummi-Gummi“-Parade dabei sein und mit seinem eigenen Wagen bloß die Straße rauf und runter fahren will, muss tief in die Tasche greifen. Ein höherer zweistelliger Betrag. Jemand ruft: 75 Euro. „Sonst“, sagt der junge Mann im asphaltkratzenden Polo, „läuft da gar nichts.“

„Die kennen jedes Detail“

Auch die Kassen von Hotellerie und Gastronomie lässt die Kult-Veranstaltung, die eigentlich als „AutoNews“ firmiert, kräftig klingeln. Es soll Betriebe geben, die machen an den GTI-Tagen bis zu 50 Prozent ihres Jahresumsatzes. Die Kehrseite der Medaille: Die Einheimischen flüchten, genauso alle Jahre wieder, vor dem täglichen Ansturm der zum Höhepunkt rund 30 000 Enthusiasten, von denen die Vertreter einzelner Stände, Tuner vor allem, [foto id=“297846″ size=“small“ position=“left“]jedoch sagen, dass man sich mit ihnen fachlich prima austauschen kann, „denn sie kennen an ihrem Auto jedes Detail“.

Was die jungen Kunden wollen

Auch die Repräsentanten von (Volkswagen-)Autobauern, Audi etwa, Seat, Skoda oder VW, die sich dem Treffen und besonders dem Kürzel GTI (für Gran Turismo Injection bei besonders sportlichen Modellen mit Benzineinspritzung) verpflichtet fühlen, sehen das so. „Hier“, sagt zum Beispiel ein Audi-Entwickler, „erfahren wir, was unsere jüngeren Kunden wollen.“ Und denen man, hat Volkswagen-Chef Martin Winterkorn da schon vor seinem Rundgang mit Konzernvorständen und Ferdinand Piëch, dem Vorsitzenden des Aufsichtsrats, betont, etwas bieten müsse, wenn sie jedes Jahr zu Zehntausenden an den Wörthersee kommen.

Schrauber und Sparer

Ein „Volk der Schrauber und Sparer“ macht die „Kleine Zeitung“ aus, rechnet nach Gesprächen mit Teilnehmern vor, dass der typische GTI-Tourist im Schnitt 30 000 Euro in [foto id=“297847″ size=“small“ position=“right“]sein Heiligtum steckt: „Nichts“, so das Blatt, „kann sie bremsen“. Nicht Tischlermeister Harald Kuhm (Leibnitz), der seinen Jetta auf Knopfdruck steigen und sinken lässt. Nicht Maler- und Lackiererin Sandra Eberhardt (Ulm), deren Golf vorn Flügel-, hinten geteilte Türen hat. Nicht Montagemeister Jürgen Katzinger (Steyregg), der im tiefergelegten VW-Kübelwagen, Baujahr 1971, samt Beifahrer sitzt – mit Stahlhelm auf dem Kopf. Nicht Glaserzeuger Ricardo Scholz (Thüringen), dessen Polo golden und silber blitzt. Nicht Ralf Dennerlein (Nürnberg), der laut Zeitung für den Wert seines Golf II einen „guten Porsche“ kaufen könnte: „Keine Schraube ist mehr original.“

Lesen Sie weiter auf Seite 2: Video; Die VW- und Audi-Präsentationen; Sportliche Seat- und Skoda-Modelle; Event kann Zeichen der Zeit werden

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Video: 29. GTI Treffen am Wörthersee

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Die VW- und Audi-Präsentationen

VW hat beim fünftägigen Autokarneval im Mai, der an diesem Sonntag zu Ende gegangen ist, den 210 PS starken und 240 Stundenkilometer schnellen Golf GTI Adidas vorgestellt, bei dem VW-Sprecher Jochen Grüten sicher ist, [foto id=“297848″ size=“small“ position=“right“]dass das limitierte Sondermodell mit Verkaufsstart im Juni Sammlerstatus erlangen dürfte. Außerdem haben die Wolfsburger in Reifnitz, unterstützt unter anderem von Altrocker Peter Maffay, die Excessive-GTI-Studie mit noch dynamischerer Motorsportoptik, den Polo GTI und ihren neuen Lifestyle-Pickup auf die Bühne gefahren, Motto, aufs Wetter bezogen, „Amarok statt Anorak“. Die Ingolstädter Premium-Konzernschwester Audi hat neben den beiden neuen R8 GT und RS5 den A1 als nächste, noch vor dem A7 an den Start gehende Produktneuheit auf den Fahrsteg gerückt – in sieben Mottofahrzeugen vom amalfiweißen „Competition Kit“ über den zitrusgelben „Follow Me“, die suzukagraue „Wasserwacht“, den misanoroten „FC Bayern“, den ibisweißen „Pickerljäger“ und den auberginefarbenen „Fashion“ bis hin zum daytonagrauen „Hot Rod“, stylische Models und Feuerspeier inbegriffen.

Sportliche Seat- und Skoda-Modelle

Der hat am Nachmittag die Regenwolken über dem Wörthersee endlich komplett vertrieben. Und die Sonne fängt an, den Matsch rund um die Stände mit den sportlichen RS- sowie FR- und Cupra-Modellen der beiden anderen Volkswagen-Marken, Seat und Skoda, zu trocknen. [foto id=“297849″ size=“small“ position=“left“][foto id=“297850″ size=“small“ position=“left“]

Event kann Zeichen der Zeit werden

Wolfgang Fercher hat in der „Woche“ da schon seine Gedanken („AutoNews 2030: Gib Strom!“) zur Zukunft eines ökologisch vielleicht sogar korrekten Treffens zu Papier gebracht. Die Entwicklung hänge von der Marke VW ab, schreibt der Kollege und zitiert das „durchaus ernst gemeinte Resümee“ eines Zukunftsforschers, wonach das Event ein „Zeichen der Zeit“ werden könne, wenn es VW gelinge, „den Mythos GTI neu zu erfinden“. Denn generell würden sich die Menschen 2030 nicht mehr so stark mit ihrem Fahrzeug identifizieren. „Der Elektro-GTI könnte aber der Kultgegenstand einer neuen Bewegung werden.“ Sonst, so Fercher, werde aus dem Treffen eine „Retroveranstaltung, die früher oder später dem Untergang geweiht ist“. Jubiläumsauflage nächstes Mal Anfang Juni Dann braucht auch die Bedienung im italienischen Lokal in Pörtschach am Nordufer des Sees den Gästen nicht mehr zu empfehlen: „Wenn Sie Ruhe haben wollen, bleiben Sie lieber nicht hier, gehen Sie fort.“ Das nächste GTI-Treffen, die Jubiläumsauflage Nummer 30, findet übrigens vom 1. bis 5. Juni 2011 statt. Wenn der (Wörther-)See wieder ruft.

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Gast auto.de

Mai 17, 2010 um 7:47 pm Uhr

endlich einmal das richtige Wetter für’s Scheisshaus Treffen !

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