Motorrad: Vier große Reiseenduros – Bestens gerüstet

Eigentlich ist die Bezeichnung ein wenig irreführend. Unter einer Reiseenduro stellt man sich ein Motorrad vor, das voll beladen und mit riesigem Tank versehen etliche Kilometer frisst und sich weder von Bächen noch von Wüsten bremsen lässt. Oben drauf ein wind- und wettergegerbter Fahrer, eventuell mit Sozia. So ein Motorrad brauchen eigentlich nur wenige: Abenteurer, Extremsportler.

BMW R 1200 GS

Trotzdem führt die BMW R 1200 GS seit Jahren die Verkaufscharts in Deutschland an – sogar mit weitem Abstand. Es muss also mehr dran sein an den vermeintlichen Spezialisten. Und in der Tat, mit Bikes wie der GS lässt sich fast alles machen. Angefangen bei Extremreisen über gemütliches Cruisen, schnelle Passfahrten bis hin zu langen Autobahnstrecken. Man hat sie sogar schon im Rahmen von Sportfahrtrainings auf Rennstrecken gesichtet. All diese Herausforderungen meistern Reiseenduros mit einem Piloten oder auch mit zwei Aufsitzenden, denn der Platz für die Sozia ist wie die für den Fahrer sehr komfortabel.[foto id=“485558″ size=“small“ position=“right“]

Selten ist eine Erfolgsgeschichte so klar einem Anbieter zuzuschreiben. Als 1980 die BMW R 80 G/S auf den Markt gebracht wurde, war das Konzept eines geländetauglichen 800er-Boxers revolutionär. Damals waren Offroad-Motorräder selten größer als Mittelklassemodelle und in ihrer spezialisierten Funktion klar definiert. Die BMW forcierte die Entstehung eines neuen vielseitigen Genres.

Dem ersten Modell mit dem klassischen Zweiventil-Boxermotor und einer Monolever-Schwinge folgten 1988 Bikes, die eine Paralever-Schwinge aufwiesen und ab diesem Zeitpunkt auch mit 1.000 Kubikzentimeter Hubraum (R 100 GS) lieferbar waren. Später kam die Reiseenduro mit modernerem Vierventil-Boxermotor auf den Markt. Das Buchstabenkürzel GS stand zunächst für „Gelände/Sport“, später für „Gelände/Straße“. Heute steht es für das erfolgreichste Motorrad nicht nur auf deutschen Straßen (und Wegen).

Die R 1200 GS, wie sie mittlerweile heißt, wird stets weiterentwickelt und wurde jüngst mit einer Flüssigkühlung ausgestattet – eine weitere Revolution im Boxermotorenbau. Denn dem breit bauenden und seit jeher bei den Kunden sehr beliebten voluminösen, zuverlässigen Zweizylinder mit dem unverkennbaren Laufgeräusch blieb man bis heute treu. Auch kam in der GS das erste elektronisch einstellbare Fahrwerk im Serienbau auf den Markt, mit dem heute die meisten GS ausgerüstet sind. Kein Wunder, dass der Preis für das voll ausgestattete Bike ohne Probleme die 20.000-Euro-Grenze erreicht.

KTM 1190 Adventure

Umso überraschender der Umstand, dass die Konkurrenz erst recht spät nachgezogen hat und das Konzept auf jeweils eigene Weise interpretiert. 2002 [foto id=“485559″ size=“small“ position=“left“]wurde auf der Intermot in München die KTM 950 Adventure vorgestellt; mittlerweile ist aus ihr die KTM 1190 Adventure geworden. Die Österreicher interpretieren das Konzept sportlicher als die Bayern, dennoch lassen sich mit ihr auch Offroad-Turns absolvieren. Die 110 kW/150 PS starke und 230 Kilo leichte 1190 kann ebenfalls mit viel Elektronik, darunter mit einem einstellbaren Fahrwerk, ausgerüstet werden. Außerdem stellt sie dem Fahrer verschiedene Fahrmodi und eine Traktionskontrolle zur Verfügung.

Doch KTM wäre nicht KTM, wenn man ihr nicht noch eine Schwester mit dem Zusatz R zur Seiten stellen würde. Das R steht aber nicht – wie sonst – für Racing, sondern eher für Abenteuer. So besitzt die angeschärfte Version vorn und hinten 3 Zentimeter mehr Bodenfreiheit und eine Sitzhöhe von 89 Zentimetern – gegenüber 86 Zentimetern bei der Standard-Adventure. Zudem gibt es größere und schmalere Reifen. Der Preis von 14.890 Euro bedeutet einen Aufschlag von 900 Euro gegenüber 1190 Adventure ohne R.

Triumph Tiger Explorer[foto id=“485560″ size=“small“ position=“right“]

Wohl den direktesten Angriff auf die GS fährt seit vergangenem Jahr aber Triumph. Mit der Tiger Explorer möchten die Engländer zweifelsohne von der Beliebtheit des Vorbilds profitieren, indem sie ihre Vertreterin mit Einarmschwinge, Tank-Sitzbank-Kombination und Scheibe ähnlich wie die GS ausrüsten und zudem ebenfalls mit Traktionskontrolle, Ride-by-wire und jeder Menge Ausstattung versehen.

Unter dem Tank findet sich ein lebhafter und komfortabler Dreizylinder mit 101 kW/137 PS und einem Drehmoment von 121 Newtonmeter bei 7.800 Touren. Und auch die Briten legen in Sachen Tourentauglichkeit noch eins drauf und bieten die Explorer mit dem Zusatz XC an, wobei dann Speichenräder in Größe 21 Zoll, Sturzbügel, Handprotektoren und Zusatzscheinwerfer dazu gehören. Der Preis von knapp 15.000 Euro liegt rund 1.200 Euro über dem der „puren“ Explorer.

Honda Crosstourer

Auch Vollsortimenter Honda hat seit vergangenem Jahr eine große Reiseenduro im Angebot, die Crosstourer. Doch die Japaner haben sich (bislang) noch nicht der [ no Image matched ]Elektronik verschieben, so dass sich die Crosstourer auf ABS und Traktionskontrolle beschränken muss. Auch eine spezielle Reisevariante wird nicht angeboten. Und mit ihrem Motor unterscheidet sie sich sogar komplett von den Mitbewerbern, denn bei Honda kommt der V4 aus dem Sporttourer VFR 1200 F zum Einsatz, der auf 95 kW/129 PS beschränkt wurde, aber trotzdem ein Drehmoment von 126 Newtonmeter bei nur 6.500 Touren liefert.

Kleines Handicap der Japanerin: Sie wiegt mit 275 Kilo mehr als die Konkurrentinnen, was man im Fahrbetrieb kaum spürt, beim Rangieren indes schon. Aber sie bietet (gegen Aufpreis) auch etwas, was man sonst derzeit nirgends bekommt: das Doppelkupplungsgetriebe DCT. Mit 13.790 Euro liegt die Crosstourer im vergleichsweise unteren Preisbereich.

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