Pannenstatistik – Sind deutsche Autos wirklich Weltspitze?

Sechs Siege in sechs Fahrzeugklassen: Deutsche Autos schneiden in der ADAC-Pannenstatistik so gut ab wie nie zuvor. Alles eitel Sonnenschein also? Ganz so einfach ist es nicht.

Zweimal Audi, je einmal Mercedes, VW, Ford und BMW-Tochter Mini heißen die Sieger der aktuellen Pannenstatistik des Automobilclubs. Grundlage der Bewertung sind rund 230.000 Einsätze der Gelben Engel für liegengebliebene Pkw-Fahrer im vergangenen Jahr. Insgesamt waren die Helfer zwar mehr als vier Millionen Mal im Einsatz, berücksichtigt wurden der Aussagekraft halber aber nur Autos bis zu einem Alter von sechs Jahren, die zudem mindestens drei Jahre auf dem Markt sind und in einem der Jahre öfter als 10.000 Mal zugelassen wurden.

Die deutsche Dominanz ist einmalig in der Geschichte der Auswertung, hat sich aber bereits über die vergangenen Jahre angekündigt. 2010 landete jedoch zumindest noch der Kleinstwagen Toyota Aygo einen Klassensieg für die Importeure, 2009 eroberten Citroen C1 und Citroen C4 Picasso einen Spitzenplatz. In diesem Jahr sind ausländische Fahrzeuge so weit abgeschlagen wie nie. Einzig bei Kleinst- und Kleinwagen reicht es jeweils noch zu einem Platz unter den besten drei. In der Mittelklasse ist die deutsche Vormachtstellung besonders stark: Erst auf Rang elf landet mit dem Skoda Octavia ein Modell einer ausländischen Marke.

Wer Qualität will, sollte also deutsche Autos kaufen? Nicht unbedingt. Denn die Aussagekraft der Statistik ist in dieser Hinsicht beschränkt, heißt es in der Studie eines namhaften Instituts. Generell sei die Pannenhäufigkeit nur eines von mehreren Elementen für die Beurteilung von Qualität und Kundenzufriedenheit. In der ADAC-Auswertung tauchen lediglich Fahrzeuge auf, die liegen geblieben sind. Das sei für den Besitzer zwar ärgerlich, mindestens ebenso störend seien anderen Probleme. Etwa ein Cabriodach, durch das ständig Wasser eindringt.

Aber auch hinsichtlich der sogenannten Ausfallsicherheit ist die Statistik nicht ganz objektiv. Denn viele Autohersteller bieten ihren Kunden eigene Pannenassistenz-Programme an. Darunter sind vor allem die deutschen Marken vertreten, etwa Audi, BMW und Mercedes. Wer die von den Herstellern zur Verfügung gestellte Nummer anruft, hat das Call-Center seiner Automarke an der Strippe, das am Ende in der Regel auch den ADAC-Pannenhelfer schickt – der Einsatz wird aber nicht in der offiziellen Statistik des Clubs geführt. Für welche Hersteller der ADAC aktuell fährt, will er jedoch auch auf Nachfrage nicht verraten.

Dass das Abschneiden beim ADAC nicht der einzige Maßstab für Qualität ist, zeigt ein Blick auf andere einschlägige Statistiken. Wer ein genaues Bild haben wolle, müsse sich auch die Zahlen des TÜV und verschiedene Kundenzufriedenheitsumfragen anschauen, heißt es in der Studie weiter. Anders als bei der Pannen-Statistik schneiden etwa die asiatischen Hersteller bei der Hauptuntersuchung häufig noch immer besser ab als ihre deutschen Konkurrenten. Im aktuellen TÜV-Report etwa sind die drei zuverlässigsten Autos weiterhin aus Japan: Toyota Prius, Toyota Auris und Mazda3 liegen hier an der Spitze. Bei Befragungen zur Zufriedenheit von Neuwagenkunden mit ihrem Fahrzeug durch die Marktforschungsorganisationen Schwacke oder J.D Power hießen die Sieger zuletzt Jaguar beziehungsweise Volvo.

Auch wenn eine differenzierte Betrachtung nötig sei, so habe doch die Qualität von Pkw in den vergangenen zehn bis 15 Jahren stark zugelegtheißt es weiter. Zum einen sei kräftig in Produktionsanlagen und Abläufe investiert worden, zum anderen seien die Qualitätsstandards und -prüfungen von den Herstellern bis hinunter zum kleinsten Zulieferer ausgeweitet worden. Schlechte Autos gebe es heute nicht mehr, so das fazit der Studie. Das zeigt am Ende auch die ADAC-Liste. Denn selbst die Letztplatzierten erreichen oftmals noch ganz ordentliche Bewertungen. Den Käufer dürfte das freuen – egal ob er ein deutsches, japanisches oder sonstwo entwickeltes Auto kauft.

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