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Panorama: 40 Jahren BMW M – Die starken Bayern

Brüllende Motoren, zischende Vergaser und rauchende Auspuffe. Der Geruch von Benzin und Öl liegt in der nebeligen Luft, Straße und Reifen sind kalt und das Gaspedal vibriert unter dem zittrigen Fuß. Es soll über die Nordschleife gehen, trotz widriger Witterungsverhältnisse und wertvollen Fahrzeugen – zur wohl schnellsten Geburtstagsparty im November. Denn die BMW M GmbH feiert ihren 40. Geburtstag und holt dafür ihre Schätzchen aus dem Museum.

Eines davon ist der 3.0 CSL, ein sportliches Coupé von 1972, das aus seinem 3,0-Liter-Sechszylinder stramme 180 PS schöpft und die Kraft ungefiltert an die Hinterachse weiterleitet. Ohne Traktionskontrolle geht es auf rutschiger Strecke durch die Grüne Hölle. Beim ersten beherzten Tritt aufs Gaspedal kommt das Heck sofort quer, nur mit Gegenlenken und viel Glück rutscht das Auto nicht von der Strecke – dafür aber das Herz in die Hose. Was müssen das für Fahrer gewesen sein, die vor 40 [foto id=“442302″ size=“small“ position=“left“]Jahren im Höchsttempo selbst bei Dauerregen über den Ring prügelten. Im dritten und vierten Gang geht es jetzt ruhiger über den Kurs, der Sechszylinder schnorchelt zufrieden vor sich hin und will gar nicht beißen und der Fahrer will nur noch genießen.

BMW-Fahrzeuge gelten schon Anfang der 1970er Jahre als besonders sportlich. Mit der 02-Serie, dem Vorgänger der 3er-Reihe, und der „Neuen Klasse“, dem Vorgänger der 5er-Reihe, machen die Autos die linke Spur unsicher. Doch auf den Rennstrecken können die Bayern nicht immer mithalten. „Mit unserem dann vorgestellten 2,0-Liter-Hochdrehzahlmotor mit rund 290 PS lernten die Gegner aber das Fürchten“, sagt Roland Ast von der Vorentwicklung BMW-M-Motoren. Der Motor mit Leichtbauteilen und mechanischer Einspritzung findet in Formel-2-Fahrzeugen wie in Tourenwagen Einzug und wird über zehn Jahre gebaut. Am Ende leistet der Vierzylinder über 315 PS bei 9.500 Touren.

Mit dem 3.0 CSL kommt das erste eigene Fahrzeug der neugegründeten Firma, die damals noch BMW Motorsport GmbH heißt, auf die Straße. Man will das Feld der sportlichen Fahrzeuge nicht nur Tunern wie Alpina, Schnitzer (BMW) oder AMG (Mercedes) überlassen. Außerdem soll sich bei Motorsport-Veranstaltung der Name einbrennen. „Win on Sunday, sell on Monday“, war damals ein sehr beliebter Marketingspruch.

Ein Meilenstein der noch jungen Abteilung ist der zwischen 1978 und 1981 gebaute Sportwagen M1. Der ultraflache Flitzer wird von einem 3,5-Liter-Sechszylinder mit 277 PS angetrieben, der zuerst für eine andere Rennserie gedacht war. Das Reglement änderte sich und eine neue Idee muss her. Dank Mittelmotor-Prinzip und reichlich Druck werden die Fahrzeuge in [foto id=“442303″ size=“small“ position=“right“]der eigens gegründeten Rennserie Procar eingesetzt, dann aber mit rund 470 PS. Hinter den Lenkrädern fanden sich Spitzenfahrer wie Niki Lauda oder Nelson Piquet, die im Vorfeld von Formel-1-Rennen mit Youngster in den identischen Autos um die Wette fahren.

Trotz seiner gut 35 Jahre auf dem Blech bewegt sich der M1 noch heute wie ein reinrassiger Sportwagen. Tief eingesunken in den engen Schalensitzen, das kleine Lenkrad fest im Griff, geht es ehrfürchtig über die Rennstrecke. Der M1 faucht bei höheren Drehzahlen im Nacken den Sound der Kraft und presst einem bei ausreichend Grip fest in die Sitze. Doch Vorsicht ist besonders bei diesem Flitzer geboten: Gut erhalten Exemplare gibt es heute kaum unter 200.000 Euro. Als die Procar-Serie aus dem Formel-1-Programm verschwindet, wird es auch um das Auto still. Nicht aber um die M GmbH.

Nach der ersten sportlichen Limousine M5 (ab 1984) kommt zwei Jahre später die handliche Taschenrakete M3 (E30) in den Handel. Unter ihrer Haube arbeitet ein 2,3-Liter-Vierzylinder-Vierventiler mit anfangs rund 200 PS. Das Auto wird ein Renner und kommt noch rechtzeitig, um die starken Mercedes 190er E 2.3 16V in Schach zu halten. Nicht nur auf der Autobahn, sondern vor allem auf den Rennstrecken. „Das konnten wir uns nicht bieten lassen, nicht vom Daimler“, sagt BMW-Mann Ast. Damit wird die Abteilung auch nicht nur Motorsportfans bekannt. Wer ein Fahrzeug mit dem weiß-blauen Logo fährt und was auf sich hält, klebt mindestens das M-Logo ans Heck. Der Vierzylinder liebt die hohe Drehzahl und schiebt den Dreier leicht an. Erstaunlich, wie kompakt und wendig der BMW um die Ecke geht, ganz ohne Drifteinlagen. Und kein Wunder, dass der M3 mit all seinen Typen sehr erfolgreich ist.

Neben den immer weiterentwickelten M3 und M5 arbeiten die Ingenieure 1993 auch am McLaren F1. Im 380 km/h schnellen Supersportwagen pocht ein 6,1-Liter-V12-Herz mit 680 PS. „Eigentlich wollten wir einen M8 bauen. Aber der Motor war zu schwer und vor allem zu stark für unsere Fahrzeuge“, erinnert sich Roland Ast. Eine Verbindung zum Formel-[foto id=“442304″ size=“small“ position=“left“]1-Designer Gordon Murray machte dann die Verpflanzung schnell perfekt. „Dichter kann ein Rennmotor nicht an der Serie sein“, sagt der Motorenmann. „Aber das ist das, was das M ausmacht.“

Heute ist die M GmbH verantwortlich für Entwicklung und Produktion der leistungsstarken BMW-Modelle, die Individualisierung aller BMW´s und für die Veranstaltung des hauseigenen Fahrer-Trainings. Das Angebot umfasst derzeit sieben Modelle mit bis zu 560 PS. Mittlerweile zählt auch ein Diesel mit 381 PS dazu. Doch auch in Zukunft soll die „effiziente Dynamik“, so ein Marketing-Slogan der Bayern, nicht vor den Elektrofahrzeugen halt machen. „Mal sehen, vielleicht gibt es demnächst auch einen besonders flotten M-Stromer“, sagt Rast. „Dann fahren wir geräuschlos über die Rennstrecke. Und zwar bestimmt nicht langsam.“

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