Silvretta Classic Rallye – Wenn der Buckel auf die Bergwelt trifft

Gortipohl, Jerzens, Tobadill …. irgendwie würden wir uns nicht wundern, wenn gleich ein Fabelwesen aus „Der Herr der Ringe“ aus dem dunklen Tannenwald auf das Bergsträßchen vor unseren Buckel-Volvo treten würde. Die Namen der Orte klingen einfach danach. Und die saftiggrünen Bergwiesen, tiefverschneiten Berggipfel, verhutzelten, holzverschindelten Bauernhöfe sehen auch so aus, als ob gleich ein Hobbit aus der Tür treten und Zugang zur Rückbank begehren würde. Wäre da nicht dieses Schnaufen und Stottern, das uns den automobilen Nachfolger zwei Kehren unter uns in Erinnerung ruft; und damit auch die Gegenwart. Nun ja, zumindest eine Vergangenheit, die nicht in die Sagenwelt verbannt ist.

Hurra, sie fahren noch: Nicht nur unser Volvo PV 544, der immerhin auch schon seine 49 Jahre auf dem schwedischen Buckel hat.  Der 1,8-Liter mit seinem Vierzylinder ist ja fast ein junger Wilder gegen den Methusalem im Starterfeld der diesjährigen Silvretta Classic-Rallye. Doch auch der Simplex La-France hinter uns tuckert trotz Baujahr 1914 souverän die Bielerhöhe hinauf. 2.037 Meter zeigt der Höhenmesser – und die Zuschauer am Straßenrand zollen dieser Leistung des 98jährigen ebenso viel Beifall wie an den anderen sechs Bergeshöhen mit mehr als jeweils 1.400 Metern.

Unserem Volvo, Mitbegründer des legendären Sicherheits- und Soliditätsrufes der Schwedenstahl-Produkte, fliegt übrigens mindestens ebenso viel Zuneigung zu. Klatschen, Anfeuerungsrufe, Fotos vor den Gipfel-Panoramen von Piz Buin oder Scesaplana; an den Höchstleistungen in der Wertungsklasse oder der Original-Lackierung – Farbton: „Skagerag im Winter-Sonnenschein“ – liegt es eher nicht, warum die Startnummer 88 so fasziniert. Der erwähnte Simplex, ein Citroen 2 CV von 1969 mit seinen 16 PS, die zehn Jahre ältere Corvette mit ihren 450 PS aus 6,9 Litern Hubraum oder der Mazda-Youngtimer RX-7 FD von 1992 mit seinem Wankelmotor und den Klappscheinwerfern – hier rollt ein Auto-Lexikon vor den Augen der Teilnehmer und Zuschauer ab. Ein höchst [foto id=“426464″ size=“small“ position=“right“]vitales. Und jedes einzelne Kapitel erzählt seine eigene aufregende Geschichte.

Die Bandbreite der Teilnehmer-Fahrzeuge belegt, was selbst alte Autos alles leisten können. Auch wenn Bremskraftverstärker, synchronisierte Getriebe, ABS, Servounterstützungen, Sensoren, elektrische Helferlein, Klima, Einspritzpumpe, ESP, Doppelkupplung, heizbare Heckscheibe, Xenonlicht, Berganfahrhilfe …. ach was, wenn eigentlich alles fehlt, was uns beim Autofahren heute so unentbehrlich wichtig erscheint. Wer sich zwischen Arlberg und Silvretta an Murmeltier, Gams oder Bergziege vorbei gen Gipfel kurvt, der kommt dabei dem automobilen Ursprung näher. Und das passt dann auch zur ursprünglichen Natur im äußersten Westzipfel Österreichs.

Das Montafon nämlich, die Heimat der Silvretta Classic, ist an vielen Stellen noch heute fast unberührt. Bis vor wenigen Jahrzehnten war das Gebiet in tiefen Wintern noch gar nicht vom Rest Österreichs aus direkt zu erreichen, wenn der Schnee den Arlberg blockierte. Auch unser Volvo hätte dann passen müssen. Gut, dass sich die Veranstalter stets den Juli aussuchen zum Gipfelsturm vorbei an tosenden Wasserfällen, tiefen Schluchten und großen Stauseen. Das heißt allerdings nicht, dass Sommer im Montafon keine Herausforderung für die Fahrer der 160 Schönheiten darstellt.

Zum einen ist es echte Arbeit, ohne technischen Helfer zum Beispiel von Partenen aus 1.051 Höhenmeter mit 32 Kehren auf 15 Kilometern bis zur Bielerhöhe hinaufzukurbeln – und dabei in Zeitprüfungen noch genaue Sekundenvorgaben zwischen den Wegpunkten einzuhalten. Wenn Co-Pilotin Romy exakt den Takt vorzählt – und der Lenker den Volvo im Gleichklang bewegt, dann erreicht der Schwede nach einigen Bergkilometern die Ziellinie [foto id=“426465″ size=“small“ position=“left“]zuweilen nur wenige hundertstel Sekunden später als vorgegeben. Immer klappt diese Maßarbeit aber nur bei jahrelang eingespielten Teams.

Zum anderen bringen die Temperaturunterschiede zwischen Berg und Tal, Wald und gleißendem Sonnenschein auf freier Strecke die Fahrer ganz schön ins Schwitzen, ganz schnell aber auch mal in frostige Laune. Zumal, wenn der Oldtimer nicht so will wie sein Lenker. Gerade die Uralt-Fahrzeuge müssen dann behutsam steile Abfahrten hinabbewegt werden. Dünne Riesen-Reifen,  gewaltige Lenkradien und Bremsen, die den Namen nur bei deutlichem Krafteinsatz rechtfertigen, sie lassen den einen oder anderen Abgrund auf dem Weg nach Schruns oder Tschagguns schon mal bedrohlich schnell näher kommen. Aber die Besitzer dieser Kleinode haben nicht nur sechsstellige Summen für ihre Wagen ausgegeben, sondern auch das entsprechende Fahrertraining – oder reisen gleich mit eigenem Serviceteam. Gerade die Lenker der ältesten Autos sind die Könner im Feld. Teilnehmer wie die Renn-Legenden Isolde Holderied, Karl Wendlinger oder Hans-Joachim Stuck sowieso.

Unser Buckel-Volvo übrigens verkörpert im Lexikon auf Rädern ein wichtiges Kapitel, das noch heute nachwirkt: Den PV 544 haben die Schweden bereits mithilfe von Crashtests sicherheitsoptimiert – und ihm den ersten serienmäßigen Dreipunkt-Gurt auf den Vordersitzen spendiert. Der meistverkaufte Personenwagen Schwedens hat so der ganzen Branche Impulse für mehr Sicherheit gegeben. Ein Lebensretter sozusagen, nicht nur für Volvo-Kunden.

Wir fühlen uns darum stets besonders sicher bis zum letzten Rallye-Weg Richtung letzte Rundkursprüfung „Großer Preis von Vandans“, zehn Minuten vor dem Zieleinlauf. Und der Beifall für jeden einzelnen Teilnehmer, der unter der letzten Flagge die Fahrt beendet, ist Anerkennung genug. Klassik-Rallyes machen süchtig – dazu muss nicht einmal die Sonne strahlen über den herrlichen Strecken, die die Veranstalter aussuchen. Dazu muss das Auto kein spektakulärer Bugatti oder Jaguar E-Type sein. Dazu muss der Rallye-Freund noch nicht einmal selbst im Klassiker sitzen.

Der Einklang zwischen Vielfalt der Natur und Vielfalt der automobilen Evolution – er fasziniert an Gleichmäßigkeits- und Zuverlässigkeitsrennen. Bei der Silvretta-Classic scheint die Schönheit dieser Synthese besonders hell auf; und manchmal sogar im einmaligen Graublau des winterlichen Skagerak.

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