Lexus

Test Lexus RX 450h: V6-Power im Sparbetrieb

Von Ingo Koecher — Mit dem Lexus RX 450h hatte auto.de den großen SUV der Toyota-Edeltochter im Test. Der Hersteller präsentiert seinen Premium-Crossover als saubersten seiner Klasse. Das scheint zunächst schlüssig, handelt es sich beim Lexus RX 450h doch um einen Vollhybriden. Bleibt das Hybrid-Antriebssystem unberücksichtigt, trifft der RX 450h im Markt auf den Audi Q7, einen BMW X5 oder die Mercedes-Benz M-Klasse.

Während des Testverlaufs haben wir uns dafür entschieden, den Lexus RX 450h nicht über eine immer gleiche Teststrecke zu bewegen. Das käme einer Laborsituation gleich, die kaum etwas mit der tatsächlichen Lebenswelt eines Autos zu tun hätte. Vielmehr haben wir den SUV im ganz normalen Alltag gefahren. Da ging es etwa in die Schule, ins Büro, zum Arzt, in den Supermarkt, zu Verwandten über Land [foto id=“397965″ size=“small“ position=“left“]oder ins Kino. Alles in allem also keine Herausforderungen. Stattdessen ein Testverlauf, der einem ganz normalen Autoleben entspricht.

Fahrbetrieb

Der äußere Eindruck ist erst einmal imposant, denn der Lexus RX 450h ist ein ganz schöner Brocken. Und „schön“ gleich im doppelten Sinn: Zum einen ist er groß und verheimlicht nicht, dass er antritt, im Premiumsegment zu wildern, zum anderen zeigt er sich elegant und untermauert auf diese Weise seinen Anspruch. Untrüglich setzt sich der Eindruck auch im inneren fort: Materialauswahl und Verarbeitung sind der Oberklasse entsprechend. Zudem ist das Raumangebot auf allen Plätzen großzügig, die Rundumsicht gut. Angenehm konturiert ist das Gestühl, das über mit der 60:40 teilbaren und in ihrer Neigung verstellbaren Rückenlehne zusätzlichen Komfort für die Fondpassagiere bereithält.

Lautlos wird das „System Lexus“ über den Power Knopf gestartet. Lediglich die blaue Beleuchtung des Arbeitsplatzes signalisiert, dass der Wagen nun fahrbereit ist. Schon beim Anfahren wird klar, dass sich die Hybridtechnologie wohl eher auf den Gesamtverbrauch, denn ein Gefühl des lautlosen Dahingleitens mittels Elektromotor beschränken dürfte. Das wundert wenig, bedenkt man, dass der RX 450h leer und in Abhängigkeit der gewählten Ausstattung 2.280 Kilogramm auf die Waage bringt. Die wollen erst einmal bewegt werden. Wird [foto id=“397966″ size=“small“ position=“right“]besonders vorsichtig beschleunigt, setzt sich der Lexus RX 450h rein elektrisch in Bewegung. Allerdings wird das einer normalen Fahrweise nicht gerecht. Wird der Druck in die Pedalerie nur ein wenig erhöht, schaltet sich zum Elektrosystem sofort der Verbrennungsmotor hinzu. Dann allerdings kennt der Lexus kein Halten mehr und der Wagen geht mit seinen 183 kW/249 PS ab wie Schmidts Katze.

Findet man Geschmack an der satten Leistung des SUVs, ist allerdings schnell Schluss mit lustig. Die vom Hersteller angegebenen Verbräuche von 6,3 l/100 km rücken dann schnell in unerreichbare Ferne. Im Vergleich mit Wettbewerbern bewegt sich der Lexus RX 450h aber dann immer noch in Bereichen, von denen andere Hersteller bislang nur träumen können. Somit bietet auch der Japaner ein Alleinstellungsmerkmal, dass bisweilen etwas inflationär zum Einsatz kommt: Er ist der Beste seiner Klasse, der sparsamste im Segment.

Im Falle des RX 450h trifft dies jedoch ausnahmsweise zu. Wenn wir auch, und das war etwas erschreckend, unter normalen Bedienungen nie unter die zehn Liter Marke kamen. Angesichts des Gewichts und der imposanten Leistung ist das dennoch ein akzeptabler Wert. Jedoch würden wir uns wünschen, dass die in der Dokumentation angegebenen Werte etwas nach oben in den Bereich der tatsächlichen Lebenswelt korrigiert würden. Das schmälert die Qualität des Dickschiffes keineswegs. Vielmehr wäre dem beträchtlichen Mehrverbrauch von 5,2 l/100 km während unseres Tests der fade Beigeschmack genommen. [foto id=“397967″ size=“small“ position=“left“]Dennoch lässt sich der Premium SUV bei normaler Fahrweise im alltäglichen Verkehr mit 11,5 l/100 km im Wettbewerbsumfeld wirtschaftlich bewegen.

Neben dem Antriebsstrang, der nahezu lautlos sein Tagwerk verrichtet, bietet der Lexus auch im inneren Premiumkomfort. Die Verarbeitung der Materialien ist gut, Anmutung und Haptik stimmig. Fahrgeräusche motor-, wind- oder reifenseitig sind im großzügig bemessenen Innenraum kaum wahrzunehmen. Auch ist die Rundumsicht auf allen Plätzen gut. Das Fahrwerk bietet einen guten Kompromiss zwischen sportlich-straffer und komfortabel-weicher Abstimmung, die Lenkung des mit permanentem Allradantrieb ausgerüsteten SUVs arbeitet direkt. Der V6 interpretiert Beschleunigungsanweisungen ohne Verzögerungen, die elektronisch geregelte sequenzielle 6-Stufen-Automatik E-CVT treibt den Japaner stufenlos und absolut ruckelfrei nach vorn. Zudem liefert das Aggregat bei beherztem Tritt in die Pedalerie – was zugegebenermaßen richtig Spaß bringt – einen sonoren Sound in die Fahrgastzelle.

Die Langstrecktauglichkeit des Lexus RX 450h steht außer Frage. Ebenso seine Manieren im städtischen Umfeld. Auch dort überzeugte er im Handling. Wenn auch aufgrund der Länge von 4.770 Millimetern und der Breite von 1.885 Millimetern so manche Parklücken nicht ins Beuteschema passt, sorgen Parkassistent und Rückfahrkamera nach dem Aufspüren eines Parkplatzes für entspanntes Abstellen des Wagens.

Antrieb & Fahrleistung

Im Lexus RX 450h arbeiten ein herkömmlicher Verbrennungsmotor und jeweils ein Elektromotor an den Vorder- und Hinterrädern.

Als Verbrennungsmotor kommt ein 3.5-Liter V6 Benziner zu Einsatz. Die Leistung von 183 kW/249 PS steht bei 6.000 Umdrehungen pro Minute zur Verfügung. Das maximale Drehmoment von 317 Newtonmetern ist ab 4.800 [foto id=“397968″ size=“small“ position=“left“]Umdrehungen pro Minute abrufbar.

Die Gesamtleistung des Hybridsystems beträgt 220 kW/299 PS. Dabei arbeitet der elektrische Antriebsstrang mit zwei Elektromotoren. Ein Drehstromsynchronmotor liefert vorn 123 kW/167 PS und ein maximales Drehmoment von 335 Newtonmetern, ein zweiter hinten 50 kW/68 PS mit 139 Newtonmetern. Als Generator kommt ebenfalls ein Drehstromsynchronmotor mit einer Betriebsspannung von 650 Volt zum Einsatz. Die Energie wird in einer Nickel-Metallhydrid (Ni-Mh) Hochleistungsbatterie gespeichert. Deren Nennleistung liegt bei 288 Volt.

Die Höchstgeschwindigkeit des Lexus RX 450h liegt bei 200 km/h, der Sprint von null auf 100 km/h ist nach 7,8 Sekunden erledigt. Den Kraftstoffverbrauch gibt Lexus mit 6,3 l/100 km an, den damit verbundenen CO2-Ausstoß beziffert der Hersteller auf 145 g/km. Am Ende des Tests ermittelt auto.de einen Kraftstoffverbrauch im Mittel von 11,5 l/100 km. Nach dem Berechnungsmodell des Bayerisches Landesamt für Umwelt liegt der CO2-Ausstoß dann bei 328 g/km.

Mit einem elektrisch geregeltem, stufenlos arbeitendem 6-Stufen-Automatikgetriebe E-CVT verlässt der RX 450h das Werk. Ebenfalls zur Serie gehört der elektrische Allradantrieb E-Four.[foto id=“397969″ size=“small“ position=“left“]

Ausstattung – Sicherheit & Komfort

Der Lexus RX 450h ist in den drei Ausstattungsniveaus Executive Line, Ambience Line und Impression Line verfügbar. Die Serie der Basisversion Executive Line umfasst acht Airbags, Antiblockiersystem ABS, Isofix Kindersitzbefestigung, höhen- und tiefenverstellbare Lenksäule, Nebelscheinwerfer, elektronische Stabilitätskontrolle VSC, Traktionskontrolle TRC, elektrische Außenspiegel, Regensensor, adaptives Kurvenlicht, Allradantrieb, ECO-Fahrmodus für sparsamen Kraftstoffverbrauch, stufenloses Automatikgetriebe E-CVT, EV-Fahrmodus für rein elektrischen Fahrbetrieb, Lexus Hybrid Drive.

Fazit

Die im Lexus RX 450h verbaute Hybridtechnologie mit Verbrennungs- und Elektromotoren verhilft dem SUV zu Verbrauchswerten, die trotz hoher Leistung im moderaten Bereich bleiben. Wenn auch die Herstellerangaben im Normalbetrieb kaum zu erreichen sein dürften, zeigte sich der japanische SUV trotz annähend 300 PS Leistung erstaunlich sparsam. Vor dem Hintergrund vergleichbarer Modelle am Markt macht der Japaner damit eine gute Figur.

Auch dem Premiumanspruch wird der Wagen gerecht. Ebenso überzeugend waren Funktionalität und Alltagstauglichkeit. Trotz imposanter Größe ist der Japaner leicht zu handhaben. Zudem ist der Lexus RX 450h mit[foto id=“397970″ size=“small“ position=“right“] seinem Ladevolumen von 446 bis 1.570 Litern Ladevolumen passabel ausgestattet.

Interessant ist der Wagen für Paare und Familien gleichermaßen. Für Letztere bietet die Leistungsfähigkeit des Antriebssystems in Verbindung mit einer nachrüstbaren Anhängerkupplung eine Vielzahl weiterer Einsatzmöglichkeiten, etwa als Zugfahrzeug für Caravan oder Bootstrailer. Der serienmäßig verbaute Allradantriebe bietet auch hierfür die besten Voraussetzungen.

Etwas eingetrübt wird der generell positive Eindruck vom ermittelten Mehrverbrauch, der sich bei normaler Fahrweise im Alltag gegenüber den Herstellerangaben beinahe verdoppelte. Am Schluss bleibt zudem der nicht unerhebliche Basispreis von 50.378 Euro – unser Testwagen lag mit einigen Extras bei 84.860 Euro. Wer den Betrag stemmen möchte – oder auch kann – der erhält für sein Geld ein umfangreich ausgestattetes und gut verarbeitetes Fahrzeug des Premiumsegments.


Bewertung –
Lexus RX 450h


Exterieur-Design 2,0
Interieur-Design 1,9
Multimedia 1,8
Navigation 1,9
Fahrbetrieb 1,9
Test-Verbrauch 3,5
   
Kosten pro Jahr*  
   
Anschaffungspreis Testfahrzeug 84.860,00 Euro
Kraftstoffkosten** 2.656,50 Euro
Steuern 408,50 Euro
Wertverlust 12.729,00 Euro
Gesamtkosten pro Jahr:   
15.794,00 Euro
   
Testergebnis/Gesamtprädikat:  
2,2
   

*Kosten pro Jahr setzen sich zusammen aus Kraftstoffkosten, Kfz-Steuer, errechnetem Wertverlust (15 Prozent p. a.)
**Kraftstoffkosten bei 1,54 Euro/Liter E10-Superbenzin und einer jährlichen Laufleistung von 15.000 Kilometern

Datenblatt – Lexus RX 450h
   
fünfsitziges SUV des Premiumsegments, Vollhybrid, serienmäßig mit Allradantrieb
   
Länge/Breite/Höhe: 4.770 mm/1.885 mm/1.685 mm
Radstand: 2.740 mm
   
Verbrennungsmotor: V6 Benzinmotor
Hubraum: 3.456 ccm
Leistung: 183 kW/249 PS bei 6.000 Umdrehungen pro Minute
max. Drehmoment: 317 Newtonmeter bei 4.800 Umdrehungen pro Minute
   
Hybridantrieb: Systemleistung 220 kW/299 PS
Elektromotor vorn: 123 kW/167 PS (Drehstromsynchronmotor)
max. Drehmoment: 335 Newtonmeter
Elektromotor hinten: 50 kW/68 PS (Drehstromsynchronmotor)
max. Drehmoment: 139 Newtonmeter
Generator: 650 Volt (Drehstromsynchronmotor)
Hochleistungsbatterie: 288 Volt (Nickel-Metallhydrid Ni-Mh)
   
Höchstgeschwindigkeit: 200 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h: 7,8 s
   
Verbrauch (im Mittel)  
Test: 11,5 l/100 km
Herstellerangabe: 6,3 l/100 km
   
CO2-Ausstoß  
Test: 328 g/km
Herstellerangabe: 145 g/km
Schadstoffklasse: Euro 5
   
Ausstattung
(Serie, Auswahl, Basis):
acht Airbags, Antiblockiersystem ABS, Isofix Kindersitzbefestigung, höhen- und tiefenverstellbare Lenksäule, Nebelscheinwerfer, elektronische Stabilitätskontrolle VSC, Traktionskontrolle TRC, elektrische Außenspiegel, Regensensor, adaptives Kurvenlicht, Allradantrieb, ECO-Fahrmodus für sparsamen Kraftstoffverbrauch, stufenloses Automatikgetriebe E-CVT, EV-Fahrmodus für rein elektrischen Fahrbetrieb, Lexus Hybrid Drive
   
Gewichte/Zuladung  
Leergewicht: 2.110 kg
zul. Gesamtgewicht: 2.700 kg
Anhängelast gebremst: 2.000 kg
Anhängelast ungebremst: 750 kg
Kofferraumvolumen: 446 – 1.570 l
   
Preise  
Basismodell: ab 50.378 Euro (inkl. 19 Prozent MwSt.)
Testwagen: 84.860 Euro (inkl. 19 Prozent MwSt.)

UNSERE TOP-ANGEBOTE FÜR SIE

MEHR ERFAHREN AUS DEM BEREICH NEWS

Eine Frage von Belang: Reisemobil kaufen oder mieten?

Eine Frage von Belang: Reisemobil kaufen oder mieten?

Nissan Qashqai: Neue Optik für den Crossover

Nissan Qashqai: Neue Optik für den Crossover

Alfa Romeo Junior zeigt sich erstmals öffentlich – in Mailand

Alfa Romeo Junior zeigt sich erstmals öffentlich – in Mailand

DISKUTIEREN SIE ÜBER DEN ARTIKEL

Bitte beachte Sie unsere Community-Richtlinien.

Gast auto.de

Februar 2, 2012 um 9:45 am Uhr

Ich stimme zu, ein Bericht der den Charakter des Lexus gut beschreibt. Ich habe den "Neuen" noch nicht, sondern bin RX400h Fahrer. Es ist insgesammt ein faszinierendes Fahrerlebnis und ich kann versehen, das der Verbrauch durch die gebotene Leistung schnell etwas in die Höhe geht . Aber das gibt sich, wenn man weiß, dass die Leistung da ist und es nicht immer testen muß :-)). Meine Daten: 50.000km, 3 Jahre, keine Mängel, Verbrauch 8 – 10 l, Wunsch: Effizienterer Einsatz des E-Antriebs, geringerer Verbrauch ab 160km/h.

Gast auto.de

Februar 2, 2012 um 9:30 am Uhr

Dieses Auto braucht in seiner Klasse keinen Vergleich zu scheuen. Mehr Auto zu seinem Preis als bei so mancher ‚prominenter‘ Konkurrenz! Ein Genuß für Auge, Nase und Hintern. Mein Durschnittsverbrauch liegt zwischen 8,2 und 8,4 l/100 km.

Gast auto.de

Februar 2, 2012 um 9:03 am Uhr

Ein guter Bericht – bis auf den Verbrauch. Ich fahre den RX450h seit 2 Jahren – knapp 40.000 km – Verbrauch im Mittel 8,5 Liter! Das Auto ist zuverlässig und problemlos! Der Händler in München (Autohaus Wieser) ist ebenfalls TOP!
Im Oktober nahm ich an einem Fahrsicherheitstraining vom Hause Porsche teil: Fazit: Das Fahrzeug steht in den Leistungen und im Fahrverhalten dem Cayenne in nichts nach! Sogar im Gelände konnte er überall mithalten. Verbrauch: In meiner Gruppe war ein Cayenne Diesel. Wir stellten zu Beginn den Verbrauch auf Null – Tageskilometer ca. 80 – gleiche Gruppe / gleiche Fahrübingen! Die Fahrzeuge wurden extrem hergenommen – auch im Gelände! Verbrauch Porsche Cayenne Diesel: 16,5 l./100km – Verbrauch Lexus RX450h: 12,0 l/100km

Gast auto.de

Februar 2, 2012 um 6:15 am Uhr

Ein so gutes Auto sollte nicht durch fehlerhafte Angaben wie – Nennleistung liegt bei 288 Volt- gewertet werden.
Der Autor sollte hier Nachhilfe nehmen

Gast auto.de

Februar 2, 2012 um 2:53 am Uhr

Ihrem Urteil schließe ich mich an. Ihr Testverbrauch ist allerdings zu hoch. Sie müssen einen schweren Fuß haben. Ich fahre den 450h seit 1-1/2 Jahren , davor 6 Jahre lang den 400h. Mein Verbrauch bei zügiger Fahrweise , allerdings nur 25% Autobahn beträgt 8,8l im Sommer , 9,5 l im Winter. Zugegeben, die Herstellerangaben sind untertrieben , aber Ihre Werte erscheinen mir extrem hoch. Übrigens: Das Vorgängermodell RX400h war etwas sparsamer (8,5 und 9,0).
Gesamt-Qualität:: In 7-1/2 Jahren (400h und 450h) kein einziger Mangel. Servicekosten: Deutlich niedriger als bei vergleichbaren Typen deutscher Hersteller. Nachteil: Im ländlichen Bereich keine Servicestellen, was bei der genannten Qualität bisher ohne Bedeutung war.

Comments are closed.

zoom_photo