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Test: Volkswagen Amarok – Abenteuer Alltag

Gebaut wird er in Argentinien und entwickelt wurde er vor allem für die schweren Jungs. Denn streng genommen ist der Amarok ein unverwüstlicher Lastwagen für Rinderbarone in Südamerika, Reisbauern in Thailand und Farmer in Afrika. Doch weil am riesigen Kühlergrill ein VW-Logo prangt und die Niedersachsen in Deutschland nun einmal das größte Händlernetz haben, verkaufen sie den ersten selbst entwickelten Pick-Up der jüngeren Unternehmensgeschichte seit diesem Sommer zu Preisen ab etwa 26.000 Euro aufwärts auch in Deutschland.

Dabei blickt VW natürlich vor allem auf Kleingewerbler wie Landschaftspfleger und Tiefbauer, die bislang die Pritschenwagen von Ford und Mazda, Toyota und Mitsubishi gekauft und für knapp 10 000 Zulassungen im Jahr gesorgt [foto id=“336940″ size=“small“ position=“left“]haben. Doch hübsch herausgeputzt und mit ein bisschen Glanz und Gloria sieht die Nutzfahrzeug-Sparte den Amarok auch als Lifestyle-Laster für den Großstadt-Cowboy, der mit manch zivilem Geländewagen konkurrieren kann.

Mehr als ein nüchternes Nutzfahrzeug

Dass der Amarok mehr sein will als ein nüchternes Nutzfahrzeug, erkennt man bereits auf den ersten Blick: Nicht umsonst erinnert das Gesicht mit seinem vollflächigen Kühler, den scharf geschnittenen Scheinwerfern und den Chromschwingen zwischen den Leuchten an Touareg & Co. Und nicht ohne Grund glänzt der Lifestyle-Laster im Chromornat heller als mancher Christbaum. Im übrigen geht es in der viertürigen und fünfplätzigen Doppelkabine in den gehobenen Modellvarianten durchaus vornehm zu. Man thront wie ein König der Straße auf breiten Ledersesseln, blickt in ein überraschend nobles Cockpit mit Anleihen aus Golf und Passat und lässt sich von nichts und niemandem erschüttern.

Das Kind im Manne

Für das Kind im Manne ist der Amarok ein Traum: Man steht förmlich über den Dingen, fühlt sich schier unverwundbar, wähnt sich an keine Grenzen gebunden und kann bei passender Gelegenheit im Dreck herumtoben wie zuletzt als [foto id=“336941″ size=“small“ position=“right“]Steppke im Sandkasten der Großmutter. Doch verantwortungsvolle Familienväter plagt dabei schnell ein schlechtes Gewissen. Denn für den Nachwuchs taugt der große Brummer nur bedingt. Für kleine Kinder wird das Einsteigen zur Kletterpartie und für große kommt die Rückbank nach den ersten Kilometern einer Strafbank gleich. Mag man vorne fast so bequem und geräumig sitzen wie im Touareg, bietet der Amarok hinten kaum mehr Beinfreiheit als ein Golf und weniger Sitzkomfort als ein Caddy. Außerdem weiß man im Fond nie, wohin mit seinen Siebensachen. Fahrer und Beifahrer haben reichlich Ablagen, ein halbes Dutzend Becher- und Flaschenhalter und eine ganze Batterie von Steckdosen für elektronisches Spielzeug. Doch hinten reicht der Stauraum kaum für ein paar Teile.

Gepäckabteil kennt keine Grenzen

Dafür jedoch kennt wenigstens das Gepäckabteil keine Grenzen: Das Kaminholz für einen langen Winter, den Christbaum, die Skiausrüstung, das Partymobiliar für den 18. Geburtstag oder einfach nur die Gartenpflanzen für das kommende Frühjahr – es gibt kaum etwas, das der Amarok nicht schultern kann. Und falls das Ladegut mal etwas feiner [foto id=“336942″ size=“small“ position=“left“]oder empfindlicher ist, gibt es beim VW-Händler auch eine große Klappe, unter der Kisten und Koffer sicher und sauber verschwinden.

Unter der Haube

In Fahrt bringt den Amarok ein vergleichsweise kleiner Common-Rail-Diesel mit vier Zylindern und zwei Liter Hubraum. Doch mit 120 kW/163 PS und 400 Nm macht er seine Sache gar nicht so schlecht. Immerhin beschleunigt er den Zweitonner in 11,1 Sekunden auf Tempo 100 und schafft 181 km/h.

Lesen Sie weiter auf Seite 2: Erste Fahreigenschaften; Im Gelände macht ihm keiner etwas vor; Fazit; techn. Daten & Preis; Kurzcharakteristik

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Erste Fahreigenschaften

Natürlich klingt der Motor etwas rauer als die Diesel in Tiguan und Touareg, weil die Nutzfahrzeugentwickler eher auf die Fertigungskosten als die Fahrkultur geachtet haben. [foto id=“336944″ size=“small“ position=“left“]Beim Ampelstart braucht man ein wenig Geduld und beim Überholen hilft ein bisschen Rückenwind. Doch solange die Autobahn nicht völlig leer ist, fühlt man sich im Amarok nie untermotorisiert und pflügt zu ungerührt über die linke Spur. Der Praxisverbrauch von rund zehn Litern geht in Ordnung. Selbst die rustikale Konstruktion mit Leiterrahmen und Blattfedern trübt die Freude kaum – der Wagen ist durchaus komfortabel abgestimmt. Was dem Wagen wirklich fehlt zum Dauerläufer, sind eine Automatik und vielleicht ein paar Assistenzsysteme aus Touareg und Co. Denn mit ESP und vier Airbags, Klimaautomatik und Lederpolstern mag der Amarok zwar ein paar andere Pick-Ups ausstechen. Doch modernen SUV fährt er damit natürlich hinterher.

Im Gelände macht ihm keiner etwas vor

Dafür macht ihm im Gelände keiner etwas vor. Selbst der vom gleichen Team entwickelte Touareg dürfte seine liebe Mühe haben, dem unverwüstlichen Stahlross über Stock und Stein zu folgen: Wer das Offroad-Paket mit zuschaltbarem [foto id=“336945″ size=“small“ position=“left“]Allradantrieb, Getriebeuntersetzung und Hinterachssperre bestellt, der pflügt im Amarok ganz gelassen durch dick und dünn und reitet wie ein Cowboy beim Rodeo über Schlaglochstrecken.

Fazit

Natürlich ist der Amarok nicht ganz so alltagstauglich wie der Touareg, nicht so geräumig und so komfortabel. Und auch mit der Fahrkultur ist es nicht ganz so weit her. Doch wer für die Gartenarbeit nicht immer den Anhänger des Nachbarn leihen will, die aufdringlicheren Motorgeräusche mit ein bisschen lauterer Musik kompensiert, Kinder mit kurzen Beinen hat und enge Parklücken als sportliche Herausforderung nimmt, der kann sich auch mit dem Pick-Up ins Abenteuer Alltag wagen – zumal der Amarok rund ein Viertel weniger kostet als sein vornehmer Vetter. Da verliert selbst der höhere Verbrauch an Bedeutung.

Datenblatt VW Amarok – Viertüriger Pick-Up
  
Motor: 2,0-Liter-Vierzylinder-Diesel
Common-Rail-Technik
120 kW/163 PS
zuschaltbarer Allradantrieb
max. Drehmoment: 400 Nm bei 1500-2000 U/min
0-100 km/h: in 11,1 s
Vmax: 181 km/h
Verbrauch: 7,8 l/100 km
CO2-Ausstoß: 206 g/km
Zuladung: 1,15 Tonnen
   
Preis: ab 26.204 Euro

Volkswagen Amarok – Kurzcharakteristik
  
Alternative zu: anderen Pick-Ups und zum VW Touareg
Sieht gut aus in: Mendoza Brau metallic
Passt zu: Marlboro- und Camel-Rauchern bzw. -Exrauchern

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