Was war 2012? – Zwischen Kurzschlüssen, Krisen und Kältemitteln

Das Autojahr 2012 begann mit einem Kurzschluss. Ein solcher war die Ursache für einen Brand, der einen Chevrolet Volt abfackelte und nebenbei die Sicherheit des E-Autos in Frage stellte.

Tatsächlich war die Batterie eines Crashtest-Autos leicht beschädigt und nicht, wie nach Unfällen üblich, vom Stromkreis getrennt worden. Tage später löste dann ein Kurzschluss jenen Brand aus, der die Auslieferung von Volt und Ampera verzögerte, gleich zum Start eine Zukunftshoffnung von General Motors ins Gerede brachte und Nachbesserungen erforderte. Das alleine dürfte allerdings nicht der Grund sein, warum der Ampera zwar in Deutschland das meistverkaufte echte E-Auto ist aber trotzdem nur wenig mehr als 800 Käufer fand.

Die Zeit scheint einfach noch nicht reif für die Stromer

Das sehen vor allem die Privatkunden so, die 2012 nur gut 250 E-Autos orderten. Immerhin, es gibt inzwischen eine Reihe von Modellen zu kaufen. Eines hat uns besonders gut gefallen und es ist mit knapp 1.400 Einheiten sogar recht erfolgreich. Allerdings ist der Renault Twizy weniger ein Auto als ein Fun-Mobil und folglich auch nur ein Quad, rein zulassungstechnisch. Der kleine Zweisitzer taugt allerdings mangels [foto id=“447374″ size=“small“ position=“left“]Heizung und echten Türen nur für den Sommer – Spaß eben und kein Autoersatz.

Apropos Auto-Ersatz und elektrisch: Richtig zulegen konnten in diesem Jahr die sogenannten Pedelecs. Radfahren ist in und wer sich dabei mit 250 Watt aus einem kleinen E-Motor unterstützen lässt, kann am Berg auch gut trainierte Rennradler abhängen. Das Gefühl ist unbezahlbar, das nötige Pedelec mit gut 2.500 Euro nur teuer. Weil die zart getunten Räder schick sind, bieten auch immer mehr Automobilhersteller welche an. Schließlich kann man damit das eigene Mobilitätsprogramm nicht nur erweitern sondern auch deutlich CO2-freier gestalten. Und von wegen tunen: Brabus, sonst bekannt für extrem gepimpte Mercedes-Modelle, hat sich gleich das E-Bike von Smart vorgenommen und eine 500-Watt-Version daraus entwickelt. Wir warten jetzt auf die AMG-Variante und die ersten Räder von Abt oder Schnitzer.

Schnitzer gab es zuhauf bei der Produktion von Autos, was das immer wiederkehrende Thema Rückrufe unterstreicht. Vorne dabei war wieder Toyota, allerdings machen sich die Japaner zunehmend einen Sport daraus, auch wegen Kleinigkeiten einen Rückruf zu starten, der anderswo im Rahmen der Inspektion erledigt würde.

Inspiziert und analysiert wurde branchenweit die Produktionskapazität. Dabei kamen speziell Ford, Opel und der PSA-Konzern auf die Idee, dass man doch das eine oder andere Werk in Europa zu viel betreibt. Ford griff am schnellsten durch und beschloss das Aus für zwei britische Werke und die Produktionsstätte im belgischen Genk. Dafür nahm man sogar in Kauf, die Markteinführung des neuen Mondeo auf 2014 zu [foto id=“447375″ size=“small“ position=“right“]verschieben, weil nun erst ein anderes Werk umgebaut werden muss, damit der große Ford dort vom Band laufen kann.

Zuviel Produktionskapazität, das heißt andersrum, zu wenig Käufer. Europas Automarkt steckte 2012 in der Krise und dort wird er auch noch eine Weile bleiben. Wenn die potentiellen Kunden unsicher sind, ob sie nächstes Jahr noch einen Job haben, wird das alte Auto eben weitergefahren. Davon betroffen sind vor allem die bereits erwähnten Marken und auch der Fiat-Konzern. Anders als beispielsweise PSA verdienen die Italiener allerdings noch Geld, weil sie sich rechtzeitig die Mehrheit an Chrysler gesichert haben und mit US-Gewinnen Verluste in der Heimat kaschieren können. Kaschiert wurden auch einige Chrysler-Modelle und zwar als Lancia. Die Nobelmarke soll nicht sterben, verkündete Fiat-Chef Marchione, aber in Zukunft dann doch eher keine eigenen Autos mehr entwickeln und produzieren.

Wer künftig was entwickelt und produziert ist eine Frage, die auch zwischen Opel und dem PSA-Konzern noch geklärt werden muss. General Motors jedenfalls hat sich an PSA beteiligt, damit man gemeinsam der Krise trotzen möge. Die Zauberworte heißen Synergie- und Skaleneffekte. Darauf setzt auch Mercedes und montiert, welch Frevel, in die neue A-Klasse Motoren vom Kooperationspartner Renault – allerdings nicht nur – und tatsächlich stört es den Kunden wohl auch überhaupt nicht, wer was liefert, solange das Auto gut ist und gut aussieht. Letzteres kann man der neuen A-Klasse nicht absprechen. Allerdings will man ja auch neue Kunden gewinnen, jene nämlich, die bislang den Audi A3 oder den 1er BMW orderten. Es bleibt spannend zu verfolgen, ob der Imagewandel gelingt.

Keinen Wandel müssen Golf-Fans verkraften

„Das Auto“, wie VW es mit nur gespielter Zurückhaltung tituliert, wurde in seiner siebten Generation vorgestellt und überzeugt mit klassischen Tugenden. Peinlich war nur, dass schon zum Verkaufsstart von einigen Internethändlern Rabatte aufgerufen wurden, die sonst für Ladenhüter gelten. Man war „not amused“ in Wolfsburg.[foto id=“447376″ size=“small“ position=“left“]

Wenig Amüsement, das kennt man in Rüsselsheim und setzt ganz pragmatisch das Thema Spaß dagegen. Der darf zudem gerne in der Nische stattfinden. Der Opel Adam beispielsweise bringt bunte Zweifarbigkeit und Charme in die Nische der halbedlen Minis und Retromodelle, während der Mokka das Segment der Mini-SUV besetzt. Vielleicht hilft es gegen die alten und neuen Wettbewerber zu bestehen. Die neuen kommen überwiegend aus Korea. Zum einen montiert dort die Schwestermarke Chevrolet Fahrzeuge, die etwas einfachere Opel sein könnten – zumal sie, wie Traxx und Opel Mokka vom gleichen Band laufen – , zum anderen schicken sich Hyundai und Kia an, eine immer wichtigere Rolle nicht nur auf dem Weltmarkt, sondern auch in Deutschland zu spielen. Dabei nehmen die verwandten Marken mit ebenso verwandten Autos wie Kia Ceed und Hyundai i30 nicht mal Rücksicht aufeinander, geschweige denn auf den Wettbewerb, dem man auf jeden Fall lange Garantiezeiten voraus hat.

Sich garantiert lange halten sollte auch das neue Kühlmittel R1234yf, das mit niedrigem Klimaschädigungspotential die Richtlinien nicht nur der EU erfüllte. Das klappte nicht so ganz. Erst dauerte es, bis überhaupt genug von der Chemikalie lieferbar war, dann brannte das Zeug in einem Test von Mercedes ziemlich giftig und wurde daraufhin von den Schwaben und auch von VW öffentlich abgelehnt. Jetzt sucht man etwas Neues und fährt weiter mit dem eigentlich nicht mehr erlaubten alten Kühlmittel ins Autojahr 2013. Und in diesem ist aus heutiger Sicht natürlich gar nichts sicher: Außer, dass es weitere Krisen und vielleicht auch weitere Kurzschlüsse bereithalten wird.

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