Fahrbericht Volvo FH16: Stärkster Lkw der Welt

Der stärkste Serien-Lkw der Welt wird nun wieder bei Volvo Trucks gebaut. Denn mit Hilfe von 40 zusätzlichen PS für das Flaggschiff FH16 haben die Schweden den Wettbewerber MAN entthront und sich den Titel des „Stärksten“ zurückerobert. Die Leistungssteigerung fand im Rahmen der Einführung der Euro-5-Motoren statt. Seither verfügt der FH16 über eine Motorleistung von 515 kW/700 PS und ein Drehmomentmaximum von gewaltigen 3 150 Nm.

Bergstrecken schrumpfen zu überschaubaren Hügeln

Mit dieser Leistung schrumpfen für den 40-Tonner Bergstrecken zu überschaubaren Hügeln. Vor allem an langen Autobahnsteigungen reibt sich selbst mancher Pkw-Fahrer die Augen. Der schwarze schwedische Lkw auf der Überholspur schlägt ein Tempo an, dem Kleinwagen und Wohnmobile kaum folgen können. Aus Österreich kommend am Irschenberg beispielsweise, wo der Volvo-Sattelzug am Ende der Steigung noch gut 60 km/h schnell ist, müssen Kleinwagen wie Fiesta, Corsa, Polo und Co. sowie Transporter wie Transit, Sprinter oder Daily längst passen. Dort ist der Super-Volvo in seinem Element, hier kann er die hohe Motorleistung in Fortbewegung umsetzen.

16-Liter-Sechszylindermotor

Der 16-Liter-Sechszylindermotor ist gegenüber seinem Vorgänger jedoch nicht nur stärker, sondern auch sauberer und produziert 40 Prozent weniger Stickoxide. Trotz der höheren Leistung soll der Kraftstoffverbrauch nicht ansteigen. [foto id=“96123″ size=“small“ position=“left“]Dafür griffen die Techniker tief in die Trickkiste: Brennraum und Einlasskrümmer wurden neu konstruiert, mit neuen Kolben wurde die Verbrennung der Großkolbenmaschine optimiert. Um die Laufeigenschaften zu verbessern, besitzen Kurbelwelle und Nockenwelle hydraulische Schwingungsdämpfer, die Geräusche und Vibrationen minimieren.

Grundsätzlich bleibt es jedoch beim bewährten Konzept. Der Sechszylindermotor mit knapp 2,7 Litern Hubraum pro Zylinder wird von einer Pumpe-Düse-Hochdruckeinspritzung befeuert. Neu ist die geschlossene Kurbelgehäuseentlüftung, bei der die unter dem Zylinderkopfdeckel entstehenden Gase mit einem Ölabscheider gereinigt und wieder dem Turbolader zugeführt werden. Die Abgase werden wie bei Volvo üblich mit einem SCR-Kat gereinigt. Dort wird das Additiv „Adblue“ eingedüst und wandelt die giftigen Stickoxide in Stickstoff und Wasserdampf – eine Technologie, die jetzt auch bei den Pkw von Audi, VW, BMW und Mercedes-Benz salonfähig wird.

 

Kein Krawallbruder

Bereits optisch flößt der FH16 mit seinen breiten 385er-Walzen auf der Vorderachse und dem schwarzem Metallic-Lack Respekt ein. Wer allerdings überbordende Dynamik erwartet, wird im ersten Moment enttäuscht: der Volvo FH 16 taugt selbst mit 700 PS nicht zum Krawallbruder. Bei der ersten Gasannahme reagiert er leicht verzögert und überhaupt nicht bissig, da der Getrieberechner die Anfahrleistung reduziert, um die Kupplung zu schonen. Erst in den höheren Gängen fällt das gewaltige Drehmoment über den Antriebsstrang her, jetzt nimmt der 40-Tonner rasch an Fahrt auf.

Sozialverträgliche Trinksitten

Um den starken Motor zu sozialverträglichen Trinksitten zu erziehen, legen ihn die Volvo-Techniker mit einer extrem langen Übersetzung an die Kette, wobei das zwölfstufige I-Shift-Getriebe den Taktstock schwingt. Es nutzt das hohe Drehmomentpotenzial, wird das Terrain steiler, legt es ein oder zwei Gänge nach. [foto id=“96124″ size=“small“ position=“right“]Hat es der Fahrer eilig, drückt er das Gaspedal bis zur Kickdown-Stellung durch. Mit dem Ausdrehen der einzelnen Gänge wird die maximale Leistung mobilisiert. Doch meist rollt der maskuline Volvo mit Tempomat, der mit Hilfe von Radartechnik selbsttätig den Abstand zum Vorausfahrenden regelt.

Maximale Sicherheit

Der stärkste Volvo bekommt maximale Sicherheit mit auf den Weg. Die Assistenzsysteme ESP, ACC und LCC wachen und sichern die aktuelle Verkehrssituation. Verzögert wird mit einem elektronischen Bremssystem, das gefühlvoll und leistungsstark mit Scheibenbremsen zupackt. Mit dem schweren Motor gerät der Volvo allerdings etwas kopflastig, der FH16 ist kein Kurvenkünstler, dem die Landstraße leicht von der Hand geht. Lenkung und Fahrwerk sind eher dem Komfort als einer sportlich straffen Auslegung verpflichtet. Was vielleicht auch am Fahrerhaus liegt, das sich in schnell gefahrenen Kurven beträchtlich zur Seite neigt. Das Globetrotter-Fahrerhaus selbst ist in die Jahre gekommen. Trotz neuer aktualisierter Einrichtung kann es mit dem Platzangebot der Wettbewerber von DAF und MAN nicht mithalten. Der Bedienkomfort ist freilich beträchtlich. Am Ende eines langen Trips überwiegt der Eindruck hoher Produktreife und Fahrfreude, die totale Fahrharmonie will sich jedoch nicht einstellen.

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