Ferrari

Ferrari California: Roter Renner im Schongang

Alltagstauglichkeit und Komfort waren bisher nicht unbedingt Eigenschaften, die man gemeinhin mit einem Ferrari assoziiert. Beim neuen Stahldach-Cabrio aus Maranello ist das anders: Der Ferrari California will eher rasanter Gleiter als Hardcore-Bolide sein. Für 176 200 Euro steht der 338 kW/460 PS starke 2+2-Sitzer beim Händler.

Ein neues Modell

Von Ferrari hat so jeder sein Bild im Kopf: Sportwagen, klein, laut, bretthart und dazu noch sündhaft teuer. Und jetzt das: Die Italiener bringen ein neues Modell auf den Markt und sprechen über Komfort, Platzangebot und Alltagstauglichkeit. Und für Ferrari-Fans kommt es noch schlimmer: Tief im Kofferraum – der mit 360 Litern Volumen mehr Platz bietet als der des VW Golf – wartet ein kleiner Hebel, der die Rücksitzlehnen umlegt und eine Durchreiche nach innen freigibt. Ein Ferrari mit Ladeluke? Noch vor ein paar Jahren wäre das undenkbar gewesen.

Einzigartig in der Palette der Italiener

Trotzdem sei der neue California ein echter Ferrari, sagt der Hersteller. Auch, wenn er mit Frontmotor, modischem Blech-Klappdach und Rücksitzbank einzigartig in der Palette der Italiener ist und ihn irgendwie der Stallgeruch des Schwestermodells Maserati GT umweht. Auf die knappen Rücksitze passen immerhin Kinder, der Kofferraum fasst zwei Golfbags – zumindest bei geschlossenem Dach. Locken soll das vor allem Kunden, denen die bisherigen Modelle zu extrem sind.

Trotzdem kein Weichei

Trotzdem ist der California weit davon entfernt, ein Weichei zu sein. Schon optisch: sexy Gesicht, Schwung in den vorderen Kotflügeln und Design-Zitate vom Ur-California aus dem Jahr 1957. Die hätte der neue California auch am Heck gebrauchen können, wo die breite schwarze Heckblende und der mächtige [foto id=“104918″ size=“small“ position=“left“]Stoßfänger reichlich dick auftragen. Das ist wegen des massigen Daches konzeptbedingt. So sieht man dem Ferrari seine 1 625 Kilogramm Leergewicht auch an.

Ein ganz neues Ferrari-Gefühl

Nach dem Einsteigen sind die ersten Zweifel aber schnell verflogen. Der Drehzahlmesser thront wie gewohnt in der Mitte und markiert erst den Bereich jenseits der 7 800 Umdrehungen rot. Rechts am Lenkrad sitzt der Mini-Schalter „Manettino“, mit dem der Fahrer Stabilitätskontrolle, Traktionskontrolle, das elektronisch gesteuerte Sperrdifferenzial sowie die Schaltzeiten des Getriebes an seinen Geschmack anpasst. Dazu gibt es ein ganz neues Ferrari-Gefühl. Selbst Zwei-Meter-Männer passen ohne Probleme in den Sportler – ganz ohne die früher für Ferrari so typische Froschhaltung hinter dem Lenkrad. Selbst bei geschlossenem Dach bleibt über dem Scheitel eine handbreit Luft. Also Dach auf – in 14 Sekunden genießt man nur noch den Himmel über sich – und ab auf die Straße.

Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe

Die Schaltpaddel des neuen Siebengang-Doppelkupplungsgetriebes flippern die Gänge ohne Zeitverzug hinein. Das neue Getriebe, das künftig auch in anderen Modellen die ruppige Formel-1-Schaltung ersetzt, dient aber nicht nur dem Komfort, sondern auch der Verbrauchsreduzierung. Die vom Hersteller angegebenen 13,1 Liter Super Plus klingen zwar nicht gerade nach Toyota Prius, liegen aber deutlich unter den 18,3 Litern, die der Ferrari F430 schluckt. Trotzdem liegt der California gut zwei Liter über dem neuen Porsche Turbo Cabrio, auch wenn man das in dieser Klasse wohl vernachlässigen kann.

Nicht von schlechten Eltern

Sparsamkeit ist sowieso nicht das Entwicklungsziel der Sportwagen-Ingenieure. Der neue 90-Grad-V8-Motor ist also ein Ferrari-Triebwerk wie es im Buche steht. Der Klang ist zum Niederknien, der Antritt zum Begeistern und die Drehfreude zum Jubeln. Die Fahrleistungen sind ebenfalls nicht von schlechten Eltern: Der Spurt auf Tempo 100 dauert gut vier Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit beträgt 310 km/h.

Fazit

Der California verkörpert den klassischen Gran Turismo. Er steht für schnelles, anregendes und dennoch entspanntes Fahren. Grenzbereich? Geht gut, muss aber nicht zwingend sein. Die Qualitäten des Cabrio-Coupés kommen nämlich anders besser zur Geltung: beim offen Fahren. Dabei ist das Cockpit dank Windschott fast frei von Turbulenzen, die Fahrgeräusche liegen auf niedrigem Niveau, das Fahrgefühl ist satt, solide und jederzeit sicher. Zudem ist der Komfort ungewohnt hoch. Bei einem bleiben sich die Italiener jedoch treu: dem Preis. Der California ist satte 20 000 Euro teurer als das neue Porsche 911 Turbo Cabrio.

Bewertung

Plus: vergleichsweise hoher Komfort und gute Alltagstauglichkeit
Minus: extremer Preis, hoher Verbrauch

Datenblatt: Ferrari California – 2+2-sitziges Coupé-Cabrio

 

Länge/Breite/Höhe: 4,56/1,90/1,31 Meter
Kofferraumvolumen: 260 bis 360 Liter
Motor: 4,3-Liter-V8-Benzinmotor längs hinter der Vorderachse
Antrieb: Heckantrieb
Leistung: 338 kW/460 PS bei 7 750 U/min
485 Newtonmeter Drehmoment bei 4 750 U/min
Leistungsgewicht: 3,88 Kilogramm/PS
Getriebe: Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe
0-100 km/h: in 4,2 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 310 km/h
Verbrauch: 13,1 Liter/100 km
CO2-Ausstoß: 299 g/km – Euro 5
Preis: 176 200 Euro

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