New York 2013: Neue „Nagel“-Probe für Amerika

Im Vorfeld der am Karfreitag beginnenden New York International Auto Show starten deutsche Hersteller einen neuen Versuch, Dieselantrieb in den USA populärer zu machen. Das Potenzial erscheint riesig, sind doch gegenwärtig nur etwa 2,6 Prozent der US-Pkw per Selbstzünder unterwegs. In Europa sind es 55 Prozent.

Die Idee der Deutschen ist nicht neu und der Versuch nicht der erste. Ende 2006 gaben Volkswagen, Audi und der damals noch unter Daimler Chrysler firmierende Stuttgarter Hersteller eine Initiative bekannt, unter dem gemeinsamen Namen „BlueTec“ emissionsarme Dieselmotoren mit einer Abgasnachbehandlung für Stickoxid und einem Rußpartikelfilter in Übersee vermarkten zu wollen. Obwohl zunächst als dritter Partner avisiert, ließ BMW Vorbehalte erkennen und trat dem Bündnis nicht bei. Kurz Zeit später zerfiel die Allianz, der Name „BlueTec“ wurde allein von Daimler für Mercedes-Produkte weiter benutzt.

Sechs Jahre später gibt es in Europa eine massive Absatzkrise, während in den beiden größten Automobil-Märkten der Welt, USA und China, die Kunden gegenüber Dieselmotoren weiter skeptisch sind. Deshalb wird die Diesel-Technologie zunehmend zur „Nagel“-Probe für die deutschen Hersteller und ihre Zukunftssicherung. Sie sind bei den Selbstzündern weltweit führend, doch ihre Produktionskapazitäten lassen sich langfristig nur auslasten, wenn es gelingt, den Rest der Welt von den Vorteilen des Öl-Brenners zu überzeugen. Über USA und China hinaus gelten auch Russland und Brasilien als vielversprechende Absatzmärkte. In dem größten Land Südamerikas sind aufgrund gesetzlicher Grundlagen bislang noch gar keine Pkw mit Dieselmotoren auf den Straßen.

Auf Betreiben des Verbandes der Automobil-Industrie (VDA) haben sich die Deutschen wieder zusammen gerauft. Audi, BMW, Daimler, Porsche und Volkswagen sowie der Zuliefererkonzern Bosch, der mit seinen Injektoren unmittelbar an der Diesel-Weiterentwicklung beteiligt ist, starteten schon im Januar in der USA eine Online-Kampagne, die Vorteile des Selbstzünders hinsichtlich Leistung, Effizienz und Sauberkeit in den Mittelpunkt stellt. Für den Donnerstag dieser Woche hat die Deutsch-Amerikanische Handelskammer in New York ein Symposium anberaumt, das unter dem Motto „Clean Diesel on the Rise“ („Saubere Diesel auf dem Weg nach oben“) steht. Vertreter von BMW, Daimler und Volkswagen werden dort über Strategien und Perspektiven berichten.

Nicht nur das ungenutzte Marktpotenzial jenseits des Atlantiks lockt die Deutschen. Auch Konkurrenzdruck fordert Aktivität. Die Hersteller Chrysler, General Motors und Mazda haben angekündigt, in den USA eigene Diesel-Pkw auf den Markt bringen zu wollen. Zwar wird der Dieselkraftstoff im Gegensatz zur Situation hierzulande in den USA nicht steuerlich begünstigt, aber trotzdem gibt es zwei Faktoren, die für einen Erfolg der Deutschen sprechen. Zum einen wirkt sich in Amerika die Preisentwicklung an der Zapfsäule stärker als in Europa unmittelbar auf das Kaufverhalten der Autokunden aus. Immer, wenn der Preis für eine Gallone (etwa vier Liter) die Nähe von fünf Dollar erreicht, suchen die Käufer verstärkt nach effizienterer Beförderung. Zu anderen macht der Gesetzgeber in den USA Druck. Die Hersteller sind gehalten, bis zum Jahr 2025 Autos anzubieten, deren verbrauchsbezogene Reichweite nicht weniger als 54,5 Meilen je Gallone beträgt. Das sind auf europäische Bestimmungen umgerechnete 4,35 Liter je 100 Kilometer.

Der VDA sieht die deutschen Hersteller gut ausgestattet, um in den USA auf der Erfolgsspur zu bleiben. Den Markt der Diesel-Pkw halten sie derzeit fest im Griff, auch wenn die gerade mal sechsstellige Gesamtzahl angesichts von 14,4 Millionen verkaufter Fahrzeuge in 2012 nicht berauschend ist. Zuversicht aber, so VDA-Präsident Matthias Wissman bei einem Statement in Detroit, schaffe die Tatsache, dass die deutschen Marken ihren Dieselabsatz in Amerika seit 2009 mehr als verdoppeln konnten.

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