Nürburgring: Grüne Hölle und ADAC-24-STUNDEN-RENNEN

Die 20,8 km lange Nürburgring-Nordschleife in der Eifel ist die unbestritten legendärste Rennstrecke überhaupt auf der Welt. Eröffnet am 18. Juni 1927, wurde der „Ring“ nach der Burgruine Nürburg bzw. der gleichnamigen Ortschaft benannt, auf deren Gebiet die Start- und Zielanlage mit den Boxen liegt. Die erste „Gebirgs-, Renn- und Prüfungsstrecke“ mit ihren vielen Kurven, Gefällen und Sprunghügeln, galt fast 50 Jahre in ihrer ursprünglich 22,81 km langen Nordschleifen-Variante als der schwierigste Grand-Prix-Kurs der Welt. Nach dem Feuerunfall von Niki Lauda beim Großen Preis von Deutschland 1976 kehrte die Formel 1 dem legendären Kurs für immer den Rücken. Die Autos waren der Strecke nicht mehr gewachsen.

Bereits 1907 gab es die ersten Pläne, in der Eifel eine Rennstrecke zu bauen. Man hoffte, durch den Bau der Rennstrecke die hohe Arbeitslosigkeit in dem damalige „Armenhaus“ in der preußischen Rhein-Provinz zu verringern. Außerdem versprach man sich eine stetige positive wirtschaftliche Belebung des Gebietes, u.a. durch Fremdenverkehr.

Anfang der 20er-Jahre im 20. Jahrhundert nahmen die Pläne dann reale Formen an. Treibender „Motor“ des Projekt war der Landrat des damaligen Kreises Adenau, Dr. Creutz. Am 31. Januar 1925 gründete er in Adenau einen Automobilclub, der zum ADAC Rheinland (dem Vorläufer des heutigen ADAC Nordrhein) gehörte. Die konkreten Planungen gingen von 15 Millionen Reichsmark aus. Zu den Unterstützern des Unternehmens gehörte nicht nur der ADAC Rheinland, sondern auch Konrad Adenauer, der damalige Oberbürgermeister von Köln und spätere Bundeskanzler.

Am 27. April begannen 60 Arbeiter mit Vorbereitungen, am 18. Mai wurden die endgültigen Pläne verabschiedet und am 27. September legte der damalige Oberpräsident der Rhein-Provinz, Dr. Fuchs, den Grundstein im Bereich der geplanten Start- und Zielanlage.

Zur Eröffnung 1927 kamen 150.000
Für zwei Jahre arbeiteten bis zu 25.000 Menschen an dem Projekt – und am Wochenende 18./19. Juni 1927 konnten 150.000 Zuschauer das erste Rennen auf dem Nürburgring sehen – das Eifelrennen für Motorräder und Automobile. Schon damals gab es das Phänomen, dass es immense Unterschiede zwischen den zahlenden Besuchern (damals wurden 85.000 Eintrittskarten verkauft) und den von der Polizei geschätzten Zuschauern gab. Kein Wunder, denn der über 20 Kilometer lange Kurs konnte einfach nicht optimal „abkassiert“ werden. Als Mercedes-Benz 1954 zum ersten Mal seit 15 Jahren wieder auf dem Nürburgring mit Grand Prix-Rennwagen startete, wurde die Rekordzahl von knapp über 186.000 Karten verkauft – die Polizei schätzte 300.000 Besucher…

Der Nürburgring bestand eigentlich aus zwei Rennstrecken, der 22,810 km langen Nordschleife und der 7,747 km langen Südschleife, die an der 2,238 km Start- und Zielschleife (einer kurzen Schleife rund um die Boxen) mit einander verbunden waren. Die Länge des gesamten Kurses betrug 28,265 km.

In den Anfangsjahren wurden die großen Rennen wie der Große Preis von Deutschland auf dem gesamten Kurs gefahren. Erst ab 1931 benutzte man „nur“ noch die Nordschleife. Die Südschleife fiel in einen Dornröschenschlaf, ehe sie ab Mitte der 50er-Jahre des vorigen Jahrhunderts aus Kostengründen (zum Beispiel weniger Streckenposten) u.a. beim Eifelrennen und 1960 sogar beim Großen Preis von Deutschland (damals für Formel 2-Rennwagen ohne WM-Wertung) benutzt wurde.

Es hat zahllose Diskussionen gegeben, wie viele Kurven denn der Nürburgring hatte oder hat. Die Zahl variierte. Offiziell wurden nach der Eröffnung 88 Links- und 84 Rechts-Kurven – also zusammen 172 – angegeben. 1971 (nachdem die Nordschleife renoviert worden war) hieß es: 33 Links- und 40 Rechts-Kurven, total also 73. Aber genauso gut könnte man fragen: Was ist ein Geschlängel – auf der Nordschleife gibt es mehrere –, eine Gerade oder doch mehrere Kurven?

Hatzenbach bis Döttinger Höhe – legendäre Streckenabschnitte
Die Streckenabschnitte der Nordschleife haben weltbekannte Namen. Die Einmaligkeit der Berg- und Talbahn zeigt eine kurze Beschreibung. Nach dem Abschnitt Hatzenbach, einer Serie von langsamen Kurven, geht es bergab nach Hocheichen. Nach einer Brücke folgt der Flugplatz und dann eine sehr schnelle Passage durchs Schwedenkreuz nach Aremberg, Danach geht es unter einer Brücke steil bergab durch die Fuchsröhre und dann bergauf zum Adenauer Forst, einer scharfen S-Kurve. Eine Linkskurve am Metzgesfeld folgen eine Serie von Bergab-Kurven zur Brücke in Breidscheid, dem mit 350 m tiefsten Punkt der Strecke.

Bergauf geht es weiter durch den Abschnitt Ex-Mühle zum Bergwerk. Danach folgt eine lange schnelle Sektion zum Klostertal, wo der Kurs um fast 180 Grad nach rechts zum berühmten Karussell aufsteigt. Es folgt die Hohe Acht, der höchste Punkt der Strecke. Weiter geht es in einem Geschlängel zu Wippermann, Eschbach und zum Brünnchen. Dann kommt der Pflanzgarten mit seinem berühmten Sprung, dann der Schwalbenschwanz. Danach geht es bergauf zum Galgenkopf und über die lange Gerade an der Döttinger Höhe zum Tiergarten, ehe wieder die Start und Ziel-Anlage in 650 m Höhe erreicht wird.

Der Kurs wurde zur ultimativen Herausforderung für Fahrer und Material. Weitere unvorhersehbare Schwierigkeiten machte oft genug das Wetter in der Eifel mit Regen und Nebel.

Der erfolgreichste Pilot auf dem Nürburgring vor Ausbruch des 2. Weltkrieges am 1. September 1939 war Rudolf Caracciola, der 1927 das Eröffnungsrennen/Eifelrennen gewonnen hatte. Er siegte außerdem fünfmal beim Großen Preis von Deutschland (1928, 1931, 1932, 1937 und 1939) und weitere dreimal beim Eifelrennen (1931, 1932 und 1935). Das Eifelrennen wurde damals übrigens ebenso mit Grand Prix-Rennwagen wie der GP Deutschland gefahren. Auf heute übertragen würde das bedeuten, dass zweimal im Jahr ein Formel 1-Rennen auf dem Nürburgring stattfinden würde…

Kein Wunder, weil damals in der „Goldenen Ära des Grand Prix-Sports 1934-1939“ die beiden deutschen Teams von Auto Union und Mercedes-Benz das Geschehen dominierten. Zuschauerzahlen von über 200 000 an Renntagen waren normal. In Zeiten, in denen das Auto noch nicht Allgemeingut war, wurden von der Deutschen Reichsbahn bei den großen Rennen jeweils Sonderzüge nach Adenau eingesetzt.

Pause von 1939 bis 1949
Nach dem Ausbruch des 2. Weltkrieges am 1. September 1939 wurde der Rennbetrieb eingestellt, in den Gebäuden wurden Bombenopfer und Evakuierte einquartiert. Aber schon kurz nach Kriegsende wurde mit der Reparatur der zum Teil zerstörte Anlage begonnen. So konnte bereits im Mai 1947 ein Motorradrennen auf der Südschleife stattfinden und im Mai 1949 fand mit dem Eifel-Pokal-Rennen das erste Automobilrennen auf der Nordschleife nach dem Kriege statt – eine nationale Veranstaltung, weil Deutschland damals noch nicht wieder in den internationalen Weltverband FIA aufgenommen worden war. Es siegte der spätere Mercedes-Benz-Formel 1-Rennfahrer Karl Kling auf Veritas. Im August – beim Großen Preis vom Nürburgring – wiederholte er seinen Erfolg vom Mai.

Ein Jahr später dann war es soweit. Am 20. August 1950 gab es wieder einen Großen Preis von Deutschland, zwar noch nicht zur neu eingeführten Formel 1-Weltmeisterschaft zählend, aber es kamen über Hunderttausende in die Eifel und sahen den Sieg von Alberto Ascari (Italien) auf einem Ferrari-Formel 2. Ein Jahr später gewann Ascari dann auch den ersten Formel 1-WM-Lauf auf dem Nürburgring.

1953 wurde zum ersten Mal eine Weltmeisterschaft für Sportwagen ausgetragen. Der deutsche Wertungslauf war das neue „ADAC-1000-Rennen“, das im Laufe der kommenden drei Jahrzehnte immens populär wurde und zeitweise selbst den Großen Preis von Deutschland in den Schatten stellte.

1957 erhielt der Kurs einen komplett neuen Belag und 1967 wurde vor der Start- und Ziel-Anlage eine sogenannte Bremskurve mit dem Namen Hohenrain eingefügt. Damit sollte die Geschwindigkeit vor und im Boxenbereich, der damals noch nicht durch Leitplanken von der Rennstrecke abgetrennt war, verringert werden.

Es war das erste Indiz dafür, dass der über 20 km lange Kurs Probleme bekommen würde. Die enge, von Hecken umsäumte Strecke geriet seit Mitte der 1960er-Jahre angesichts der immer schnelleren Fahrzeuge zunehmend in die Kritik. Es kamen im Automobilsport zum ersten Mal ernsthafte Diskussionen über die Sicherheit auf, vor allem, weil in diesen Jahren jedes Jahr mehrere Weltklasse-Fahrer tödlich verunglückten.

Formel 1-Boykott 1970
Im Jahre 1970 erwirkten die Formel-1-Fahrer unter der Führung von Weltmeister Jackie Stewart („Wer Dir sagt, er liebt die Grüne Hölle Nürburgring, der lügt“) und dem in der WM führenden Jochen Rindt kurzfristig einen Boykott, worauf der Große Preis von Deutschland 1970 in Hockenheim stattfand. Nach Umbauarbeiten 1970/71 kehrte die Königsklasse für zweimal drei Jahre in die Eifel zurück, wobei allerdings jeweils weitere Umbaumaßnahmen verlangt wurden. Aufgrund der Hanglage können an vielen Stellen jedoch keine der geforderten breiten Auslaufzonen erstellt werden, da dies enorme Erdbewegungen erfordern würde. Zudem hatten die Ambulanzen bei Unfällen immer kilometerlange Wege zurückzulegen.

So stand bereits fest, dass die Formel 1 aufgrund dieser Sicherheitsmängel am 1. August 1976 zum letzten Mal auf der Nordschleife starten würde. Dieses Rennen wurde dann zusätzlich vom schweren Feuerunfall Niki Laudas überschattet, der aber nicht, wie immer noch häufig und gerne kolportiert wird, ursächlich für die endgültige GP-Verlegung nach Hockenheim war.

Vorerst fuhren aber andere Automobilsport-Rennserien trotz großer Bedenken weiter in der „grünen Hölle“. So z.B. die Formel 2 beim Eifelrennen oder die Sportwagen beim 1000-km-Rennen oder die Tourenwagen beim GP der Tourenwagen. 1970 wurde mit dem ADAC-24-Stunden-Rennen für Tourenwagen und GT-Fahrzeuge sogar eine neue Veranstaltung in den Kalender aufgenommen, die sich von einer reinen Breitensport-Veranstaltung heute zu einer Großveranstaltung entwickelt hat, jährlich über 200.000 Besucher in die Eifel zieht und immer noch auf der alten Nordschleife gefahren wird.

Von Alberto Ascari bis Jacky Ickx
Nach dem zweiten Weltkrieg schrieben auf dem „alten“ Nürburgring Fahrer wie u.a. Alberto Ascari (Italien), Juan Manuel Fangio (Argentinien) oder Jackie Stewart (Schottland) – alle gewannen dreimal den Großen Preis von Deutschland) – Geschichte, ebenso wie Stirling Moss (England), der allein viermal das ADAC 1000-km-Rennen für sich entscheiden konnte. Aber auch Jacky Ickx (Belgien), John Surtees (England), Jo Siffert (Schweiz) oder Jochen Mass, Klaus Ludwig, Rolf Stommelen oder Hans-Joachim Stuck aus Deutschland trugen sich in die Siegerliste ein.

Ab 1978 begannen die Planungen für einen „neuen“ Nürburgring. Nach vielem Hin und Her und Änderungen der Streckenlänge von 6,6 km auf 4,5 km, wurde im November 1981 von Bernhard Vogel, dem damaligen Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz, der Grundstein gelegt. Am 4. Oktober 1982 wurde dann mit dem Abriss der alten Start- und Zielanlage begonnen. Der neue Kurs (Grand Prix-Strecke genannt) wurde im Bereich der alten Südschleife gebaut und mit der Nordschleife verbunden. Diese Strecke wurde dann am 12. Mai 1984 eingeweiht. Das Eröffnungsrennen gewann ein gewisser Ayrton Senna aus Brasilien…

Kurzbeschreibungen von über 20 Renn-, Sport- GT- und Tourenwagen, die in der „Grünen Hölle“ Geschichte geschrieben haben und im Show-Center in Halle 1A präsentiert werden. Dazu kommt das Siegerauto von Ayrton Senna, mit dem 1984 die Geschichte des „neuen“ Nürburgring begann.


Weitere Informationen finden Sie unter www.essen-motorshow.de.


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