Richtungsweisend: Navigationssysteme der Zukunft

Navigationssysteme sind in aller Munde und mittlerweile in nahezu jedem Auto. Doch wie sehen die Pfadfinder von übermorgen aus? Fest scheint zu stehen, dass bei der Navigation ein Großteil der Technik und der Daten außerhalb des eigenen Autos zu finden sein wird – im Internet.

Noch ist die drahtlose Datenübertragung im Straßennetz zwar noch zu langsam. Aber die Zeiten, in denen Hightech-Autos und die lahmenden Datenschnecken GSM oder GPRS im Alltagsbetrieb gegeneinander arbeiteten, scheinen schon bald der Vergangenheit anzugehören. Zum einen soll in zwei bis drei Jahren als Nachfolger von UMTS der mobile Datenturbo LTE (Long Term Evolution) kommen. Zum anderen setzt die Industrie gerade in der City und entlang der Autobahnen auf W-Lan-Zonen.

Zunächst dürften hier in rund vier bis fünf Jahren die Innenstädte von Ballungsräumen versorgt werden. Vorteil: Die Insassen des Autos können jederzeit und überall auf eine funktionierende und schnelle Datenverbindung zurückgreifen und beliebige Daten herunterladen. Bisher funktioniert das Surfen im Bord-Internet zwar schon in einigen Oberklassefahrzeugen wie dem BMW 7er, allerdings geht alles nur sehr langsam. Problem ist dabei nicht allein die im Fahrzeug verbaute Technik, sondern die fehlende Infrastruktur. „Auf die sind wir bei unseren Entwicklungen zwingend angewiesen“, erklärt Ralf Guido Herrtwich, bei Daimler verantwortlich für die Entwicklung von Navigations- und Telematiksystemen, „doch das ganze sollte schon bald kein großes Problem mehr sein.“

Auch wenn in der aktuellen E- oder S-Klasse noch ein traditionelles Bediensystem verbaut ist, blickt Daimler voller Tatendrang in die Zukunft. Im Produktzyklus der nächsten S-Klasse-Generation dürfte die nächste Generation des Bediensystems „Comand“ Realität werden. Während derzeit im Fahrzeug verbaute Festplatten alle wichtigen Daten für Navigation, Musik und Telefon beinhalten, werden mittelfristig wohl nur noch wenige Basisdaten im Auto selbst gespeichert. „Die meisten Inhalte sind dann rein webbasiert“, erläutert Herrtwich, „und werden nur bei Bedarf von einem zentralen Server in das Auto projiziert.“

Vorteil der Internet-Datenspeicherung: „Per Funk aktualisiert sich der Bordrechner bei jedem Motorstart automatisch und bringt die Software somit fortlaufend auf den neuesten Stand“, so Ralf Guido Herrtwich, „auch alle individuell abgerufenen Daten und Informationen sind stets aktuell und stehen den Insassen immer zur Verfügung, ohne dass komplizierte Bedienungsschritte notwendig sind.“

Neben dem Komfortaspekt sind sicherheitsrelevante Informationen wichtig. Bei entsprechender Infrastruktur kann nicht nur der Fahrer Informationen aller Art aus seinem mobilen Auto-Computer bekommen, sondern versorgt ohne aktives Zutun auch die Verkehrszentralen mit wichtigen Erkenntnissen über Verkehrsfluss, Unfälle und Stauungen. In punkto Information bieten die Internet-basierten Lösungen also Vorteile gegenüber den heute üblichen Systemen im Auto. Die neuen technischen Entwicklungen dürften jedoch noch mindestens fünf Jahre auf sich warten lassen.

Und auch die Mobilfunkbetreiber sehen die Fortschritte in der mobilen Fahrzeugtechnik mit Skepsis. Denn wenn flächendeckende Highspeed-Datenverbindungen existieren, können Autofahrer auch die kostenlose Internet-Telefonie (VoIP) nutzen. Sie ist besonders für Geschäftsleute interessant, die jedoch einen Großteil der Mobilfunkumsätze bei T-Mobile, O2, E-Plus oder Vodafone generieren. Bedientechnisch zeigt die neue Generation der Navigationsgeräte zumindest in der Theorie kaum nennenswerte Unterschiede zu den aktuellen Navigations- und Multimediasystemen wie MMI von Audi, Command von Mercedes oder iDrive von BMW. Immer mehr Hersteller sind jedoch der Ansicht, dass an Änderungen der Technik kein Weg vorbei führt. Beispiel: In unseren Breiten reichen zwar 26 Buchstaben sowie die Ziffern zwischen 0 und 9 für die Texteingabe. In Asien aber braucht es jedoch bis zu 3 000 Schriftzeichen, um eine Adresse einzugeben. Sinnvoll ist dies nur per berührungsempfindlichem Touchscreen-Bildschirm oder Spracheingabe möglich. „Wir setzen für die Bedienung im Auto in erster Linie auf die Spracheingabe“, sagt Katharina Singer von BMW. Das sieht man bei Herstellern wie Audi, Mercedes, Volvo oder Fiat kaum anders, hat jedoch damit zu kämpfen, dass sich die Systeme zur Spracheingabe bislang einer nicht einmal mittelmäßiger Nachfrage erfreuen.

Teuer, unkomfortabel und fehleranfällig seien sie, sind seit Jahren die Kritikpunkte – auch wenn sich einiges zum Guten gewandelt hat. Wirklich zufriedenstellend ist derzeit kein System. Auch darauf wird man noch ein paar Jahre warten müssen. Auf eine neuartige Touchscreen-Lösung setzt indes Audi bei der neuen Oberklasselimousine A8; dort gibt es ein berührungsempfindliches Bedienfeld in der, wo mit dem Zeigefinger die Schriftzeichen eingegeben werden.

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