Volvo

Test: Volvo XC60 D5 – Gescheiter Crossover

Wofür steht Volvo eigentlich? Die zum chinesischen Geely-Konzern gehörende Traditionsmarke war einst sportlich positioniert, definierte sich dann jahrzehntelang über die Sicherheit – und sucht nun, nachdem dieses Thema branchenweit über standardisierte NCAP-Tests abgehakt wird, eine neue Position im Markt. Ein bisschen sportlich, ungemein sicher, selbstverständlich umweltfreundlich und mit einer Prise skandinavischer Architektur gewürzt – so ungefähr definiert die Marke ihre Nische im globalen Wettbewerb.

Wir wählten den XC 60 für unseren Alltagstest, handelt es sich dabei doch um einen Crossover, der die Markenwerte besonders überzeugend repräsentieren soll.  Der Pressetext verspricht eine „Kombination aus Volvo XC-Range und Sportcoupé“. Der Begriff „XC-Range“ ist allerdings etwas diffus, denn die vormals (und auch weiterhin) unter diesem Etikett vertriebenen Schwestermodelle folgen unterschiedlichen Konzepten. Der XC70 ist lediglich eine mit Kunststoff-Applikationen versehene Variante des V70, während der XC90 als eigenständiges Modell figuriert. Er ist die Ikea-kompatible und politisch korrekte Alternative zum BMW X5.

Überzeugende Formgebung

Wenden wir uns der Formgebung des XC60 zu: Das Crossover-Konzept ist hier mit einer hochgelegten, eigenständigen Karosserie überzeugend umgesetzt. Die typische Horbury-Schulter, benannt nach dem Designer Peter Horbury, der sich dabei vom klassischen 140/240 inspirieren ließ, wird hier geradezu übersteigert. Die Flanke ist von einer scharfen Sicke durchbrochen, deren Aufgabe es ist, ihre beträchtliche Höhe zu kaschieren. Die Front wird geprägt durch den klassischen Volvo-Grill und vertikale LED-Tagfahrlichter; hinzu kommt eine Armada unzureichend kaschierter Kameras und Sensoren, die darauf hinweisen, dass Fahrer und Umfeld hier unter verschärfter Kontrolle stehen.

Fest in elektronischer Hand[foto id=“397699″ size=“small“ position=“right“]

Tatsächlich ließ unser XC60 kaum eine Gelegenheit aus, die Omnipräsenz seiner elektronischen Überwachungssysteme zu dokumentieren. So notiert die Totwinkelüberwachung herannahende Fahrzeuge auf den benachbarten Spuren; der Radarsensor macht sich bemerkbar, wenn man Vorwegfahrenden gefährlich nahekommt und liefert aufgeregte visuelle und akustische Signale, wenn er ein Hindernis auf dem eingeschlagenen Pfad des fast zwei Tonnen schweren XC60 wähnt. Das „Driver Alert“-System wiederum bewertet per Balkengraphik die Aufmerksamkeit des Fahrers. Bei jedem Ampelstopp wird das Dieselaggregat – und mag es draußen und im Wasserkreislauf noch so kalt sein – erbarmungslos abgeschaltet. Wird dann nach erfolgtem Start die Kupplung eingerückt, erhöht sich die Leerlaufdrehzahl demonstrativ um 200 U/min – auf dass noch der tölpelhafteste Fahrer den Motor beim Anfahrversuch nicht abwürge. Man fühlte sich ins schwedische „Volksheim“ versetzt, substituierte dieser Volvo nicht das Kollektiv durch die Elektronik.

Der guten Ordnung halber sei angemerkt, dass es den XC60 auch ohne die meisten dieser Assistenzsysteme gibt – und dort, wo sie vorhanden sind, lassen sie sich zumeist abschalten.

Fahraktiver Crossover

Dann kann man sich auf das Fahren konzentrieren – und dabei haben wir notiert, dass der XC60 ein recht fahraktiver Crossover ist. Die Seitenneigung ist gering, in sehr schnell gefahrenen Kurven greift das ESP rechtzeitig ein. Gleichzeitig ist der schwere Volvo trotz der am Testwagen verbauten 20-Zoll-Felgen komfortabel abgestimmt – auch auf langen Strecken. Der Gepäckraum fasst immerhin 495 Liter und lässt sich durch Umklappen der Sitze erweitern. Das Platzangebot ist jedoch enttäuschend – wenn vorne großgewachsene Personen Platz nehmen,  bleibt hinten zu wenig Beinfreiheit. Und enttäuschend für einen über 1,70 Meter hohen Crossover ist auch die Sitzposition, die kaum mehr Übersicht als in einem regulären Pkw bietet. Vor dem Fahrer erstreckt sich ein modern gezeichnetes Armaturenbrett mit gut ablesbaren Skalen. Das Infotainment-System ist jedoch alles andere als intuitiv zu bedienen und erfordert intensives Studium der Betriebsanleitung.

Motor

Ein angenehmer Geselle ist hingegen der 2.4-Liter-Fünfzylinder-Diesel, dessen sonores Brummen gut hinweggedämmt wird. Er leistet jetzt 10 PS mehr als bisher, nämlich 158 kW/215 PS, die bei unserem Testwagen über ein gut schaltbares Sechsgang-Getriebe auf alle vier Räder übertragen wurden. Der Kraftstoffverbrauch im kombinierten Zyklus liegt bei 5,7 Litern; wir haben knapp 8 Liter verbraucht, [foto id=“397700″ size=“small“ position=“left“]und nur bei sehr scharfer Fahrweise wurde die Zehn-Liter-Marke durchbrochen. Die Fahrleistungen sind befriedigend: Von 0 auf 100 km/h verstreichen 8,5 Sekunden, der Vorwärtsdrang wird bei 210 km/h gebieterisch unterbrochen. Kleines Trostpflaster: Das 224 kW/304 PS starke Topmodell XC60 T6 mit seinem trinkfesten Benzinmotor kann es oben heraus auch nicht besser. Wo kann man heute überhaupt noch schneller fahren, werden Volvo-Fahrer argumentieren – bis ihnen der nächste Audi Q5, BMW X3 oder Mercedes-Benz GLK die Rücklichter zeigt.

Preise

Mit einem Einstiegspreis von 35.020 Euro ist der Volvo XC60 nicht übermäßig teuer, und auch den D5 gibt es bereits ab 40.430 Euro. Wer sich beim Ausfüllen des Bestellscheins keiner äußersten Zurückhaltung befleißigt, landet allerdings weit darüber. Beispielsweise bei 63.135 Euro; soviel kostete unser Testwagen, und damit ist das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht. Ein stolzer Betrag – doch die Frage, wofür Volvo eigentlich steht, wird auch damit noch nicht überzeugend beantwortet.

Volvo XC60 D5 – Technische Daten

Fünftüriger, fünfsitziger Crossover-SUV
Länge/Breite/Höhe: 4.630 mm/1.890 mm/1.710 mm
Radstan: 2.770 mm
   
2,4-Liter-Fünfzylinder-Turbodiesel
Leistung: 158 kW/215 PS bei 4000 U/min
Max. Drehmoment: 420 Nm bei 1500-3250 U/min
Beschleunigung 0-100 km/h: 8,5 s
Vmax: 210 km/h (abgeregelt)
   
Verbrauch laut Hersteller: 5,7 l/100 km
CO2-Ausstoß: 159 g CO2/km
Testverbrauch: 7,8 l/100 km
   
Preis: ab 40.430 Euro
   

Volvo XC60 D5 – Kurzcharakteristik:

Alternative zu: Audi Q5, BMW X3, Infiniti EX, Mercedes-Benz GLK

Sieht gut aus: in charakteristischem bronze-metallic

Passt zu: SUV-Liebhabern

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