Imagewechsel: Vom Lastesel zum Lifestyle-Kombi mit Esprit

news.de-Redakteur Sascha Gorhau und auto.de-Redakteur Ingo Koecher

Kombis sind bereits seit Jahren weit mehr als nur Lastesel. Die Zeiten, in denen sich die Zielgruppe auf einen klein Kreis Gewerbetreibender beschränkte, gehört ebenso der Vergangenheit an, wie das Vorurteil, dass es sich bei um eine langweilige Spaßbremse handele.

Heute ist alles anders: Einem modernen Lastesel sieht man diese Qualitäten nicht mehr an. Vielmehr kommt er mit Esprit daher und bietet seinen Insassen Lifestyle und Spaß. Und das müssen sie auch, wollen sie sich auf einem hart umkämpften Markt behaupten, der Alternativen wie SUV, Crossover oder Van bereithält.

Von oben machte das Segment der Vans mit VW Sharan, Ford Galaxy und Co. Druck, die für ein wenig mehr Geld ungleich mehr Platz – dem Argument für große Familien – zur Verfügung stellen.

Doch schon im Jahre 2006, auf dem Höhepunkt des Van- und SUV-Booms, hatte der Experte für Automobilwirtschaft Professor Ferdinand Dudenhöffer prophezeit, dass langfristig das Interesse an Kombis nicht abnehmen werde. Er sollte Recht behalten: Die großen Vans sind praktisch tot. Der VW Sharan wird momentan gar nicht produziert und Seat versteckt seinen Alhambra förmlich, indem die Spanier ihren Van nicht einmal auf[foto id=“109325″ size=“small“ position=“right“] der weltgrößten Fachmesse, der IAA 2009, präentierten.

Das Blatt hat sich gewendet. Die Aral-Studie 2009 hat gezeigt, dass die Deutschen sich einerseits wieder eine klassische Limousine wünschen – aber auch die Nachfrage nach den Kombis ist gestiegen. Automobilexperte Dudenhöffer hat auch mit seiner zweiten Vermutung aus dem Jahre 2006 recht: Die Kombis sind im Kommen, indem sie sich anpassen und Elemente aus anderen Fahrzeuggattungen adaptieren. Das Zeitalter der sogenannten Sportstourer ist angebrochen.

Der ehemals unverwüstliche Platzhirsch VW Passat hat plötzlich das Problem, dass er an etwas gemessen wird, was ihm eigentlich gar nicht angelastet werden kann. Kein Schick, keine frechen Designelemente, keine sportliche Linie. Der Wolfsburger als klassischer Vertreterkombi mit Spar-TDI im Bug kann und will kein Schönling [foto id=“109326″ size=“small“ position=“left“]sein. Sogar sein kleiner Bruder, der neue Golf Variant, zieht mit angesagtem Schrägheck an ihm vorbei.

Längst am Horizont entschwunden sind Fahrzeuge wie die Sportback-Modelle von Audi. Und sogar die Opel Kombis, einst Sinnbild für spießbürgerliche Handwerkerschlepper, blitzen grundrenoviert im Rückspiegel auf. Aus Opel Rekord Caravan ist Opel Insignia Sports Tourer geworden.

Kleiner Nutzen, großer Erfolg

Eine weitere Auffrischungskur erleben die Kombis durch das Mini-Segment, also Fahrzeuge, die kleiner sind als das bisherige untere Ende der Fahnenstange, der Kompaktklasse vom Schlage eines Opel Astra oder VW Golf. Man denke nur an das kleine Lifestylewunder Mini Clubman. Der hat erstens den Vorteil, an einen kultigen Ahnen aus den 1960er Jahren anknüpfen zu können und profitiert zweitens vom hippen Image der Marke. Dass dabei der Nutzwert eher zweitrangig ist, interessiert niemanden – der Clubman ist begehrt und teuer.

Einen neuen Weg für Kombis geht BMW. Nicht zum ersten Mal, denn 1987 stellten die Bayern den 3er Touring vor, der erste kompakte Lifestylekombi, der mehr schick aussehen als praktisch und nützlich sein sollte. Aktuell [foto id=“109327″ size=“small“ position=“right“]kreuzen die Münchener mit dem 5er GT Kombi und Coupè. Ergebnis ist ein Luxusliner mit sportlichen bis supersportlichen Fahreigenschaften, der trotzdem mehr Platz bietet als ein klassischer Kombi. Auch dieses Konzept griff BMW bereits einmal auf, jedoch mit wenig Erfolg: Die Mittelklasse-Baureihe der 1960er- und 1970er Jahre, der BMW 02, war unter dem Namen Touring ebenfalls ein Kombi mit Schrägheck. Das allerdings mit mäßigem Erfolg und lediglich zwei Türen; der neue 5er GT hat deren vier.

Die Karosseriebauform der Kombis kann sich also immer noch gegen Van und SUV behaupten. Allerdings ist Kreativität und Mut zu Neuerungen gefragt, die Klasse muss bereit sein, sich neu zu erfinden. Momentan wollen die Kunden sportliche und schnittige Innovationen bei Fahrverhalten und Design sehen. Dafür sind sie auch bereit, viel Geld zu bezahlen. Der kleine Mini Clubman kostet ab 18.200 Euro, mit Ausstattung und kräftigerem [foto id=“109328″ size=“small“ position=“left“]Motor schnell 25.000 Euro. Der BMW 5er GT ist ab 55.200 Euro zu haben. Und die Aufpreisliste bei BMW ist bekanntlich lang. Der Audi A5 Sportback liegt mit mindestens 33.650 Euro dazwischen.

Für Schnäppchenjäger auf dem Gebrauchtwagenmarkt schlägt nun natürlich die große Stunde – klassische Kombis wie der Passat Variant oder der Ford Mondeo sind derzeit günstig zu haben. Wenn man auf Extravaganz und Schick verzichten kann. Doch Kombifahrer besitzen eigentlich nicht den Ruf, sehr eitel zu sein. Oder etwa doch?

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