VW Crafter 4Motion – Sherpa im Schwereinsatz

Seine Feuertaufe hat er schon bestanden – und sie war bereits ein Signal: Als Begleitfahrzeug hat Volkswagens großer Transporter Crafter mit seiner neuen Allrad-Variante 4-Motion an der diesjährigen Dakar-Rallye teilgenommen. Ab sofort ist der Sherpa für die ganz harten Schwerlast-Einsätze auch für den Normalkunden zu haben.

So „normal“ es eben ist, bis zu fünf Tonnen Gewicht per Kasten, Pritsche oder selbstgewählter Karosserieform auf dem Fahrgestell zu befördern. Erste Ausfahrten in schwerem Gelände belegen, dass dieser Job eher „spezial“ ist und höchst beeindruckend. Den Crafter beeindruckt nämlich schier nichts. Ob [foto id=“409757″ size=“small“ position=“left“]45 Grad Steigung, Böschungswinkel bis zu 28 Grad, 600 Millimeter Wattiefe oder Rampenwinkel von 25 Grad: Der Volkswagen klettert fast wie Edmund Hillarys Begleiter auf den Mount Everest.

Aus den Bergen kommt ja schließlich auch der Sherpa für die VW-Ingenieure im norddeutschen Tiefland: Der österreichische Allrad-Spezialist Achleitner hat das 19.950 Zusatz-Euro teure Allradsystem für den Lastesel entwickelt – und dabei den hochalpinen Erfahrungsschatz ausgeschlachtet. „Wir haben eine kontinuierliche Nachfrage nach extremen Offroad-Einsätzen“, sagt Jens Effenberger, VW-Nutzfahrzeuge Vertriebschef für Europa. Und Achleitner-Kundenberater Andreas Reich beschreibt typische Kunden als [foto id=“409758″ size=“small“ position=“right“]“Hüttenbesitzer, Energieversorger, Feuerwehren, aber auch Abenteurer, die mit dem passenden Wohnmobil-Aufbau die Sahara durchqueren wollen.“ Für sie haben die Spezialisten aus Wörgl kräftig am Antrieb und Fahrwerk des Wagens gearbeitet, der aus den Mercedes-Werken Düsseldorf oder Ludwigsfelde kommt.

Zehn Zentimeter mehr Bodenfreiheit – das etwa hört sich erst einmal sehr simpel an. Doch die Tiroler haben die Federn verstärkt und die Bilstein-Stoßdämpfer gehärtet und mit progressiver Kennung sowie geänderten Stabilisatoren versehen. Der Blick aus dem Seitenfenster lässt da einen Hauch Fassungslosigkeit erkennen, wenn sich der VW durch gegenläufige Schlaglöcher von Hüfttiefe windet. Auch bei fast 45 Grad Seitenneigung liegt der Crafter-4-Motion noch sicher auf dem holprigen Pfad. Die hinterradgetriebene Variante würde da nur noch liegen; auf der Seite nämlich.

Die entlegensten Pfade erreicht der Crafter auch dank seiner knackigen Geländeuntersetzung von 2,5:1. Im ansonsten baugleichen Mercedes-Sprinter Allrad sind es nur 1,4:1 – aber zu dem gleich noch mehr. Der VW hat eine permanente 50:50-Kraftverteilung an[foto id=“409759″ size=“small“ position=“left“] beide Achsen. Bergauffahrt aus dem Stand bei Schotter? Na und?  Der Crafter zieht los, als ob es aus der Parkbucht auf dem Großmarkt losginge. Es darf auch gern noch extremer sein. Schließlich ist die Differenzialsperre im Verteilergetriebe und an der Hinterachse Serie. Apropos extrem: Der Crafter-4-Motion mutet vor allem im Gelände den Bandscheiben schon einiges zu – kein Fehler also, die luftgefederten Isri-Sitze aus der Zubehörliste zu ordern. Allerdings muss der Fahrer sich in diesem Fall daran gewöhnen, das Gaspedal nicht bei jedem Wippen des Sitzes mitzuschaukeln.  Auf der Asphaltstraße übrigens läuft der Über-Crafter auch bei Tempo 80 noch manierlich-[foto id=“409774″ size=“small“ position=“right“]ruhig. Das ist bei anderen Exrem-Offroadern nicht so.

Wahlweise gibt es auch noch eine Sperre für die Vorderachse. Sind alle Verriegelungen aktiv, kann sogar ein einziges Rad das volle Antriebsmoment übertragen. Wer den Zweiliter-Biturbo mit 120 kW/163 PS in dieser Konstellation durch Matsch, Eis, Schlamm oder Schneefelder bewegt, der bemerkt eigentlich nur noch da Grenzen, wo die Physik sie allen vergleichbaren Körpern setzt. Auch dem Fahrer übrigens, der sich in derartigen Situationen kaum noch gerade hinter dem Lenkrad halten kann. Beide Hände fest am Volant – das empfiehlt sich ohnehin, wenn alle Sperren eingelegt sind. Dann tankt sich der Crafter auch aus den anspruchsvollsten Situationen. Lästig ist übrigens, dass sich alle Sperren sofort lösen, wenn der Wagen abgewürgt wird. Das wollen die Achleitner-Spezialisten aber noch ändern.[foto id=“409775″ size=“small“ position=“left“]

Der Volkswagen ist so gerüstet eine klare Alternative zu seinem Mercedes-Bruder Sprinter. Den gibt es zwar schon länger als Allrad-Modell. Allerdings wollen die Stuttgarter damit eher eine Klientel erreichen, bei der Geländegängigkeit nicht alleinseligmachend ist. Der Sternträger verfügt nämlich über einen zuschaltbaren Permanent-Allrad und optional über eine Getriebeuntersetzung. Nur bei Bedarf wird die Vorderachse per Knopfdruck im Verhältnis zugeschaltet – und das Verteilergetriebe bleibt offen. Das verhindert Verspannungen bei der Kurvenfahrt. Anders als der Crafter beträgt die Kraftaufteilung auch dann übrigens noch 35 Prozent an der Vorder- und 65 Prozent an der Hinterachse. Den Sprinter gibt es zudem auch als Dreiliter-V6-Diesel mit Automatik. Also eher als Van-Alternative mit guter, aber nicht überirdischer Geländegängigkeit. Für den, der mindestens 60.000 Euro übrig hat. Dafür ist auch ESP an Bord. Der Crafter-4-Motion kennt das nicht.

Fazit

Den Volkswagen gibt es rechnerisch bereits ab 53.340 Euro – zahlbar übrigens in zwei Rechnungen: an VW und Achleitner. Die Garantie gewährt aber Volkswagen auf alles. Die Summe, die sich leicht steigern lässt, ist nicht gerade ein Sonderangebot. Aber dafür bringt er ja auch Waschmaschine, Trockner, Geschirrspüler und drei Schränke auf schnee- und eisbedeckte Bergeshöhen. Wenn der Hüttenwirt das möchte.

Datenblatt: VW Crafter 4Motion

Zwei bis fünfsitziger, zwei bis viertüriger Transporter
Länge: 5,24 bis 7,34 Meter
Breite: 1,99 bis 1,99 Meter
Höhe: 2,44 bis 3,09 Meter
Radstand: 3,25 bis 4,32 Meter
Gewicht: 3,5 und 5,0 Tonnen
Karosserieversionen: Kastenwagen, Kombi, Pritschenwagen, Fahrgestell-Version
 
Motor: 2,0-Liter-Biturbo
Sechsgang-Getriebe
120 kW/163 PS bei 5.500 U/min
max. Drehmoment: 400 Nm bei 1.800/min
Verbrauch: 35er-Kastenwagen: 8,7 l/100 km
CO2-Ausstoß: 229 g/km
 
Preis: ab 53.340 Euro

Kurzcharakteristik

Alternative zu: Mercedes Sprinter
Sieht gut aus: Muss ein Sherpa das?
Passt zu: Allen, die Lasten dahin bringen möchten,
wo das fast unmöglich erscheint

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