IAA Nutzfahrzeuge 2012 – Große Lust auf kleine Laster

Kompakte Transporter befinden sich weltweit im Aufwind und ein Ende dieses Höhenflugs ist nicht abzusehen. Allein in Europa werden jährlich rund 700.000 Lieferwagen in der Klasse bis 3,5 Tonnen abgesetzt, wozu immer härtere gesetzliche Auflagen, Abgaben und Durchfahrverbote für schwere Nutzfahrzeuge beitragen. Zusätzlich stimuliert wird die Nachfrage nach Kleintransportern durch den gesellschaftlichen Wandel zu mehr Dienstleistungsanbietern und steigendes Versandaufkommen des e-Commerce. Entsprechend groß ist das Angebot an leichten Lastern auf der weltweit wichtigsten Branchenmesse, der 64. IAA Nutzfahrzeuge in Hannover (20. bis 27. September 2012).

Neben einer so noch nie da gewesenen Vielfalt an Vans spiegelt die IAA aber auch den immensen Kostendruck in Transportgewerbe und Industrie. Hersteller setzen bei der Entwicklung neuer Baureihen mehr denn je auf Kooperationen und den Transporterkäufern sind niedrige Preise vorläufig immer noch wichtiger als elektrifizierte Antriebe und elektronische [foto id=“431301″ size=“small“ position=“left“]Fahrassistenten. Vorgestellt werden diese Techniken der Zukunft dennoch in immer mehr Baureihen.

So auch bei Ford, einem der größten Publikumsmagneten der diesjährigen Lastwagenschau. Die Kölner erneuern ihre komplette Transporterflotte und übernehmen dabei Techniken aus den Pkw-Modellreihen. Dazu zählen etwa Fahrspur-Assistent, Müdigkeitswarner, Notrufassistent, Reifendruckkontrollsystem und die Sprachsteuerung aller wichtigen Bordsysteme. Für niedrige Verbrauchswerte in den drei neuen Baureihen Transit Connect (Stadtlieferwagen), Transit Custom (mit einer Tonne Nutzlast) und Transit (ein bis zwei Tonnen Nutzlast) sorgen Dieselmotoren mit Start-Stopp-System und Bremsenergierückgewinnung. Ergänzt wird dieses Programm um die Personentransporter Tourneo Connect und Tourneo Custom. Besondere Spannung verspricht die mittlere Linie Transit/Tourneo Custom, mit der Ford erstmals Pkw-ähnliche Nutzfahrzeuge gegen VW Transporter und Multivan lanciert. Abgerundet wird die Ford-Palette durch den im Frühjahr erneuerten Pickup Ranger, der erst jetzt in allen Ausstattungslinien verfügbar ist.

Auch Branchenprimus Volkswagen Nutzfahrzeuge widmet beim Messe-Heimspiel in Hannover seinem Pritschenwagen besondere Aufmerksamkeit. Immerhin war es der Amarok, der die winzige Pickup-Nische in Deutschland zu einem Marktsegment machte. So darf der Amarok künftig schwerere Anhängelasten von bis zu 3,2 Tonnen ziehen, der Bi-Turbo-Diesel mit Schaltgetriebe erhielt eine Leistungssteigerung auf 132 kW/180 PS und das Spritsparpaket Bluemotion ist für weitere Antriebsversionen bestellbar. Auch der VW Transporter und der Multivan sind in einer weiteren Sparvariante lieferbar, dies als 103 kW/140 PS leistender 2.0-Liter-Bluemotion-Diesel mit einem Normverbrauch von 6,9 Litern. Eine Kennziffer, die [foto id=“431302″ size=“small“ position=“right“]künftig alle mittelgroßen Transporter erreichen oder unterbieten wollen. Für extreme Geländeeinsätze gerüstet zeigt sich dagegen der VW Crafter, den es nun mit 4Motion-Allradantrieb in Gewichtsklassen von 3,5 und 5,0 Tonnen gibt.

Derweil erregt der Zwillingsbruder des Crafter, der Mercedes Sprinter, Aufsehen mit der ersten Siebengang-Automatik dieser Klasse. Auch der kleinere Vito E-Cell setzt auf die Glückszahl Sieben. Er ist der erste in Serie produzierte Siebensitzer mit rein elektrischem Antrieb. Im Mittelpunkt des Messeauftritts von Mercedes-Benz steht jedoch der neue kleine Stadtlieferwagen Citan. Bis auf die Front- und Interieurgestaltung und eine straffere Dämpferabstimmung ähnelt der im Renault-Werk Maubeuge gefertigte City-Van seinem Genspender Kangoo fast wie ein Zwilling, was aber für den Verkaufserfolg nicht hinderlich sein muss. Volumenmotor wird der vertraute 1,5-Liter-Diesel in drei Leistungsversionen.

Renault wiederum forciert die Elektromobilität mit dem Kangoo Z.E. und dem Kangoo Maxi Z.E., die als erste elektrische City-Transporter in Großserie produziert werden. Geschlagen geben musste sich Mercedes übrigens gegenüber Renault beim Medienpreis „Nutzfahrzeug des Jahres 2012“, der auf der IAA verliehen wird und den der kürzlich modellgepflegte Renault Master in der Kategorie bis 3,5 Tonnen gewann. Eine Auszeichnung für die billigsten Lieferwagen hätte Dacia verdient, denn die Typen Logan Pick-Up und Logan Express (Kastenwagen) gibt es bereits für 8.211 Euro inklusiv MwSt. Kaum teurer wird der Dacia Dokker, der gegen VW Caddy & Co antritt.

Unter Strom steht auch die einzige asiatische Kleintransportermarke in Hannover. Nissan hat die Premiere eines elektrischen Kastenwagens angekündigt, einen entsprechenden Hinweis gab bereits in Detroit die Studie e-NV200 Concept. Die Antriebstechnik für den Lastesel liefert der 80 kW/109 PS starke E-Motor [foto id=“431303″ size=“small“ position=“left“]aus dem Nissan Leaf.

Auch Peugeot setzt seinen Fokus auf City-Vans mit weißer Weste. Der Elektro-Kleinwagen Ion geht in der Version Cargo an den Start. Transportboxen und ein klappbarer doppelter Boden vom Fahrzeugausbauer Sortimo machen aus dem Ion ein lokal emissionsfreies Kurzstrecken-Servicefahrzeug. Messepremiere feiern außerdem die aufgefrischten Peugeot-Baureihen Expert und Partner. Während der mittelgroße Expert neben neuen Designdetails mit modernisierter Technik aufwartet, so etwa einem Sechs-Stufen-Automatikgetriebe in Kombination mit 120 kW/163 PS starkem 2.0-Liter-Selbstzünder, stellt sich der Stadtlieferwagen Partner mit frisch-forscher Spitzenmotorisierung vor. Ein 84 kW/114 PS entwickelnder 1,6-Liter-Selbstzünder macht den Eilfrachter 173 km/h schnell bei einem Normverbrauch von relativ bescheidenen 5,5 Liter auf 100 Kilometer.

Citroen als zweite Marke des PSA-Konzerns hat ebenfalls die kleinen und mittleren Transporterlinien, also Berlingo und Jumpy, überarbeitet und stellt diese auf der IAA als Messepremiere vor. Der Jumpy debütiert außerdem als Version Transline für Kurier-, Express- und Paketdienste mit einem Laderaumausbau der Firma Sortimo. Dagegen zeigen Citroen und Sortimo den Berlingo Kastenwagen mit einem speziellen Regalsystem für den Selbsteinbau. Großer Stauraum für kleines Geld also, [foto id=“431304″ size=“small“ position=“right“]geeignet etwa für Handwerker. Wie der Peugeot Partner wird in Hannover auch der Berlingo Kastenwagen mit 84 kW/114 PS starker Topmotorisierung gezeigt.

International aufgestellt ist die deutsche Marke Opel im Transportergeschäft. Der Movano ist fast baugleich mit Renault Master und Nissan NV400 und geht mit sparsameren Motoren ins neue Modelljahr. Der kleine Hochdachkombi Opel Combo wurde erst im Frühjahr erneuert und basiert auf dem Fiat Doblo. Derweil wird der Doblo in Hannover mit der neuen Karosserieversion Cargo Maxi XL vorgestellt. Bis zu 5,4 Kubikmeter Ladevolumen bei einer Nutzlast von einer Tonne sind Klassenbestwert. Das Doblo-Motorenprogramm bereichert zudem ein 88 kW/120 PS-Turbobenziner.

Überhaupt sind Benziner weiterhin wichtig für Fiat Professional, die Nutzfahrzeugmarke der Italiener. Schließlich liefern Benziner in verschiedenen Baureihen die Basis für besonders wirtschaftliche Versionen mit Erdgasantrieb. Auch [foto id=“431305″ size=“small“ position=“left“]für Iveco ist der Erdgasantrieb beim großen Transporter Daily immer noch von Bedeutung. Vor allem aber sind wie bei Fiat diverse neue Branchenlösungen Themenschwerpunkt des Messestandes.

Wer fehlt bei der IAA?

Nur die Nutzfahrzeugnebendarsteller Hyundai und Isuzu. In zwei Jahren könnte das schon anders sein, schließlich gewinnen die kleinen Laster immer größere Bedeutung wie gerade erst Toyota durch die Kooperation mit PSA Peugeot Citroen bestätigt hat.

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