Los Angeles Auto Show – Zwischen Ölboom und Elektro-Vision

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Der Maxximus soll den Erdgasantrieb in den USA sexy machen Bilder

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Ausgerechnet in der Spielerstadt Las Vegas wurde er kürzlich vorgestellt, der Maxximus LNG 2000. Mit 1.600 PS und einem Stückpreis von einer Million Dollar ist das Geschoss das wohl schnellste strassentaugliche Fahrzeug, das rein mit Flüssig- und Erdgas betrieben werden kann.

Erster Käufer soll ein texanischer Ölmillionär gewesen sein. Unter den alternativen Antriebsformen galten auch in den USA gasbetriebene Fahrzeuge die längste Zeit als unsexy. Doch in Zukunft könnten sie den Hybriden und reinen Elektro– und Wasserstoffautos durchaus Konkurrenz machen.

Dass Autogas (LPG) oder Erdgas (CNG) überhaupt ein Thema für die Autoindustrie geworden sind, ist auch eine Folge von Fracking. Diese auch in den USA heftig umstrittene Methode, aus Schiefergestein mittels Wasser und zugeführten Chemikalien Öl und Gas herauszulösen, soll zusammen mit der weiteren Erschliessung klassischer Ölfelder das Land bis 2015 zum grössten Öl- und Gaslieferanten der Welt machen – und gänzlich unabhängig von Importen. Der Bundesstaat North Dakota hat allein in den letzten zwei Jahren mit einer Ölfördermenge von einer Million Barrels pro Tag die Produktion verdoppelt, wie das Wall Street Journal berichtet. Gut 600.000 neue Jobs in der Industrie verspricht sich die Regierung Obama in den kommenden Jahren von dem Boom. Das von einer Dauerkrise gebeutelte Land träumt wieder von den unbegrenzten Möglichkeiten. Zumindest im Antriebsmix.

Der Bestseller im US-Automarkt, der riesige F150-Pick-up von Ford beispielsweise wird bereits in einer CNG-Version angeboten. Bis Ende des Jahres will das Unternehmen 15.000 Erdgas-betriebene Fahrzeuge verkaufen – ein Plus von 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auch die General Motors-Tochter GMC, spezialisiert auf Lkw und grosse Pritschenwagen, bietet ihren gewaltigen Sierra HD als CNG-Variante an. Allerdings kostet die Umrüstung auf Gasbetrieb, wie der leitende Ingenieur Jeff Luke auf der Los Angeles Auto Show erzählte, umgerechnet rund 10.000 Euro. Bei der Chrysler-Tochter Dodge dagegen ist man stolz darauf, dass der grosse Pick-up Ram mit sechs Litern Hubraum und 268 kW/360 PS Leistung bereits ab Werk mit Erdgasantrieb bestellt werden kann. Die Förderoffensive macht´s möglich: CNG und LPG kosten mit umgerechnet 1.50 Euro für die Gallone (knapp vier Liter) deutlich weniger als Benzin. Und unterbieten dabei noch die europäische Konkurrenz. Noch profitieren vor allem die kommerziellen Nutzer und Flotten von den sprudelnden Quellen.

Dass noch nicht mehr CNG-fähige Pkw auf dem Markt sind, liegt schlicht an der noch nicht ausreichend vorhandenen Infrastruktur. Bereits vor über zehn Jahren hatte Toyota den Anfang gemacht und den Camry als CNG-Modell angeboten. Der Viertürer verkaufte sich nicht und verschwand aus dem Sortiment. Auch deswegen ist Gas für Jonathan Browning, Präsident und CEO von Volkswagen Group of America derzeit noch keine Option. „Volkswagen ist Europas Marktführer beim Erdgasantrieb, eben weil es die flächendeckende Versorgung die Pipelines gibt.“  Er setzt für die USA weiter auf eine immer stärker werdende Dieselnachfrage. “ 22 Prozent der Passat-Modelle werden heute in den USA als Selbstzünder bestellt. Was die Kunden überzeugt, sind die enormen Reichweiten, die durch den günstigen Verbrauch ermöglicht werden.“ Er sieht die amerikanischen Kunden in einem Spannungsfeld zwischen der offiziellen Politik, die Öl im Überfluss beschert und gleichzeitig per Gesetz den Durchschnittsverbrauch senken möchte. So sollen bis 2025 Fahrzeuge nicht mehr als umgerechnet 4,3 Liter auf 100 Kilometer erlaubt sein. Trotz der heimischen Ölförderung zahlen Amerikaner derzeit rund 3,60 Dollar an der Zapfsäule. Deswegen baut Volkswagen auch auf Hybride und rein batterieelektrische Fahrzeuge sowie auf die klassischen wirtschaftlichen Sechszylinder. Obwohl der Twin-Up nicht in Los Angeles, sondern zeitgleich auf der Automesse in Tokio gezeigt wird, hat VW die schon bekannten Hybrid-Konzepte Cross Blue Coupé und den Vision GTI mitgebracht, um zu zeigen, wie sportlich und zugleich sparsam die Alternativen zu Gas und Öl in Zukunft sein könnten. Wobei das SUV die dringende benötigte Klasse oberhalb des kleineren Tiguan ausfüllen könnte.

Obwohl es bei der Konzerntochter Audi in Deutschland ein Erdgasmodell gibt, fehlt er bei  der USA-Premiere der A3-Familie. Dafür ist 2015 die Einführung des A3 e-tron geplant. Auch für Filip Brabec, bei Audi of America Leiter im Bereich Produktmanagement, liegt das Problem vor allem bei der noch fehlenden Infrastruktur. Das Unternehmen kann auf CNG verzichten. „Diese Lösung ist augenblicklich nur für das Flottengeschäft anderer Hersteller interessant.“  

Ganz ähnlich sieht das auch Steve Cannon, oberster Statthalter von Mercedes-Benz in Nordamerika. „Wir zeigen natürlich im CNG-Markt mit der E-Klasse und dem Lieferwagen Sprinter Präsenz“. Mit dem Viertürer CLA und dem kleinen SUV GLA hat er bereits zwei Superstars aus der A-Klasse im Rennen, die nicht nur den amerikanischen Hunger nach kompakterem Luxus [foto id=“490994″ size=“small“ position=“left“]erfüllen, sondern die Kunden auch mit ihrer Wirtschaftlichkeit überzeugen. Mit der neuen S-Klasse und dem grossen Erfolg der AMG-Modelle hofft Cannon, bis Jahresende 300.000 Fahrzeuge zu verkaufen.  Die S-Klasse als Hybrid wird 2015 eingeführt.

Obwohl die Infrastruktur für Stromer auch in den USA noch schleppend ausgebaut wird, sind die Verkaufsahlen beeindruckend. Bis Jahresende dürften laut den neuesten Marktanalysten von J.D. Power über 25.000 Fahrzeuge mit Elektroantrieb verkauft worden sein. Dass viele US-Bundesstaaten den Kauf eines E-Autos mit umgerechnet bis zu 10.000 Euro fördern, trägt zur Nachfrage bei. Selbst die brennenden Batterien, die bei Tesla in den letzten Wochen für Negativschlagzeilen sorgten, haben dem positiven Image nicht geschadet. Chrysler-Mutter Fiat hat für die Autoschau in Los Angeles sogar einen E-500 im Gepäck, den es nicht in Europa, sondern nur für den kalifornischen Markt gibt. Denn dort werden immer noch die Trends von morgen ausprobiert.

Das Land der legendären, durstigen V8-Motoren, der Muscle Cars und riesenhaften SUVs hat aus vergangenen Energiekrisen gelernt. „Wir haben uns in puncto Leistung und Wirtschaftlichkeit doch die Deutschen zum Vorbild genommen“, sagt man bei Cadillac. Und natürlich die Asiaten. Die erfolgreichsten Modelle der alten Luxusmarke haben wie die Limousine ATS zwei Liter Hubraum und vier Zylinder. „Obwohl es wieder heimisches Öl im Überfluss gibt, wollen die Käufer nicht mehr zurück zu den durstigen, grossen Motoren von einst“, weiss auch Jiyan Cadiz von Dodge. Selbst der Challenger und der Charger – Ikonen des American Way of Drive – versprechen mit rund acht Litern Verbrauch Power ohne Reue.

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