Genf 2012: Economy ist out, PS sind in

Rund 260 Aussteller aus über 30 Nationen mit mehr als 900 Fahrzeugen präsentieren über 140 Welt- und Europapremieren auf dem diesjährigen 82. Genfer Autosalon vom 8. bis 18. März. Der Messetrend geht weg von Ökonomie und Ökologie und wendet sich hin zu Lust und Leistung.

Der Genfer Automobilsalon als jährliches Frühjahrsbarometer für den derzeitigen Stand der Autoindustrie ist eines der bedeutendsten Branchenereignisse im automobilen Jahresgeschehen. Mehr als 140 Welt- und Europapremieren stehen auf der Agenda des 82. Salons (8. bis 18. März) am Lac Leman. Was die Hersteller enthüllen, spiegelt allgemeinen Optimismus wieder. Nicht Öko- und E-Mobilität formuliert die zentralen Themenschwerpunkte der aktuellen Autoshow. PS und Power choreografieren die Show-Highlights auf den Brettern der Genfer Messe-Bühne, die elf Tage lang die Auto-Welt bedeuten.

Poweroffensive

Einige Beispiele für die Poweroffensive: Aston Martin hübscht den V8 Vantage mit einer Modellpflege auf. Coupé und Cabrio treten mit 313 kW/426 PS aus einem 4,3-Liter-V8-Motor an. Mit dem Aston Martin Vantage können auch zwei der sechs Premieren bei Audi in puncto Power locker mithalten: der RS4 Avant und das RS5 Cabrio beispielsweise. Beide trumpfen mit einem 4,2-Liter-V8- Triebwerk auf, das 332kW/450 PS leistet. Ebenfalls konsequent für die linke Autobahnspur ist auch der auf 333 Exemplare limitierte Audi A1 quattro mit 188 kW/256 PS konzipiert, der als Kleinwagen das Konto um 49.900 Euro erleichtert.

Richtig in die Vollen greift auch BMW. Das Gran Cabrio auf Basis des Sechser Coupés wartet mit Sechszylinder- und Achtzylinder-Motoren auf. Der M6 als künftiges Topmodell des Zweitürers tritt mit 420 kW/560 PS an und gleich vier verschiedene Modelle kommen künftig in den Genuss eines Sechszylinder-Diesels mit 280 kW/381 PS aus dem Programm der neuen „M Performance“. Auch Mercedes backt mit dem neuen SL keine kleinen Brötchen. Die sechste Generation des Roadsters feiert ihr Europadebüt. Noch niemand hat jedoch vor der Messe das neue Topmodell AMG SL 63 gesehen. Es kommt in zwei Leistungsstufen: mit 395 kW/537 PS und 415 kW/564 PS. Wäre da nicht die neue A-Klasse als neuer Stern auf dem Messestand, könnte auch bei Mercedes der Eindruck entstehen, dass die schiere Kraft über allem steht.

Porsche musste sich in puncto Bekenntnis zu Leistung und Fahrfreude noch nie verbiegen. Der 911 als Coupé und Cabrio tritt erstmals in Europa ins Rampenlicht und dies vorerst mit den bis zu 296 kW/400 PS starken Sechszylinder-Boxer-Motoren. Eine Weltpremiere feiert dagegen die nächste Generation des Boxster. Das „kleine“ Cabrio der Zuffenhausener kommt mit zwei Motoren: Der 3,4 Liter-Boxer im Boxster S stammt aus dem 911 und leistet 223 kW/315 PS. Der neue 2,7-Liter-Basismotor bietet 195 kW/265 PS.

Lust an der Leistung findet auch Jaguar. Der XF Sportbrake kommt als Kombi-Version des XF und soll die Oberklasse aufmischen, und das mit bis zu 377 kW/510 PS. Und auch die XKR-Version des Cabrios mit 406 kW/550 PS geht nicht als Schmusekätzchen durch, das genügsam an seinem Milchschälchen nippt. Wer´s kraftvoll aus der Neuen Welt schätzt, kann bei den V-Versionen des Cadillac CTS fündig werden. Aufgeladene 6,2-Liter-V8 leisten 415 kW/565 PS. Da fällt die neue Mittelklasselimousine ATS mit Vierzylinder-Motoren fast ein bisschen hinten runter.

Solide Basis

Die Vertreter der PS-starken Fraktion überstrahlen in Genf eindeutig die solide Basis. Keine Angst. Eine erstaunliche Vielzahl kleiner, innovativer und sparsamer Auto stehen ebenso zur Enthüllung an, und durch die Bank auch attraktive. Wie der fünftürige Up bei VW beispielsweise oder sein tschechischer Bruder Skoda Citigo. Hybrid-Vorreiter Toyota stellt mit der Doppelmotorversion des Yaris den ersten Kleinwagen mit dieser Antriebstechnik in Europa vor. Freuen können sich die Genf-Besucher auch auf die Studie LF-LC von Lexus, die bei ihrer Premiere in Detroit als schönstes Showcar der Messe prämiert wurde. Der zweisitzige Sportler liefert nicht zuletzt einen Vorgeschmack auf die künftige Design-Sprache der Marke.

Bürgerlich und ökonomisch korrekt gibt sich beispielsweise der neue Ford B-Max. Der Van auf Fiesta-Basis kommt mit der neuen Generation der Einliter-Dreizylindermotoren. Renault will sich mit dem Ausbau seiner E-Auto-Flotte als Vorreiter dieser Antriebsart profilieren. Der PSA-Konzern setzt als erster Hersteller auf den Diesel-Hybrid, der noch einmal günstigere Verbrauchswerte und damit niedrigere CO2-Emissionen ermöglicht als Hybrid-Benziner.

Der Hype der E-Mobilität, der noch auf der IAA im letzten Herbst wesentliche Akzente gesetzt hatte, hat sich in Genf verflüchtigt. Noch können die Hersteller zu viele offene Fragen um Technik, Zuverlässigkeit, Verfügbarkeit, Ladelogistik und Kosten einfach nicht schlüssig beantworten. Bis das der Fall ist, wird nicht nur in Genf, sondern auch bei allen künftigen Automessen noch so mache Pferdestärken gesattelt.

Genf wahrt Tradition

In einem Punkt wahrt Genf seine Tradition. Das Spektrum der Novitäten und Exponate aus der Rubrik „verrückt, verwegen, futuristisch bis exzentrisch“ gehört zum Salon wie die Kirschen zu der Torte aus dem Schwarzwald. Egal in welche Richtung sich die Wirtschaft entwickelt, welchen Trend der Zeitgeist fordert. Darüber schwebt ein Autospektrum, das sich vom offenen Bugatti Veyron mit 1.200 PS bis zum E-Smart von Rinspeed spannt, dem gleich einem Rucksack eine rollende Disko oder eine Pizzawarmhaltebox angehängt werden kann. Nicht zu vergessen die kühnen Studien der Designschmieden: Bertone enthüllt zum 100. Geburtstag des Hauses die kühne Studie „Nuccio Concept“. Die italienische Hochschule für Gestaltung IED katapultiert die lange verblichene Sportwagen Cisitalia mit einem verwegenen Sportcoupé in dei Zukunft. Diese Gruppe von Exponaten zeigt, welches Potential an Kreativität und Extroversion im Thema Automobil unverändert schlummert und sich für elf Messetage zur vollen Blüte entfalten darf.

Noch eine gute Genf-Geschichte zum Schluss: Morgan belebt wieder den +8. Künftig mit BMW-V8-Power. Die Botschaft dieser Meldung resultiert nicht aus der Option, der in seiner Grundform seit über 70 Jahren gebaute Roadster könnte damit zum Massenmobil avancieren. Der beinharte Brite ist das Symbol, dass auch Generationen-übergreifende Beständigkeit ihren Platz auf dem Genfer Salon einnehmen darf.

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