Genf 2012 – Masse mit Klasse

Genf ist traditionell der Paradiesvogel unter Europas Automessen: Die ausgestellten Fahrzeuge sind häufig extra edel, extra teuer und extra exklusiv. Zwar sind auch in diesem Jahr mit dem 720 PS starken Ferrari F12, der Studie Lamborghini Aventador J mit 700 PS und dem 1.200 PS-Cabrio Bugatti Veyron Grand Sport Vitesse wieder Autos dabei, die man eher in Sammlergaragen als im Straßenverkehr antreffen wird. Die wahren Stars kommen diesmal aber aus der Mitte der Gesellschaft – und werden in den nächsten Monaten millionenfach auf Europas Straßen rollen.

Vor allem in der Kompaktklasse drängen sich die Weltpremieren. Audi und Mercedes – in Genf bisher eher auf Sport- und Luxuswagen abonniert – liefern sich mit den neuen Generationen von A3 und A-Klasse einen Kampf um die Spitzenplätze in Europas wichtigstem Marktsegment. Während Audi dabei vor allem auf Evolution setzt und dem A3 ein geschärftes Design, mehr Platz und ein modernes Infotainment-System verpasst, macht Mercedes auf Revolution.

Die neue A-Klasse will mit dem als Seniorenmobil verschrieenen Vorgänger nichts mehr gemein haben und setzt auf eine dynamische Steilheckkarosserie anstelle des van-artigen Aufbaus beim Vorgänger. Zu den beiden Deutschen gesellt sich mit dem neuen Volvo V40 auch die schwedische Interpretation eines Premium-Kompakten. Punkten will man im Norden vor allem mit der umfangreichen Sicherheitsausstattung, die auch einen bisher [foto id=“408024″ size=“small“ position=“right“]weltweit einmaligen  Airbag für Fußgänger umfasst.

Aber auch bei den Volumenherstellern sind zahlreiche kompakte Neuheiten zu sehen. Kia probt mit dem Ceed als Fünftürer und Kombi erneut den Angriff auf den VW Golf und setzt dabei auf hochwertige Verarbeitung und eine bisher von der Marke nicht bekannte Qualitätsanmutung. Schwestermarke Hyundai zeigt den technisch verwandten i30 erstmals als Kombi. Der attackierte Marktführer aus Wolfsburg bleibt indes jedoch gelassen und spielt mit der GTI-Version des Golf Cabrio seine Stärke der größeren Variantenvielfalt aus.

Ebenfalls nicht im Ruch eines Millionärsspielzeugs stehen die Neuheiten in den kleinen Klassen. Ford zeigt den B-Max mit seitlichen Schiebetüren und ohne störende B-Säule, Fiat lässt den Retro-Mini 500 zum kleinen Van wachsen und Peugeot nutzt beim Kleinwagen 208 den klassentypisch begrenzten Platz besonders ökonomisch aus und garniert das Ganze auch noch mit schickem Design. Noch eine Klasse tiefer zeigt der VW-Konzern seine neue Kleinstwagenflotte in Form von VW Up, Skoda Citigo und Seat Mii erstmals auch mit fünf Türen.

Nicht nur bei der Fahrzeuggröße, sondern auch beim Antrieb ist in Genf Nüchternheit eingekehrt. Buhlten in den Vorjahren noch ganze Flotten von Elektroauto-Studien um Aufmerksamkeit, konzentriert sich die Branche nun auf die Optimierung der konventionellen Antriebe. Vor allem der Benziner feiert mit kleinem Hubraum, Turboaufladung und Direkteinspritzung neue Sparsamkeitsrekorde.

Ford etwa bietet in diversen Modellen einen nur ein Liter großen Dreizylinder an, der bei 74 kW/100 PS sogar in der Kompaktklasse mit weniger als fünf Litern Benzin auskommen soll. VW und Audi kommen auf anderem Wege [foto id=“408025″ size=“small“ position=“left“]zu Hubraumreduzierung und Effizienzsteigerung: Die neuen Vierzylindermotoren der Marken verfügen über eine Zylinderabschaltung, die bei geringem Leistungsbedarf zwei Brennkammern einfach deaktiviert. Bisher gab es so etwas nur bei deutlich größeren Motoren.

Dass in Genf Downsizing Trend ist, hat diverse Gründe. Zum einen geben natürlich die Produktlebenszyklen der einzelnen Modelle auch den Messefahrplan vor. Weil etwa der Audi A3 im Frühjahr startet, muss er auch in Genf gezeigt werden. Gleichzeitig laufen aber die Messen in den Boom-Märkten China und USA Genf den Rang als Edel-Schau ab. Denn dort sitzt deutlich mehr zahlungskräftige Kundschaft als in der reichen, aber kleinen Schweiz. Ein perfekter Rahmen also für Sportwagen, Luxus-SUV und Prestige-Limousinen.

Ganz verzichten muss der Schweiz-Besucher auf automobile Preziosen selbstverständlich trotzdem nicht. Porsche etwa hat sich Genf für die Weltpremiere des neuen Boxster ausgesucht, BMW zeigt mit dem viertürigen Gran Coupé das neue Flaggschiff der 6er-Reihe und Audi legt den schnellen Mittelklassekombi RS4 neu auf. Und auch als Testballon für kommende Modelle bleibt Genf beliebt.

Land Rover nutzt die Präsentation der Studie einer Cabrio-Version des Kompakt-SUV Evoque als Marktforschung für die eventuelle Einführung eines Serienmodells. Und Bentley prüft mit dem SUV-Concept-Car EXP 9F, ob die Produktpalette die Erweiterung durch einen großen Allrader verkraftet.

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