Pariser Automobilsalon 2012 – Auto-Couture gegen die Europa-Krise

Westeuropas Automarkt rutscht immer tiefer in die Krise. Auf dem Pariser Salon (27. September bis 14. Oktober) will die Branche davon nichts wissen und lässt ein wahres Premierenfeuerwerk los. Einige der Neuheiten haben tatsächlich das Potential, ein wenig der Kaufzurückhaltung zu brechen. Ein Überblick der wichtigsten Modelle.

Wohl Bestseller-Hoffnungen macht sich vor allem der VW Golf, der in seine siebte Generation geht. Während er äußerlich eher sanft modernisiert wurde, ist die Technik komplett neu. Sparsame Motoren sollen im Verbund mit gesunkenem Gewicht den Verbrauch senken, ein nochmals verbesserter Innenraum sowie eine neue Entertainment-Generation das Wohlbefinden an Bord heben. Noch fehlen allerdings zukunftsweisende Antriebskonzepte wie Hybrid, Elektromotor oder Erdgastechnik. Zeitgleich mit dem als Drei- und Fünftürer gezeigten Klassenprimus feiern mit dem Seat Leon und dem Audi A3 Sportback zwei Ableger Premiere.

Konkurrenz kommt aber nicht nur aus dem eigenen Haus, sondern vor allem aus dem Ausland. So will der Toyota Auris mit dynamischerem Design endlich an die Erfolge seines Vorgängers Corolla anknüpfen. Dem Golf hat er dabei immerhin den Hybridantrieb voraus. Eine Preisklasse höher will der Volvo V40 punkten. Der Schwede setzt dabei vor allem auf Sicherheit [foto id=“436053″ size=“small“ position=“left“]und Design-Extras. So gibt es in Paris etwa die neue Offroad-Version Cross Country und die sportlich gestaltete R-Variante zu sehen geben.

Krisenbekämpfungs-Potenzial haben auch die traditionell vergleichsweise günstigen Kleinwagen. Allen voran der überarbeitete Dacia Sandero, der zwar immer noch nur rund 7.000 Euro kosten wird, aber sein biederes Blechkleid gegen ein deutlich moderneres Gewand getauscht hat. Im normalen Preissegment jenseits der 10.000 Euro wirbt der neue Renault Clio um Kunden, vor allem jüngere sollen durch dynamisches Design und Online-Zugang angesprochen werden. Absoluter Newcomer im Stadtauto-Segment ist der Opel Adam, der ohne Vorgänger auskommt, sich dafür an erfolgreichen Konkurrenten wie dem Fiat 500 orientiert. Wie der schicke Italiener soll der kleine Blitz mit vielfältigen Individualisierungsmöglichkeiten und lifestyligem Design punkten. Beim Wettbewerber Citroen erweitert die Cabrioversion des Kleinwagens DS3 mit Rolldach die designorientierte DS-Familie. Eine halbe Klasse höher wollen die Schwestermodelle Seat Toledo und Skoda Rapid das Segment der kompakten Stufenhecklimousine wiederbeleben. Solide Technik und zeitgemäßes Design zum guten Preis heißt die Devise.

Besonders aggressiv verspricht der Wettbewerb in der Mittelklasse zu werden, schicken doch Ford und Mazda zeitgleich ihre dynamischen Modelle ins Rennen. Ford setzt mit dem fast schon böse gestylten Mondeo eine optische Duftmarke, legt beim Antrieb aber Wert auf Sparsamkeit – erstmals soll es auch einen Hybridantrieb geben. Aus Japan kommt der neue Mazda6 als Kombi nach Paris; wie die Limousine basiert er auf der aufsehenerregenden Studie Takeri und zeigt einen ungewohnt sportlichen Stil. Für mehr optischen Pfiff in der Business-Klasse will Mercedes sorgen. Die Stuttgarter übertragen das erfolgreiche Designkonzept der Limousine CLS auf einen Kombi; der neue Shooting Brake soll dessen Raumangebot mit der Schönheit eines Coupés vereinen. Generell sind die deutschen Premiumhersteller und auch weltweit vertretende Marken wie Ford und Mazda guter Dinge; sie sind deutlich weniger von den europäischen Absatzproblemen betroffen als etwa die Franzosen und GM-Tochter Opel.

Bei den Sportwagen zählt der Jaguar F-Type zu den Messe-Höhepunkten. Der designierte Nachfolger des legendären E-Type kommt zunächst als Roadster mit schnittigem Design, kompakten Abmessungen und bärenstarken Kompressormotoren auf den Markt. Konkurrent Porsche tritt nach der kompletten Erneuerung seiner Sportwagenfamilie zunächst kürzer, zeigt mit dem Allrad-Carrera [foto id=“436054″ size=“small“ position=“right“]aber ein weiteres von zahllosen Derivaten des 911.

Zahlreiche Neuheiten wollen zudem den Boom-Markt der SUV aufmischen. Allen voran fährt die neue Generation des luxuriösen Range Rover, erstmals mit Aluminium-Karosserie und dadurch 420 Kilogramm leichter als bisher. Porsche setzt beim Spritsparen weiter auf den einst verpönten Dieselmotor: die zweite Selbstzünder-Variante des Cayenne – erkennbar am Beinamen S – bietet dann auch endlich die markentypische Höchstleistung, dank eines 281 kW/382 PS starken V8-Motors. Auch Peugeot will endlich ein ordentliches Stück vom SUV-Kuchen abhaben und präsentiert sein Mini-SUV 2008 zumindest schon mal als Studie, bevor das Serienmodell im kommenden Jahr gegen Opel Mokka und Chevrolet Trax – ebenfalls in Paris vor Ort – antritt. Mini hingegen hat das Segment schon besetzt und beginnt nun bereits mit der Differenzierung: als schickere Alternative zum Countryman stellt die BMW-Tochter den Paceman im Coupé-Stil vor. Noch im Vorserienstatus ist ein kleines SUV von Suzuki, das als Studie S-Cross Premiere feiert und künftig den SX4 ersetzen soll. In der weiterhin besonders gefragten Kompaktklasse debütiert der Honda CR-V in der endgültigen Serienversion für den europäischen Markt. Optisch unverändert hat der Japaner technisch aufgerüstet und ist erstmals auch mit Frontantrieb zu haben.

Wer viel Platz und eine hohe Sitzposition wünscht, aber auf ein SUV lieber verzichtet, sollte sich bei den neuen Vans umschauen. Kia etwa präsentiert die Neuauflage des Carens, die mit dem biederen Stil des Vorgängers bricht. Während die Koreaner auf Evolution setzen, bricht bei BMW die Revolution aus. Die Münchner wollen erstmals in ihrer Geschichte einen Van auf den Markt bringen. Als Appetitmacher gibt es in Paris eine Studie zu sehen, die zudem mit dem lange Zeit in München verpönten Frontantrieb arbeitet.

Bis zum Messestart Ende September werden noch einige Überraschungen dazukommen. Bei der letzten Ausstellung vor zwei Jahren gehörten unter anderem VW Passat, BMW X3, Mercedes SLS AMG und Peugeot 508 zu den Highlights. Damals lockten die Hersteller weit über eine Million Besucher in die Hallen.

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