Tokyo Motorshow: Der Stoff aus dem die Träume sind

Mit rund 1,5 Millionen Besuchern ist die Tokyo Motorshow eine der publikumsträchtigsten Automessen der Welt. Derzeit strömen die Massen zur 43. Ausgabe zum Messegelände von Tokyo Big Sight, das lediglich 20 Busminuten vom Zentrum entfernt ist. Traditionell präsentieren die Aussteller weniger ihr aktuelles Produktportfolio, sie konzentrieren sich auf Neuheiten und Studien. Je gewagter desto besser.

Wenn japanische Autobauer Studien oder ausgefallene [foto id=“491416″ size=“small“ position=“right“]Fahrzeugkonzepte für die größte heimische Automesse entwickeln, dann brauchen sich die verantwortlichen Ingenieure für ihre Kreativität teilweise keine Zügel anzulegen. Wer sich einmal mit einem Auto über die Straßen des Großraums Tokio bewegt hat, der mit rund 35 Millionen Einwohnern das größte urbane Konglomerat der Welt bildet, begreift schnell die Notwendigkeit, bei Konzepten für die individuelle motorisierte Fortbewegung so verwegen zu denken wie möglich.

Toyota Auto Body, eine Tochter des größten Autobauers der Welt, spezialisiert auf Nutzfahrzeuge und die Fertigung von SUV von Toyota, wie dem Landcruiser und dem Lexus LX570, von Vans sowie dem Prius, präsentiert als praktische Lösung das Elektroauto COMS. Der 2,40 Meter lange Einsitzer erinnert konzeptionell an den Renault Twizy. Der COMS folgt der Einsicht, dass der aktuelle technische Stand der Technik elektrische Antriebe nur in möglichst kleinen, leichten Fahrzeugen Sinn machen. Nur 450 Kilo bringt der COMS auf die Waage. Das Konzept des gerade 1,15 Meter breiten Mobils feierte sein Debut bereits 2007. Die folgende weltweite Krise der Finanzmärkte brachte das Aus für den COMS [foto id=“491417″ size=“small“ position=“left“]wie für zahlreiche andere vergleichbare Konzepte alternativer Mobilität.

Seit Herbst 2012 steht das Fahrzeug wieder zum Verkauf. Der E-Motor leistet 3,5 kW/5 PS, die 3,5-kWh-Batterie reicht für 50 Kilometer Reichweite und maximal ist Tempo 60 km/h möglich. Das Fahrzeug ist in zwei Versionen verfügbar: Einmal als „P-Com“ mit einem kleinen Gepäckfach und lediglich 30 Kilo Zuladung. Zum anderen als „B-Com“, der 70 Kilogramm in einem Laderaum mit 370 Liter Volumen transportieren darf. Damit empfiehlt sich die Variante als ideale Besetzung für Kurier- und Lieferfahrten oder für die Post. Bislang hat der Hersteller rund 2 000 Exemplare des COMS ausgeliefert, für den japanische Kunden umgerechnet rund 10 000 Euro investieren müssen. Derzeit prüft die deutsche Dependance von Toyota in Köln die Möglichkeit, das Elektromobil auch in Deutschland zu vertreiben.

Die kubistische Bonsai-Interpretation auf dem Stand von Daihatsu trägt die Bezeichnung FC-Deck. Die Ausmaße des Mobils bewegen sich in den Grenzen der sogenannten „Kei-Cars“. Das sind jene Auto-Minis, die maximal 3,40 Meter lang und mit 660 ccm Hubraum motorisiert, von zahlreichen steuerlichen und gesetzmäßigen Restriktionen befreit sind, denen sich normale Pkw unterwerfen [foto id=“491418″ size=“small“ position=“right“]müssen. Dazu gehört unter anderem der Nachweis eines Parkplatzes in mindestens 800 Meter Umkreis zum Wohnort. Der FC-Deck streckt sich über eine Länge von 3,40 Meter und hat einen Radstand von 2,45 Meter. Für den Antriebsstrom sorgt eine Brennstoffzelle, die zur Reduzierung der Herstellungskosten mit sogenanntem „Clean Fuel“, also Biokraftstoff, arbeitet. Die Zelle gewinnt Wasserstoff aus dem Biokraftstoff, mit dem die Brennstoffzelle elektrische Energie erzeugt. „Clean Fuel“ ist überall verfügbar und problemloser im Tank zu lagern, als der extrem flüchtige Wasserstoff. Daihatsu hat den Antrieb so konzipiert, dass er sich bequem entnehmen und als mobile Energiequelle nutzen lässt, vergleichbar mit einem konventionellen Generator.

Die Toyota Tochter Daihatsu gilt in Japan generell als Spezialist für kleine Fahrzeuge, die sich im Rahmen der „Kei-Cars“ bewegen. Bei maximal 3,40 Meter Länge verwirklicht Daihatsu Limousinen und Minivans wie den Hustler, der in quitschebunten Farben den aktuellen Messestand dekoriert sowie ebenso den klassischen Roadster Kopen. Der wurde zwischen 2002 und 2010 produzierte und fand auch den Weg auf deutsche Straßen. Freilich nicht mit dem 50 kW/68 PS starken Originalmotor und 660 ccm Hubraum, sondern mit einem 1,3-Liter-Vierzlinder, der 65 kW/87 PS entwickelte. In Tokio enthüllte[foto id=“491419″ size=“small“ position=“left“] der Hersteller seinen Nachfolger als seriennahe Studie. Die Karosserieteile des neuen Kopen bestehen aus Kunststoff und lassen sich austauschen.

Wie sich Nissan die nächste Generation der Elektromobilität vorstellt, präsentierte Konzernchef Carlos Ghosn in Gestalt des Bladeglider. Dessen Konzept ist laut Hersteller „eng verbunden mit der stillen Freiheit eines Segelfliegers und der Dreiecksform von Flugzeugen mit gepfeilten Tragflächen“. Passend dazu lag der Schwerpunkt der Entwicklungsarbeit auf der Aerodynamik: der Verringerung des Luftwiderstands bei gleichzeitiger Erhöhung des Anpressdrucks. Technische Verwandtschaft besteht mit dem weltweit erfolgreichsten Elektroauto Nissan Leaf und dem Nissan ZEOD RC, der als emissionsfreier Rennwagen im nächsten Jahr seinen Einstand bei den 24 Stunden von Le Mans geben wird. Der Dreisitzer mit Flügeltüren wird angetrieben von Radnaben-E-Motoren an den Hinterrädern. Über deren Leistung und Verbrauch will der Hersteller noch nicht konkret informieren.

Für einen herausragenden Blickfang in Tokio sorgen die Design-[foto id=“491420″ size=“small“ position=“right“]Spezialisten von Kenokuyama. Der „Kode 9“ verkörpert einen fahrbereiten Sportwagen. Das Coupé ist 4,44 Meter lang und wiegt lediglich 845 Kilogramm. Sein aufgeladener Vierzylinder mit zwei Liter Hubraum leistet 225 kW/300 PS und sitzt in Mittelmotorlage hinter den Passagieren. Die Motorkraft überträgt ein Sechsgang-Schaltgetriebe an die Hinterräder. Ob jede Studie oder jedes Konzept auf der Tokyo Motorshow Aussicht auf eine Verwirklichung in der Serie hat, stellt sich bei japanischen Autobauern nicht primär. Sei es ein Großserienhersteller wie Mazda, Nissan und Toyota oder eine Manufaktur wie Kenokuyama Design. Wichtig ist die Entfaltung des kreativen Potenzials. Auf jeden Fall sind sie bei einer Autoschau das Salz in der Suppe.

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